Der Ball der Nationen in der Liederhalle war eine beliebte Veranstaltung. (Archivfoto) Foto: Lg/Kovalenko

Der 60. Ball der Nationen war angekündigt, Gäste hatten bereits Karten erworben. Doch dann fiel der Tanz aus. Die Stammgäste sind nicht nur sauer, einige haben nun auch rechtliche Schritte eingeleitet.

Stuttgart - Die Absage des Balls der Nationen im Januar hat ein juristisches Nachspiel: Drei Ehepaare, die für die Veranstaltung bereits im vergangenen Jahr Eintrittskarten gekauft hatten, haben Anzeige gegen die Organisatorin erstattet. Sie haben nach wie vor das Eintrittsgeld nicht erstattet bekommen, sagt eine Anwältin aus Schorndorf, die zu den Anzeigeerstattern gehört.

Der Ball war für den 21. Januar angekündigt gewesen. Kurz davor stellten Stammgäste fest, dass der Tanz mit multikulturellem Rahmenprogramm ausfallen würde. Sie erfuhren das aber nicht durch die Organisatorin, sondern als sie auf der Internetseite der Liederhalle etwas nachlesen wollten. Dort entdeckten sie, dass für jenen Samstagabend im auf den gekauften Ballkarten angegebenen Saal keine Tanzveranstaltung angekündigt war, sondern nur das Konzert eines skandinavischen Gospelchores. Kontaktversuche mit der Veranstalterin seien ins Leere gelaufen. Auch die für den Abend gebuchte Kapelle aus der Gegend von Fulda (Hessen) hätte sich beinahe auf den Weg gemacht – und stieß ebenfalls kurz vor dem angekündigten Ball darauf, dass sie dort nicht zum Tanz aufspielen werden würden.

Veranstalterin hatte Rückzahlung angekündigt

Nach einem Bericht in unserer Zeitung hatte die Organisatorin sich gemeldet und entschuldigend angekündigt, sie würde mit den Kunden Kontakt aufnehmen und ihnen ihren Eintrittspreis zurückbezahlen. „Das ist nicht passiert“, sagt die Juristin aus Schorndorf. Deswegen habe sie für sich und noch ein befreundetes Ehepaar Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstattet, ein weiteres Ehepaar habe sich ebenfalls in der Sache an die Strafverfolgungsbehörde gewandt, weil es sich betrogen fühlte. Ein Ballbesucher hatte für eine ganze Clique Karten besorgt und für knapp 500 Euro Karten bestellt. Auf eine Anfrage unserer Zeitung zur angekündigten Rückzahlung lag bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe keine Antwort von der Organisatorin des Balls vor.

Laut der Veranstaltungsgesellschaft In.Stuttgart war schon kurz nach dem gut besuchten Ball im Winter 2017 klar gewesen, dass es keine Neuauflage mehr geben würde. Die ganze Kommunikation und Abwicklung sei extrem kompliziert gewesen, sagte ein Sprecher der In.Stuttgart, die auch die Liederhalle bespielt. Im Frühjahr habe man das der Veranstalterin mitgeteilt – da waren bereits Karten an Stammkunden verkauft worden. Auch bei der Veranstaltungsgesellschaft war die Verwunderung groß, dass man noch im Januar im Internet eine Ankündigung auf den Ball fand, da nie ein Mietvertrag zustande gekommen war. Rechtliche Schritte leitete die städtische Gesellschaft aber nicht ein, da ihr kein Schaden entstanden sei, so der Sprecher.

Ball wäre zum 60. Mal gefeiert worden

Der Ball geht auf eine lange Tradition zurück: In diesem Winter wäre er zum 60. Mal gefeiert worden. Die ersten Ausgaben fanden im Cannstatter Kursaal statt. Die neue Organisatorin war vor zwei Jahren eingestiegen, weil ihr Vorgänger ins Ausland gegangen war und daher die Verantwortung abgeben musste. Der Ball sollte stets der Völkerverständigung dienen, weswegen die Gäste nicht nur ihr Tanzbein schwingen konnten in den verschiedenen Sälen der Liederhalle. Es war stets auch ein buntes Rahmenprogramm mit Kulturdarbietungen geboten. Auch das Büffet war entsprechend international aufgestellt, erinnern sich Gäste an frühere Veranstaltungen.