Auf dem Gleis 4 und 5 ist der Aufzug außer Betrieb. Ein Absperrband kennzeichnet dies. Foto: Elena Baur

Nach einer Rettung aus einem Aufzug am Bahnhof in Rottweil ist der Fahrstuhl zerstört. Der barrierefreier Zugang ist nicht möglich. Die Deutsche Bahn erklärt wie es weiter geht.

Wer derzeit am Bahnhof in Rottweil den Aufzug zu den Gleisen 4 und 5 verwenden möchte, der hat ein Problem. Denn der Aufzug ist seit einem Rettungseinsatz, bei dem ein Mann aus dem Fahrstuhl gerettet werden musste, zerstört. Das ist von unten allerdings nicht zu erkennen. Der Fahrstuhlkorb befindet sich oben an den Gleisen, und auch kein Hinweisschild oder Zettel weist im unteren Gang auf den Defekt hin.

 

Einen anderen barrierefreien Weg scheint es nicht zu geben. Denn der Weg über die Treppen ist für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen keine Möglichkeit. Eine Antwort der Bahn, wie die Barrierefreiheit weiterhin gewährleistet wird, steht noch aus.

Seit der ersten Veröffentlichung des Textes kam dazu eine Antwort der Deutschen Bahn. Demnach gebe es „leider“ keinen anderen Weg, wie eine  Sprecherin berichtet. Denn der Zugang über die Gleise sei in Rottweil nicht möglich. Die Bahn empfiehlt daher mobilitätseingeschränkten Reisenden, sich vor der Reise bei der DB-Mobilitätsservice-Zentrale zu melden. Sie helfe eine alternative Route zu finden.

An den Gleisen sieht es dann etwas anders aus. Rot-weiß-gestreiftes Absperrband ist um den Aufzug gewickelt und verdeutlicht die Funktionsunfähigkeit. Die Türe des Fahrstuhls ist zu Teilen kaputt. Stadtbrandmeister Frank Müller erklärt, wie es am 13. August zu dem Schaden gekommen ist.

Einsatz entpuppt sich als schwieriger als gedacht

Die Alarmierung der Rettungskräfte erfolgte um 6.56 Uhr. Ein Mann steckte im Aufzug am Bahnhof fest. Mit sieben Einsatzkräften versuchten die Helfer den Mann zu befreien. Doch vorerst ohne Erfolg. Normalerweise seien solche Rettungen recht einfach, erklärt Müller. Der Fahrstuhl könne manuell gesteuert werden und die Türen über einen Dreikantschlüssel geöffnet werden.

Vom unteren Gang ist nicht erkennbar, dass der Aufzug kaputt ist. Foto: Elena Baur

Doch dieses Mal nicht. „Der Aufzug wollte nicht wie wir wollten“, berichtet der Stadtbrandmeister. Der Aufzug habe auf die manuelle Steuerungsversuche nicht reagiert. Von der Bahn hieß es, dass kein Aufzugstechniker rechtzeitig zur Verfügung stehen würde. „Wir waren auf uns gestellt.“

Herzprobleme verschärften Situation

Daher hätten sie Gewalt anwenden und den Öffnungsmechanismus beschädigen müssen, so Müller weiter. Zudem sei die Situation verschärft gewesen: Der Mann habe den Feuerwehrkräften erzählt, dass er Herzprobleme habe.

Bei diesen Maßnahmen sei die äußere Türe des Aufzugs geplatzt. Zu Schaden kam dabei niemand. Dem Mann sei es laut Stadtbrandmeister die ganze Zeit über gut gegangen. Er konnte nach mehr als einer Stunde befreit werden.

Über die Treppen gibt es keine Möglichkeit für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen auf das Gleis zu gelangen. Foto: Elena Baur

Solche Einsätze gebe es etwa acht bis zehn Mal im Jahr. Den Aufzug zu zerstören sei bisher noch nie nötig gewesen, macht der Stadtbrandmeister deutlich. Meistens seien die Aufzüge bis zur Ankunft der Feuerwehr bereits leer. Der Großteil der Einsätze mit Aufzügen sei tatsächlich am Bahnhof. Vor zwei bis drei Jahren sei es dort „schlimm“ gewesen.

Mann konnte Reise an dem Tag nicht fortsetzen

Warum ausgerechnet dort das Problem so häufig auftrete, wisse er nicht, so Müller. Er könne sich aber vorstellen, dass es durch die rege Nutzung und eventuell durch die Lasten im Aufzug hervorgerufen wird.

In diesem Fall sei die Last allerdings auszuschließen – der Mann war mit einer Aktentasche alleine in dem Aufzug. Seine eigentliche Reise nach Dortmund konnte er an diesem Tag nicht mehr fortsetzen.

Wartung erfolgte erst paar Wochen zuvor

Die jüngste Wartung des Aufzugs sei erst ein paar Wochen zuvor erfolgt – am 4. Juni, wie eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage unserer Redaktion berichtet. Bislang habe man keinen Hinweis auf den Grund für die Fehlfunktion.

„Die DB arbeitet mit Hochdruck daran, die Aufzugsanlage wieder betriebsfähig zu machen: Es wurden alle nötigen Schritte zur Entstörung und Schadensbehebung in die Wege geleitet, und wir sind ständig im Austausch mit unseren Dienstleistern. Sobald uns die Ersatzteile vorliegen, wird die Aufzugsanlage repariert“, heißt es weiter. Wann das sein wird, bleibt aber weiterhin unklar.

Weitere Infos

Lebensdauer von Aufzugsanlagen
Die Deutsche Bahn tue alles, um Stufenfreiheit sicherzustellen. Die Aufzugsanlagen der DB in Baden-Württemberg erreiche über das Jahr eine Gesamtverfügbarkeit von 97 Prozent, sagt die Bahnsprecherin. Die Verlässlichkeit nehme ab, wenn die Technik an die Grenze des Lebensalters stoße. Die Lebensdauer liegt im Schnitt bei 15 Jahren, in hoch frequentierten Bereichen auch mal nur bei zwölf.