Tauben im Gewerbegebiet Nord: Die Population wird dort auf gut 1000 Exemplare geschätzt. Foto: Kauffmann

Tauben werden vielerorts als Plage wahrgenommen, so auch in Bisingen. Die Population ist in den vergangenen Monaten exponentiell gewachsen. Dem setzen Gemeinde und der Verein Taubenhilfe das "Augsburger Modell" entgegen. Diesen Donnerstag wurde der erste betreute Taubenschlag aufgestellt.

Bisingen - Wer durchs Gewerbegebiet Bisingen Nord fährt, kann Tauben, die in Schwärmen am Himmel Luft fliegen und sich auf Dächern sitzen gut erkennen. Das ist in diesem Fall auch so gewollt, denn auf dem Gelände im Anschluss an die Otto-Lilienthal-Straße steht seit dem Jahreswechsel eine Futterstelle mit Mais, Gerste und Weizen für die Vögel.

Futterstelle lockte die Vögel an

Dieser lockte die Tauben in den vergangenen Wochen an und sie konnten sich an diesen Futter-Standort gewöhnen. In nächster Nähe haben Gemeinde und Taubenhilfe Bisingen diesen Donnerstag nämlich den ersten Taubenschlag aufgestellt, und es ist zu erwarten, dass sich die Tiere dort niederlassen.

Weil das einige Zeit dauern wird, bleibt die Futterstelle erstmal wo ist. Die Mitglieder der neu gegründeten Taubenhilfe Bisingen werden die Tauben im Schlag mit Futter versorgen und sich um die Reinigung kümmern. Das Futter stellt die Gemeinde zur Verfügung. Tauben fressen nach Angaben des Vereins je nach Jahreszeit 30 bis 50 Gramm pro Tag, erwartet wird ein Verbrauch von 35 Kilogramm täglich und pro Station. Ein Sack Futter kostet 16 bis 20 Euro.

Kot bleibt meistenteils im Taubenverschlag

Der Bauwagen ist ausgestattet mit 78 Nistplätzen, jeweils 30 Zentimeter hoch, breit und tief – angefertigt von den Bauhofmitarbeitern. 100 bis 120 Tauben sollen darin Platz finden. Das Kalkül: Die Tauben werden die meiste Zeit des Tages im Verschlag bleiben, weil sie dort gefüttert und nicht mehr auf Nahrungssuche gehen müssen. Deshalb wird auch der Taubenkot weitgehend im Verschlag bleiben. Darüber hinaus gibt es eine kleine Solaranlage, die das Wasser beheizt, sodass es im Winter nicht gefriert; die Stelle, an der die Tiere rein und raus fliegen öffnet und schließt automatisch. Das soll verhindern, dass etwa Marder hineinkommen und Unruhe stiften.

Weitere Taubenstationen folgen

Die Taubenstation im Gewerbegebiet ist erst der Anfang. Weitere sollen in Bisingen folgen, denn neben dem Gewerbegebiet gibt es weitere Tauben-Hotspots in Bisingen: Diese sind vor allem an der Königsberger-Straße und eine kleinere Population gibt es bei der Hohenzollernhalle. Ob die Taubenschläge wieder in Form eines Bauwagens sein werden, ist derzeit offen. Denkbar sind Taubenschläge, die in Modularbauweise erstellt werden, oder Dachböden. Für Futter und Taubenschläge hat die Gemeinde 100 000 Euro im aktuellen Haushalt vorgesehen.

Eier werden getauscht

Wie sollen Taubenschläge die Population reduzieren? Ziel ist, alle Tauben in die betreuten Schläge zu locken. Dort werden die Eier gegen künstliche ausgetauscht, die identisch aussehen. Dies vermeidet zunächst, dass die Population weiter wächst. Im nächsten Schritt werden die bestehenden Tiere so alt, dass sie auf natürliche Art an Altersschwäche sterben. Tote Tiere werden die Taubenhilfe wohl aber eher nicht zu Gesicht bekommen. Die Kadaver werden von Greifvögeln oder Füchsen geholt. Was zu sehen sein wird, ist ein Haufen Federn am Boden.

Rund 1000 Tauben

Auch wenn der Anfang gemacht ist: Dass die Maßnahme innerhalb kürzester Zeit Wirkung zeigt, ist nicht zu erwarten. Bis die Taubenpopulation in ganz Bisingen spürbar zurückgeht, kann es recht lange dauern. Im Herbst dieses Jahres ist eine erste Bilanz zum Taubenschlag im Gewerbegebiet möglich. Wie der Verein Taubenhilfe vorrechnet, lebten im August 2021 im Gewerbegebiet noch 350 bis 400 Tauben, inzwischen sei die Population dort auf gut 1000 Exemplare angewachsen. Tauben vermehrten sich exponentiell, was im Umkehrschluss heißt: Je länger nichts getan wird, desto schneller wächst eine Population.

Freiwillige gesucht

Der Verein Taubenhilfe sucht weiterhin Mitglieder, die die Taubenschläge ehrenamtlich betreuen. Bestenfalls täglich eineinhalb Stunden, egal welcher Tag, egal wie viele Tage. Wer körperlich nicht mehr so fit ist, kann dem Verein Spenden, auch in Form von Sachspenden wie Futter, Einstreu und Zubehör. Weitere Infos gibt es unter Telefon 0151/61051554.