Auch Bürgermeister Markus Wendel (links) war bei der Auszeichnung der Kameraden der Feuerwehr dabei. Foto: Günther Wallburg

Neun Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bad Teinach-Zavelstein werden zum „Helfer vor Ort“ ausgezeichnet. Sie helfen, noch bevor Sanitäter und Notarzt vor Ort sind.

Vergangenes Jahr hatten sich 22 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Bad Teinach-Zavelstein – unabhängig von ihren eigentlichen Feuerwehraufgaben – zum Sanitäter im Rettungsdienst ausbilden lassen. Ein Novum im ganzen Landkreis. Damit nahmen sie am Programm „herzsicherer Landkreis / Region der Lebensretter“, kurz RDL, teil. Neun Kameraden ließen sich jüngst zum “Helfer vor Ort“ (HVO) weiterbilden. Ein Zehnter folgt in Kürze.

 

Beide Systeme werden durch die Integrierte Leitstelle (ILS) Calw zu den jeweiligen Einsätzen über eine App-basierte Anwendung alarmiert.

Urkunden und Ausrüstung überreicht

Am Donnerstagabend erhielten die neun Kameraden nun im Rahmen einer Feierstunde im Feuerwehrgebäude in Zavelstein offiziell ihre Urkunden und Ausrüstungen überreicht. Darüber hinaus erhielten sie Verordnungen des Innenministeriums über die Mitwirkung von Helfer-vor-Ort-Systemen in Ergänzung zur Notfallrettung (Ersthelferverordnung) als auch Richtlinien der FFW Bad Teinach-Zavelstein über die Mitwirkung am Programm HVO.

Der kleinen Feier wohnten Bürgermeister Markus Wendel, die beiden Ausbilder vom ASB und DRK Christoph Peuckert und Simon Böttinger sowie Kommandant Werner Kalmbach bei.

Schnellere Hilfe in Notfällen

Dem zehnten Teilnehmer fehlt noch das rettungsdienstliche Praktikum auf einem RTW. Danach erhält auch er seine Bewilligung.

Der Herz-Kreislaufstillstand stellt mit mehr als 50 000 Fällen pro Jahr die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar. Der Notfall: Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und fehlender Puls treten plötzlich auf und führen zum Tod, obwohl oft Personen, die helfen könnten, in der Nähe sind. Der Rettungsdienst braucht im Schnitt circa acht bis 15 Minuten, bis er beim Patienten ist.

Die App-basierte georeferenzierte Alarmierung von registrierten Ersthelfern hat das Ziel, in den ersten Minuten eines Herz-Kreislaufstillstandes durch professionelle Ersthelfer mit Reanimationsmaßnahmen zu beginnen, um den Betroffenen die größtmögliche Überlebenschance zu bieten.

Böttinger erläuterte am Abend nochmals das System. Bei einem Notruf über die 112 wird bei Vorliegen einer entsprechenden Situation das System HVO aktiviert. Parallel zum Rettungsdienst erhalten registrierte, professionelle Ersthelfer über eine App einen Voralarm.

Die Einsatzvergabe läuft über eine App

Für den Einsatz werden dann vier HVO ausgewählt, die am schnellsten und noch vor dem Rettungsdienst eintreffen können. Mit Bestätigung der Übernahme teilt die App dem Ersthelfer eine Aufgabe zu, wie zum Beispiel die direkte Anfahrt zum Notfallort, das Einweisen des Rettungsdienstes oder das Holen eines automatischen externen Defibrillators (AED) am nächstgelegenen verfügbaren Standort. Dieser ist in der App in Form einer Defi-Map integriert.

Jeder Helfer vor Ort erhielt am Abend seinen persönlichen Notfallrucksack, den die Stadt Bad Teinach-Zavelstein finanzierte. Die Rucksäcke sowie deren Inhalt sind Eigentum der Stadt. Laut Bürgermeister kostet das Stück aktuell 420 Euro. Jeder HVO ist selbst für die Funktionstüchtigkeit seiner Ausrüstung verantwortlich.

Ein hohes Mass an Respekt und Anerkennung zollte Bürgermeister Wendel den zehn Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus den drei Feuerwehrabteilungen Rötenbach, Bad Teinach und Sommenhardt / Zavelstein. Über zwei Monate hinweg haben sie in ihrer Freizeit zuerst zwei Lehrgangsinhalte zum Sanitätshelfer (SHL) und zum Sanitätsdienst (SDL) durch die Landesschule des Arbeiter-Samariter-Bundes Baden-Württemberg (ASB) vermittelt bekommen.

Vorgeschaltet waren noch weitere Stunden Basisausbildung über wichtige Erste Hilfe Maßnahmen. Jetzt kamen noch die Ausbildungsinhalte zum HVO hinzu. Den Idealismus und die hohe Einsatzbereitschaft seiner Kameraden lobte im Besonderen und mit Stolz auch Feuerwehrkommandant Kalmbach.

Das sind die neuen „Helfer vor Ort“

Folgende Feuerwehrkameraden haben die Berechtigung zum Helfer vor Ort erhalten: Steffen Schönthaler, Tatjana Wagner, Nico Kalmbach, Kevin Grossmann, Mandy Klein, Julian Grossmann, Alexander Keck, Markus Ertel, Werner Kalmbach und Pascal Wohlgemuth.

Die Helfer vor Ort (HVO)

Das sind sie HVO sind gut ausgebildete, ehrenamtliche Ersthelfer aus der Nachbarschaft: die Helfer-vor-Ort oder auch First Responder genannt. Ihre Aufgabe ist es, im Ernstfall die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes zu überbrücken. Damit übernehmen die ehrenamtlichen Helfer eine wichtige Funktion in der Rettungskette.

Dann kommen sie zum Einsatz
Helfer-vor-Ort kommen immer dann zum Einsatz, wenn sie den Ort eines Notfalls schneller erreichen können als der Rettungsdienst oder aber, wenn das nächste Rettungsfahrzeug noch im Einsatz ist.

Ihre Aufgaben
Die HVO übernehmen die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sie führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen die Patienten. Dabei steht jedem Helfer eine komplette Notfallausrüstung zur Verfügung, die unter anderem ein Blutdruck- sowie Blutzuckermessgerät, Verbandmaterial und Güdeltuben zur Beatmung enthält.

Ausbildung zum HVO
Die ehrenamtlichen Lebensretter legen einen Erste-Hilfe-Kurs mit acht Doppelstunden sowie eine Sanitätsausbildung mit 64 Stunden ab, wie Kommandant Kalmbach berichtet. Darüber hinaus erhalten sie eine Schulung in der Herz-Lungen-Wiederbelebung und eine Einweisung in die Frühdefibrillation.