Hat Respekt vor seinem Vehikel – Melvin Burmeister, angehender Busfahrer bei der SSB Foto: Leif Piechowski

Motoren haben ihn schon immer fasziniert. Der 19-jährige Melvin Burmeister aus Waiblingen hat deshalb voriges Jahr eine Busfahrerausbildung bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG begonnen. Wenn er sie beendet, wird der er Mitte nächsten Jahres Stuttgarts jüngster Busfahrer sein.

Stuttgart - Es ist helllichter Tag. Und was macht Melvin Burmeister? „Nachtbusfahrten üben“, sagt der 19-Jährige. Damit ist gemeint, nachts Bus zu fahren. Burmeister lernt die Strecken der Nachtbuslinien kennen. „Ich könnte auch eine Sonnenbrille aufziehen“, scherzt Burmeister.

Der hochgewachsene junge Mann ist im zweiten Lehrjahr einer Ausbildung, die den sperrigen Namen Fachkraft für Straßenverkehr trägt. Soll heißen: Burmeister lernt bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) Bus zu fahren. Wenn er im nächsten Jahr seine Abschlussprüfung besteht, ist er Stuttgarts jüngster Busfahrer. Doch wie kommt der damals 18-jährige Realschulabsolvent aus Waiblingen dazu, gerade Busfahrer werden zu wollen?

„Eine Vorliebe für Motoren hatte ich schon immer“, erklärt Burmeister. Sein Hobby besteht darin, mit sogenannten Scootern – hochgerüsteten Motorrollern – auf kleineren Rennstrecken Runden zu drehen. Zunächst hat sich Burmeister als Kfz-Mechatroniker und Automobilkaufmann beworben, aber keine Stelle gefunden. Schließlich hat ihm sein Vater, selbst SSB-Mitarbeiter, eine Ausbildung zum Busfahrer schmackhaft gemacht.

Im vorigen Jahr war es soweit: Burmeister und der Bus. „Als ich das erste Mal drin saß, dachte ich: Respekt!“, erinnert sich der Auszubildende. Kein Wunder: Schließlich kostet ein Bus der SSB bis zu 300 000 Euro und hat zwischen 300 und 350 PS. Das entspricht in beider Hinsicht etwa einem Ferrari.

Nicht alle Verkehrsteilnehmer haben ähnlich viel Ehrfurcht vor Bussen wie Burmeister. „ Die einen haben riesengroßen Respekt und kommen mit ihren Autos nicht mal in die Nähe eines Busses, andere dagegen respektieren Busse und ihre Fahrer überhaupt nicht.“ Besonders auf Fahrradfahrer „muss man aufpassen“, weiß Burmeister.

Als Busfahrer wird Burmeister eine Menge Verantwortung tragen. „Bis zu 150 Menschen passen in einen Gelenkbus“, sagt Jürgen Robben, stellvertretender Leiter der SSB-Busfahrschule. Burmeister nickt und lächelt – er freut sich auf den verantwortungsvollen Job.

Deshalb reizen ihn besonders die Buslinien 40 und 42, die durch die Innenstadt verkehren. „Dort geht es auf den Straßen besonders anspruchsvoll zu, anders, als wenn man auf den Feldern rumgurkt.“ Am Stuttgarter Hauptbahnhof sei es gerade besonders spektakulär, weil wegen dessen Umbau der Taxistand verlegt wurde. „Da braucht man echt Übersicht“, sagt Burmeister. Er überlegt kurz – nur die Übersicht zu behalten reicht für einen guten Busfahrer nicht aus.

„Freundlichkeit, Ruhe, Konzentration und Spaß am Fahren sind auch sehr wichtig“, sagt er. Eigenschaften, die Burmeister laut Ausbilder Robben alle besitzt. „Mein großes Ziel ist es, Verkehrsmeister zu werden“, fährt Burmeister fort. Der sei eine Art Krisenmanager, der bei Störungen eingreift, den Verkehr umleitet und eng mit den Verkehrsbehörden zusammenarbeitet. Wer Verkehrsmeister werden will, muss alle Geschäftsbereiche der SSB durchlaufen, vom Marketing über Betriebsstrategie bis zum Fahrplan erstellen. Und Kontrolleur? „Das heißt Fahrausweisprüfer“, verbessert Burmeister, „und: ja, das auch.“

Nachdem im Jahr 2008 das sogenannte Berufskraftfahrerqualifizierungsgesetz verabschiedet wurde, ist es für Unternehmen wie die SSB schwierig geworden, Busfahrer zu finden. Die Anforderungen an gewerbliche Busfahrer sind immens. Für Burmeister ist das gut, weil auch der Verdienst höher ist. Sein Einstiegsgehalt im nächsten Jahr beträgt über 2500 Euro brutto. Dann will sich der Autofan sein Traumauto kaufen – keinen Bus, einen Audi A6.