Sinja Hölig absolviert eine Ausbildung zur Textil- und Modeschneiderin bei der piapaul.Kleidermanufaktur. Die 22-Jährige ist von der Vielfalt begeistert.
Munter rattert die Nähmaschine, gleich nebenan wird eifrig gebügelt – Alltag in der piapaul.Kleidermanufaktur für Kindermode, Uniformen und Narrenkleider von Kathrin Beck in Rottweil. Mittendrin sitzt die 22-jährige Sinja Hölig und arbeitet an einem Damenblazer aus rotem Samt – ihrer Prüfungsarbeit.
Bereits in Kürze steht die Abschlussprüfung zur Textil- und Modeschneiderin an. Während die Ausbildung zur Maßschneiderin dem klassischen Handwerk zugeordnet wird, wird die Ausbildung zur Textil- und Modeschneiderin von der Industrie- und Handelskammer angeboten. Aber was ist der Unterschied?
„Als Modeschneider stellt man Modelle für die Serienfertigung von Textilprodukten her. Dagegen arbeiten Maßschneider auf Bestellung einzelner Kunden“, erklärt Kathrin Beck und gibt zu, dass die Zeit mit ihrer ersten Auszubildenden eine sehr spannende gewesen sei. „Ich musste da auch erst reinwachsen“, sagt sie. Entsprechend fiebere sie auch bei allem mit.
Der klassische Weg Sie selbst hat eine klassische Ausbildung zur Schneiderin im Handwerk absolviert, sammelte dann aber Erfahrung in der Industrie und machte 2002 ihren Abschluss als Bekleidungstechnikerin am Otto-Johannsen-Technikum in Reutlingen. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Schnittbereich in der Kinderoberbekleidung hat sie sich selbständig gemacht.
Stetig gewachsen Über die Jahre ist die kleine Manufaktur stetig gewachsen, Personal wurde eingestellt, und immer mal wieder kommen auch Schülerinnen zum Praktikum. Seit längerem trug sich Kathrin Beck mit der Idee, auszubilden. Und als dann die Anfrage von Sinja Hölig kam, wurde die Idee umgesetzt. „Und das war gut so“, freut sich Beck.
Über das Praktikum zum Beruf gefunden
„Ich wusste nach dem Abi nicht so richtig, was ich machen soll, und habe dann hier ein Praktikum absolviert“, erzählt die Auszubildende. Das sei super gewesen und habe unheimlich Spaß gemacht, so dass sie sich für die Ausbildung entschied. „Dabei hatte ich davor noch gar nicht so viel genäht“, sagt sie und lacht.
„Die Ausbildung ist so vielfältig, es gibt so viele Formen von Kleidung und immer wieder andere Stoffe“, schwärmt sie. So hat sie eher durch Zufall ihren Traumberuf entdeckt. Jeden Tag nähe sie etwas anderes, könne ihre eigene Kleidung jetzt auch selbst ändern, oder sich selbst etwas nähen. Das gefällt der 22-Jährigen. „Außerdem hat Nähen auch etwas sehr Beruhigendes und fast schon Meditatives“, ergänzt sie.
Mischung aus Handwerk und Industrie
Da sie auch industrielle Fertigungsmethoden lerne und die Ausbildung eine Mischung aus Handwerk und Industrie sei, habe sie im Anschluss vielfältige Berufsmöglichkeiten, informiert Sinja Hölig. „Ich war bei Mey und habe dort gelernt, wie man industriell zuschneidet“, erzählt sie. „Deswegen haben wir uns bewusst für die IHK-Ausbildung entschieden, da sie einfach zeitgemäßer ist“, sagt Kathrin Beck.
Blockunterricht Die Schule habe sie blockweise in Balingen besucht. „Jetzt im dritten Lehrjahr waren wir leider nur noch zu siebt“, bedauert sie. Eine Lehrzeitverkürzung, die es für Abiturienten ja gibt, wollte sie nicht. „Ich brauchte ja die Praxiserfahrung“, sagt Sinja Hölig.
An die Modeschule in Stuttgart
Nach der Abschlussprüfung wird sie die staatliche Modeschule in Stuttgart besuchen und ist froh und glücklich, dort einen Platz bekommen zu haben. „Die Aufnahmeprüfung ist gar nicht so einfach. Und man muss gut zeichnen können. Ich freue mich total drauf “, sagt sie.
Ihre Ausbildung in der Manufaktur sei super gewesen, „weil man sich hier mit einbringen kann“, schwärmt sie und ergänzt: „Ich kann die Ausbildung nur empfehlen, da der Beruf sehr vielseitig und keinesfalls altmodisch ist. Ich bin froh, dass ich diesen Weg gefunden habe“. Ein Kleidungsstück von Grund auf anzufertigen, das sei ein tolles Gefühl. Und man könne sich kreativ ausleben.
Auch Kathrin Beck ist überzeugt: „Auszubilden macht Spaß und ist auch total wichtig für die Branche“. Und die nächste Auszubildende ist bereits am Start. „Aber Praktikanten sind auch immer herzlich willkommen“, lässt Kathrin Beck wissen.