Schließt sein Gasthaus schweren Herzens: Lothar Ebner. Foto: Reichart

Wer hätte das jemals gedacht? Einst gab es in Wolterdingen sechs Gasthäuser und sogar noch ein Café. Nun schließt zum 4. Oktober das letzte Speiselokal im mit seinen 1750 Einwohnern größten Stadtteil von Donaueschingen. Die lange Ära im Falken endet.

Donaueschingen-Wolterdingen - Am Samstag und Sonntag hat die auch über Wolterdingen hinaus beliebte und geschätzte Gaststätte das letzte Mal geöffnet.

Gesundheitliche Gründe

Inhaber Lothar Ebner kapituliert aus gesundheitlichen Gründen. Vor zwölf Jahren bekam der jetzt 62-Jährige Kehlkopfkrebs. Diese Krankheit überstand er, doch die Schicksalsschläge gingen weiter. Vor rund drei Jahren starb seine Ehefrau Ilona. Und vor zwei Jahren wurde bei ihm Multibles Myolom, eine Form von Blutkrebs, festgestellt. "Mit dieser Krankheit kann ich leben, aber sie zehrt an den Kräften", schildert der gelernte Küchenmeister und Diätkoch.

Über Gästemangel konnte sich der engagierte Gastronom nie beklagen. Diese kamen aus allen Himmelsrichtungen, denn er war für seine ausgesprochen köstliche Küche, bei der das Preis-Leistungsverhältnis stimmte, bekannt. Meist war das Lokal voll besetzt, sodass man am besten reservieren musste, um sicher einen Platz zu bekommen.

Die Corona-Pandemie bremste dann das Geschäft wie überall in dieser Branche, "doch auch der angebotene Straßenverkauf lief ganz gut. Die Wolterdinger waren sehr nett zu uns", freut Lothar Ebner sich auch jetzt noch.

Dann, nach der Lockerung, ging es weiter wie gehabt. "Volles Haus. Und diesen Ansturm schaffe ich nicht mehr", erklärt er seine Beweggründe, den Betrieb jetzt aufzugeben. "Darum ziehe ich mich nun aus dem Showgeschäft zurück", fügt er mit einem zaghaften Lächeln an.

Ausschlaggebender Punkt ist auch der Tod seiner Ehefrau. "Ilona war Wirtin mit Herz und Seele. Das war ihr Leben. Und ich fühlte mich in der Küche sehr wohl", schildert der beliebte Gastronom. Seit dem Tod der Ehefrau lief es dank der großen Hilfe seiner beiden Kinder und der Servicemitarbeiterinnen weiter. Doch Personal sei Mangelware, sagt Lothar Ebner.

"Schweren Herzens gehe ich nun diesen Schritt, doch ich muss erst mal mit mir klar kommen. Man muss seine Grenzen kennen. Mal sehen, wie es mit meiner Krankheit weitergeht", sagt der langjährige Falken-Betreiber. "Ich möchte noch gerne meine Enkelkinder aufwachsen sehen. Im neuen Jahr wird sich entscheiden, ob oder wie es weitergeht. Aber auch, wenn ich dann gerne wieder etwas machen möchte, fehlt mir ja das Personal", sinniert er über die Tragweite seiner jetzigen Entscheidung.

Letzte klassische Gaststätte im Ort

Die Wolterdinger, auch die Vereine, bedauern diesen Einschnitt ins Dorfleben natürlich sehr. "Ich kann die Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Aber ich wäre froh, wenn man doch eventuell später eine Lösung finden würde", sagt Ortsvorsteherin Angela Giesin. Denn ganz ohne Gaststätte können sich die Wolterdinger das Ortsleben kaum vorstellen. Die Lounge, die aus dem früheren Traditionsgasthaus Sonne hervorging, sei mit dem schmackhaften Fingerfood recht und gut, aber sie sei kein Ersatz für das Speiserestaurant, erklärt Angela Giesin.

Mit dem Gasthaus zum Falken verliert Wolterdingen ein über Jahrzehnte liebgewonnenes Traditionslokal. Lothar Ebner selbst war 27 Jahre in dem Haus aktiv. In Wolterdingen gibt es die Lounge, aber der Falken war das letzte Gasthaus alter, klassischer Prägung. Nun hoffen Vereine und Bürger, dass sich vielleicht eine Möglichkeit findet, dass der Ort einen Ersatz in diesem Gastro-Segment bekommt – denn ein derartiges traditionsreiches Gasthaus ist immer auch ein Treffpunkt und ein vitaler Kern des gesellschaftlichen Lebens im Ortsteil.