Schlechte Nachricht für Storchenfreunde: Das Nest im Friesenheimer Eschentalweg wurde entfernt. Eine Rückkehr ist unwahrscheinlich; auf dem Betonmast soll eine Abwehrvorrichtung errichtet werden. Sicherheitsbedenken sind der Hintergrund.
Friesenheim - Ein Leser hatte unsere Redaktion darauf aufmerksam gemacht, dass das Nest nicht mehr auf dem Betonmast sitzt. "Meine Enkel haben sich immer sehr darüber gefreut, wenn die Störche da waren. Nun muss ich ihnen erklären, dass sie nicht mehr da sind", sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch andere Friesenheimer hätten Meister Adebar dort immer gern beobachtet.
Ein Storchennest darf nicht einfach so entfernt werden. Da die Tiere unter Naturschutz stehen, braucht es eine Genehmigung der höheren Naturschutzbehörde. Diese hatte sich der Betreiber des Masts im September 2022 eingeholt, teilt das Regierungspräsidium Freiburg (RP) auf Anfrage mit. "Es liegt eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Entfernung des bestehenden Storchennestes im Eschentalweg vor", so Pressesprecher Matthias Henrich.
Naturschutzbehörde stimmt Entfernung zu
Doch warum wurde das Nest entfernt und der Storch damit voraussichtlich aus dem Eschentalweg vertrieben? Laut dem RP gab es wohl Sicherheitsbedenken von Seiten des Betreibers des Betonmasts. "Zur Begründung wurde angeführt, dass das Nest über die Jahre hinweg durch die fortwährende Bautätigkeit der Störche an Größe und Masse zugenommen habe, sodass der Antragsteller aus statischen Gründen die Tragfähigkeit des Betonmastes gefährdet sieht und Teile des Nistmaterials herunterzufallen drohen". Diese Begründung sah die Naturschutzbehörde als valide an: "Aus Verkehrssicherungsgründen konnte hier einer Entfernung des Nestes zugestimmt werden".
Normalerweise lassen sich die Tiere nicht beirren, wenn ihr Nest entfernt wurde. Sie gelten als standorttreu und bauen oft ein neues Nest auf dem bisherigen Platz, erklärt der regionale Storchenbetreuer Wolfgang Hoffmann, der über den Abbau in Friesenheim nicht informiert wurde. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass die Störche in den Eschentalweg zurückkehren. "Die Entscheidung der höheren Naturschutzbehörde enthält die Nebenbestimmung, dass am bisherigen Neststandort auf dem Betonmast eine entsprechende Abwehrvorrichtung installiert werden kann", teilt das RP mit. Mit dieser Abwehrvorrichtung soll wohl verhindert werden, dass der Betonmast erneut zu stark belastet wird, wenn die Störche ein neues Nest bauen.
Ein bisschen Hoffnung auf eine Rückkehr gibt es jedoch: Die Abwehrvorrichtung darf laut RP nur errichtet werden, "falls für die Störche ein als geeignet erscheinender Ersatzstandort gefunden wird". Zudem gelten Störche als hartnäckig – oft trotzen sie den Abwehreinrichtungen und bauen ihr Nest dennoch.
Es ist also wohl sicher, dass die Storchenpopulation in Friesenheim erhalten bleibt. Gut möglich jedoch, dass sich Friesenheimer Spaziergänger bald an einem anderen Ort über Meister Adebar freuen.
Ähnlicher Fall in Ettenheim
Das Storchennest im Eschentalweg ist nicht das einzige in der Region, das in den vergangenen Tagen abgebaut wurde. Ein ähnlicher Fall hat sich in Ettenheim ereignet. Auch dort gab der Betreiber des Funkmasts, auf dem das Nest saß, Sicherheitsbedenken bezüglich der Last des Nests an. Wie auch in Friesenheim hatte das Regierungspräsidium dem Betreiber eine Ausnahmeregelung erteilt.