Anke Traber, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Balingen, und Marcel Scheibe, Teamleiter der Berufsberatung Foto: Jessica Müller

Für viele startet am 1. September die Ausbildung. Wer sich aber noch nicht um einen Ausbildungsplatz gekümmert hat, hat noch gute Chancen einen Platz zu bekommen.

In wenigen Tagen beginnt für viele junge Menschen der Ernst des Lebens: Am 1. September starten viele Jugendliche in die Berufswelt. Doch nicht jeder Schulabgänger hat sich bereits einen Ausbildungsplatz gesichert – auch im Zollernalbkreis sind noch einige Plätze unbesetzt.

 

Dort werden jedes Jahr etwa 1500 Ausbildungsplätze angeboten. Davon sind aktuell noch 444 Stellen unbesetzt. „Das ist für den Zollernalbkreis üblich“, weiß Marcel Scheibe, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in Balingen. Auf jeden Jugendlichen kommen derzeit zwei mögliche Ausbildungsstellen.

„Wir haben hier einen ziemlich stabilen Ausbildungsmarkt.“ Offene Stellen im Raum Albstadt gibt es unter anderem noch als Industriemechaniker, Kaufmann im Einzelhandel, Pflegefachmann oder Verkäuferin. Im Raum Balingen werden zusätzlich noch einige Maurer und Feinwerkmechaniker gesucht, im Raum Hechingen sind noch Ausbildungsplätze als Textil- und Modenäher, als Gärtner im Garten- und Landschaftsbau sowie als Fachverkäufer in der Fleischerei offen.

50 bis 60 Ausbildungsberufe im Zollernalbkreis

„Wir haben im Zollernalbkreis einen gut gemischten Ausbildungsmarkt“, so Scheibe. „Von rund 300 Ausbildungsberufen können 50 bis 60 direkt vor Ort gelernt werden.

Die Berufswünsche haben sich im Zollernalbkreis über die Jahre nicht stark geändert. „Im Großen und Ganzen sind in den Top 10 immer die gleichen Berufe, auch weil es da am meisten Plätze gibt“, so Anke Traber, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Klassiker sind bei den jungen Herren der Kfzler, Industriemechaniker, Automobilkaufmann, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik, Mechatroniker und der Elektroniker. Neu ist seit einen Jahren der Fachinformatiker.

Junge Frauen lernen typische Frauenberufe

Bei den Damen stehen nach wie vor die Medizinische Fachangestellte, die Kauffrau für Büromanagement, die Industriekauffrau, die Zahnmedizinische Fachangestellte, die Tiermedizinische Fachangestellte sowie die Kauffrau im Einzelhandel und die Verkäuferin ganz oben auf der Liste.

„Davon, dass Mädchen diese eher für Frauen typischen Berufe machen, kommen wir auch nicht weg“, meint Vorsitzende der Agentur für Arbeit, Anke Traber. „Egal was wir versuchen.“ Deutlich mehr Einfluss auf die Entscheidung der Jugendlichen haben die Eltern.

Meinung der Eltern wichtig

„Ich würde sagen, dass am Ende zu 70 Prozent die Meinung der Eltern ausschlaggebend ist“, so Scheibe. „Da hilft es schon, wenn man einfach eine grobe Richtung vorschlägt oder auch einfach nur ganz grundsätzlich über verschiedene Möglichkeiten spricht.“ Denn: „Wir erleben immer mehr, dass junge Menschen mit den vielen Möglichkeiten überfordert sind.“

23 000 Studiengänge

Zu den rund 300 Ausbildungsberufen kommen für Abiturienten 23 000 mögliche Studiengänge in Frage – keine leichte Entscheidung. „Das ist meiner Meinung auch Aufgabe der Eltern, sich diesem Prozess zu stellen.“

Ein aktueller Trend: Die Ausbildungsstätte soll in der Nähe und in der Heimat sein. „Früher war das eher üblich, dass man von zuhause weg wollte“, meint Traber. „Wenn die Berufsschule woanders ist, ist der Ausbildungsplatz aktuell oft nicht mehr interessant.“

Arbeiten statt Ausbildung

Ein wachsendes Problem: „Immer weniger Jugendliche wollen überhaupt eine Ausbildung machen oder denkt, dass die Noten dafür nicht gut genug sind“, sagt Scheibe. Das liege unter anderem auch an der Mindestlohnproblematik. „Viele junge Menschen fangen dann lieber an, direkt zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.“

Er warnt: „Wenn sich die wirtschaftliche Lage ändert, sind ungelernte Arbeiter die ersten, die gekündigt werden. Eine Ausbildung ist daher nach wie vor eine wichtige Absicherung.“ Dabei seien die Betriebe derzeit sehr großzügig. „Teilweise werden die Noten gar nicht mehr angeschaut“, weiß der Berufsberater. „Wichtig ist den Unternehmen, dass man motiviert ist.“