Nach dem Engagement beim Kaffeekochen kommen eigene Ideen wahrscheinlich gut an. Foto: AP

Nach dem Engagement beim Kaffeekochen kommen eigene Ideen wahrscheinlich gut an.

Stuttgart - Praktikum ist nicht gleich Praktikum - auf die Qualität und die Inhalte kommt es an. Mit der richtigen Strategie haben es Praktikanten oft selbst in der Hand, ob aus dem anfänglichen Kaffeekoch-Job doch eine interessante berufliche Erfahrung wird.

Wie erfolgreich ein Praktikum wird, entscheidet sich oft schon im Vorfeld. Bewerbungscoach Thomas Götze aus Stuttgart empfiehlt deshalb, sich möglichst um zielgerichtete und relevante Praktika zu bewerben: „Fragen Sie sich, was Sie lernen wollen und welche Arbeitgeber für Sie interessant sind.” Denn wichtig sei, dass die Praktika im Lebenslauf einen roten Faden erkennen lassen. Es macht wenig Sinn, sich bei möglichst vielen Unternehmen mit Standardschreiben und Serienbriefen zu bewerben. Stattdessen sind gezielte und passgenaue Bewerbungen der Schlüssel zum Erfolg.

Oft klagen Praktikanten darüber, dass sie nur Hilfstätigkeiten wie etwa Botengänge, Kopierarbeiten oder Kaffeekochen verrichten dürfen. Doch Götze weiß: „Wer sich auch für etwas weniger qualifizierte Arbeiten engagiert und dabei geschickt anstellt, empfiehlt sich auf diesem Weg für anspruchsvollere Aufgaben.” Deshalb sollten sich Praktikanten für einfache Tätigkeiten nicht zu schade sein, sondern sich bei ihnen Mühe geben. Auch die anderen Mitarbeiter müssen ungeliebte Routineaufgaben erledigen. Wenn diese Arbeiten von einem Praktikanten übernommen werden, ist das oftmals für die anderen eine wirkliche Entlastung. Das ist aber nur dann der Fall, wenn diese Tätigkeiten auch zufriedenstellend erledigt werden und nicht zum Beispiel beim Kopieren geschludert wurde.

„Ergreifen Sie selbst die Initiative”, betont Berufsberater Peter Klausen von der Arbeitsagentur Stuttgart. Schließlich hätte es jeder Praktikant selbst in der Hand, nach der Erledigung einer Aufgabe nicht den nächsten Auftrag abzuwarten, sondern zu fragen, wo er helfen könne. „Halten Sie die Augen auf, denken Sie auch bei einfachen Tätigkeiten mit, und lernen Sie erkennen, wo Not am Mann ist.” Gerade Praktikanten, die an Unterbeschäftigung leiden, sollten ihre Langeweile nicht demonstrativ zur Schau stellen und sich mit Computerspielen oder privaten Telefonaten die Zeit vertreiben. Besser ist es, aktiv um Aufgaben zu bitten. So kommt es in der Regel auch gut an, eigene Ideen vorzuschlagen oder die Mitarbeiter zu bitten, ihnen über die Schulter gucken zu dürfen. „Seien Sie interessiert”, empfiehlt auch Götze. „Hören Sie aktiv zu. Aber treten Sie nicht als Besserwisser auf. Formulieren Sie Vorschläge lieber einmal in Form einer Frage, als gleich Veränderungen von Unternehmensabläufen zu fordern.” Wer sich in der ersten Zeit im Praktikum in dieser Weise verhält, wird später mit eigenen Ideen größeren Erfolg haben als der Praktikant, der schon am ersten Tag alles besser weiß.

Berufsberater Klausen empfiehlt Praktikanten aber auch, nicht zu allem Ja und Amen zu sagen: „Wenn Sie zum Beispiel im Praktikum auch nach längerer Zeit nur Kaffee kochen und einkaufen dürfen, müssen sie etwas dagegen tun. Am besten suchen Sie dafür das Gespräch mit der für Sie zuständigen Führungskraft”, sagt Klausen. Oft gebe es Missverständnisse, die sich in so einem Gespräch ausräumen ließen. Verändert sich an der Situation des Praktikanten auch nach wiederholten Aussprachen nichts, empfiehlt Klausen, zur Not auch das Praktikum abzubrechen. Doch vorher sollten die Betroffenen auch noch mit unbeteiligten Dritten das Gespräch suchen. „Neben den Betriebsräten können Sie sich mit Ihren Sorgen auch an die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer oder an uns von der Arbeitsagentur wenden.”

Läuft es im Praktikum schief, empfiehlt Götze auch Selbstreflexion. „Fragen Sie sich, welchen Anteil Sie daran haben: Sind Sie freundlich und hilfsbereit? Gehen Sie selbst auf die Mitarbeiter zu, oder verschanzen Sie sich hinter dem Schreibtisch und warten auf eine Kontaktaufnahme von der anderen Seite?”