Auch am Ausbildungsmarkt im Nordschwarzwald macht sich die angespannte konjunkturelle Lage bemerkbar. Die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, zieht dennoch eine positive Bilanz für das Anfang September begonnene Ausbildungsjahr.
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist zwar zurückgegangen, bewegt sich aber im langjährigen Vergleich immer noch auf hohem Niveau. Erfreulich ist, dass sich weiterhin viele junge Menschen für eine betriebliche Berufsausbildung begeistern lassen, wie die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim mitteilt.
Von Oktober 2023 bis September 2024 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim insgesamt 3940 Ausbildungsstellen gemeldet, 406 oder 9,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
„Die meisten Unternehmen setzen weiterhin auf die eigene Ausbildung zur Sicherung ihres künftigen Fachkräftebedarfs. Sie sehen sich jedoch zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert. Besonders Branchen, die unter der schwachen Konjunktur leiden, sind mit der eigenen Ausbildung derzeit zurückhaltender und melden etwas weniger Stellen bei unserem Arbeitgeberservice“, wird Martina Lehmann zitiert.
Ende September noch 717 betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt
Die Top Zehn der gemeldeten Ausbildungsstellen führen die Kaufleute im Einzelhandel (331) an, gefolgt von den Verkäuferinnen/Verkäufern (195), den Industriekaufleuten (158) und den Köchinnen/Köchen (136). Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren Ende September noch 717 unbesetzt. Gegenüber dem Vorjahr waren das 148 oder 17,1 Prozent weniger. Die meisten freien Ausbildungsstellen gab es bei den Kaufleuten im Einzelhandel (101), Verkäuferinnen/Verkäufern (43), Köchinnen/Köchen (29), Hotelfachleuten (21) und Handelsfachwirten (20).
Einen Ausbildungsplatz mit Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim suchten 2746 Bewerber, nur 16 oder 0,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.
„Trotz des demografischen Wandels mit rückläufigen Schülerzahlen ist es uns gelungen, die Zahl der Ausbildungsplatzbewerberinnen und -bewerber im Nordschwarzwald stabil zu halten. Insbesondere mit praxisnahen und niedrigschwelligen Angeboten sowie neuen Formaten konnten wir viele junge Menschen aufschließen für die Attraktivität einer dualen Ausbildung und damit hervorragenden Karrierechancen in unserer Region Nordschwarzwald,“ erläutert die Agenturchefin.
„Um die Jugendlichen gut zu erreichen, setzten wir mit unserer Berufsberatung auf einen Mix aus altbewährten und neuen Wegen. Das fängt an bei unserer großen Traditionsmesse ‚Beruf aktuell‘ im Congress Centrum Pforzheim und geht über Beratungsangebote in Freibädern, Einkaufszentren oder Jugendhäusern hin zur ersten und gleichzeitig bundesweit größten Lehrstellenrallye im Landkreis Freudenstadt,“ so Lehmann.
Wichtig sind auch die unterschiedlichen Praktikumsangebote wie etwa die landesweiten Praktikumswochen. Sie tragen dazu bei, Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu ermöglichen und das Interesse an einer beruflichen Ausbildung zu wecken.
21,3 Prozent der gemeldeten Bewerber hatten einen Hauptschulabschluss
Hauptberufswünsche der Jugendlichen waren Industriekaufmann/Industriekauffrau (166), Kaufmann/-frau für Büromanagement (150), Industriemechaniker/-in (137), Kraftfahrzeugmechatroniker/-in – PKW-Technik (135) und Kaufmann/-frau im Einzelhandel (91). 21,3 Prozent aller bei der Arbeitsagentur gemeldeten Bewerber hatten einen Hauptschulabschluss, 54,9 Prozent hatten einen mittleren Schulabschluss, 19,7 Prozent hatten die Fachhochschul- oder Hochschulreife. Nur 0,7 Prozent verfügten über keinen Schulabschluss.
Jugendliche mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit zeigen zunehmend Interesse an einer dualen Ausbildung. Während die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber mit deutscher Staatsangehörigkeit gegenüber dem Vorjahr um 78 oder 3,5 Prozent zurückgegangen ist, gab es bei ausländischen Bewerbern eine Zunahme um 62 oder 11,8 Prozent. Zum Ende des Berichtsjahres gab es deutlich mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (717) als unversorgte Bewerber (64).
Trotzdem ist es nicht allen Bewerbern gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden, wie die Agentur für Arbeit schreibt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von fehlender Mobilität, über das Nichterfüllen der Anforderungen der Betriebe bis hin zu fehlender Flexibilität bei den Berufswünschen.
Viele Unternehmen suchen jetzt noch Nachwuchs, auch wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat. „Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht und dabei professionelle Unterstützung möchte, sollte keine Zeit verstreichen lassen und Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen,“ empfiehlt Lehmann. Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800/455 55 00 erhalten Jugendliche auch kurzfristig Termine bei der Berufsberatung.