Ein Pferd wird nach einem Ausbruch von einer Tierärztin auf das Herpesvirus getestet. Foto: Caremans

Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch der Ausbruch des Herpesvirus machen dem Reitsport derzeit Probleme. Bis Ende März wurden erst einmal alle Wettkämpfe abgesagt. Die Pferdesportler im Nordschwarzwald bewahren aber die Ruhe.

Bei einem internationalen Reitturnier in Valencia war das Herpesvirus im Februar zum ersten Mal entdeckt worden, mehrere Pferde sollen an der Infektion bereits verstorben sein. Da sich das Virus inzwischen über große Teile von Europa ausgebreitet hat, sagte die FEI (Fédération Equestre Internationale) – die internationale Dachorganisation des Reitsports – alle weiteren internationalen Turniere bis Ende März ab. Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat in Abstimmung mit den Landesverbänden alle pferdesportlichen Veranstaltungen bis zum 28. März abgesagt.

Im Pferdesportkreis Nordschwarzwald ist bislang noch kein Fall bekannt – die Sorge bei den Verantwortlichen hält sich auch in Grenzen. Denn neu ist das Virus und der Umgang damit nicht. "Wir müssen mit dem Pferdeherpes-Virus schon seit ewigen Zeiten leben", sagt Rüdiger Rau. Rau betreibt in Altensteig eine Reitschule und ist seit Anfang des Jahres auch Bundestrainer der Ponyvielseitigkeitsreiter. "80 Prozent aller Pferde tragen das Virus in sich", sagt er. Es breche nur nicht bei allen aus. Sobald aber eine Infektion erkannt werde, müsse das Pferd separiert werden, damit es den Erreger nicht weitertragen könne. "Wir müssen einfach noch mehr als sonst an der Hygiene arbeiten", sagt Rau.

Impfung senkt Infektionsrisiko

Auch in Joachim Jungs Reitschule in Altheim, wo die Pferde von Olympiasieger Michael Jung daheim sind, macht man sich um eine ernsthafte Erkrankung der Tiere keine Sorgen. Joachim Jung erzählt, dass die Pferde im Altheimer Stall seit Jahren gegen das Herpesvirus geimpft werden. "Eine Sicherheit gibt es nicht, dass die Pferde es nicht bekommen, aber der Krankheitsverlauf ist bei geimpften Tieren deutlich schwächer", erzählt der Vater des bekannten Vielseitigkeitsreiters. Bei einem milden Verlauf hat das Tier ein paar Tage Fieber, in schweren Fällen gelangt das Virus aber über das Rückenmark ins Hirn und es kann zu schweren neurologischen Schäden oder gar dem Tod der Tiere kommen.

Jung spricht sich deshalb dafür aus, dass die Impfung zur Pflicht wird. Denn diese schwächt nicht nur die Symptome ab, sondern vermindert auch die Anzahl der über Tröpfcheninfektion ausgeschiedenen Viren und senke so das Infektionsrisiko, wie Pferdewirtschaftsmeister Rau erklärt.

Einige Pferdehalter würden sich im Fall der Herpesimpfung aber davor scheuen, diese den Pferden verabreichen zu lassen, da es schon mal vorkommen kann, dass ein Tier mit Fieber auf die Impfung reagiere und danach eine Woche ausfalle, weiß Jung. "Es kann schwierig sein, dass das immer in den Turnierkalender reinpasst." Aber wenn ein Tier erkranke, stehe der ganze Stall unter Quarantäne. Bei den Jungs sei das allerdings glücklicherweise noch nie der Fall gewesen.

"Wahrscheinlich beruhigt sich das wieder relativ schnell", so Jung, der sich generell nicht allzu besorgt über die Meldungen zeigt. "Das Virus taucht immer wieder auf, in den letzten Jahren punktuell und nicht flächendeckend", sagt der Reitschulenbesitzer. Allerdings sei der Ausbruch in Valencia der größte in den vergangenen Jahrzehnten. Von Kollegen habe Jung gehört, dass es in Valencia, wo etwa 800 Pferde beim Turnier waren, das Problem gab, dass etliche Reiter bereits abgereist waren, als das Virus entdeckt worden war. "Einige sind auch trotz der Sperrung des Geländes abgereist", sagt Jung und so habe sich der Erreger inzwischen über mehrere Länder verbreiten können.

Im April sollen wieder Turniere stattfinden

Reiter Michael Jung hatte im März geplant, am fünf Sterne Turnier in S-Hertogenbosch (Niederlande) teilzunehmen. Dies fällt nach den Bestimmungen nun natürlich ebenfalls aus. Sein Vater zeigt sich in Sachen Herpesvirus und Corona allerdings zuversichtlich, dass es im April weitergehen wird mit den Turnieren. Für Baden-Württemberg gebe es in Bezug auf Corona die Neuigkeit, dass die Turniere in Weiherhof und Marbach mit deutlich eingeschränkten Zuschauern stattfinden sollen.

Auch Rüdiger Rau will direkt nach der Sperre zwei kleine nationale Turniere auf seiner Anlage in Altensteig organisieren – mit strengem Hygienekonzept versteht sich. "Es wird nur wenige Starter und keine Zuschauer geben", sagt er. "Wir werden alle Ansammlungen von Menschen und Tieren vermeiden."