Die Rockband Dreschflegel ließ sich in Altensteig zu einem Comeback überreden. Der Ort des Geschehens: das Café Fresh, ein Auftrittsort von früher.
Altensteig - 30 Jahre Café Fresh in Altensteig - ein Grund zum Feiern. Nicht nur mit einem Glas Sekt und Hefezopf für die Jubiläumsgäste und einem Angebot leckerer Speisen und Getränke, sondern möglichst mit musikalischer Unterhaltung, dachte sich das Gastronomen-Ehepaar Kirschenmann und animierte die frühere Rockband "Dreschflegel" zu einem einmaligen Auftritt mit Titeln aus ihrem früheren Repertoire.
Aus alter Verbundenheit
Ob das nach so langer Zeit überhaupt klappt? War die Stimme noch gut geölt, beherrschte man die Grifftechnik der Instrumente perfekt? Weil das 30-jährige Bestehen des Cafè-Restaurants unbedingt in den Pfingstferien begangen werden sollte, stellte sich die nächste Frage: Waren alle ehemaligen Bandmitglieder an diesem Abend überhaupt verfügbar? Als sich herausstellte, dass der zweite Gitarrist Jochen Etzel und Bassist Frank Ugele im Urlaub sind, fragten sich Jörg Breitling (Akustik-Gitarre, Gesang), Timo Roller (E-Gitarre) und Björn Etzel (Schlagzeug), ob sie unter diesen Umständen überhaupt auftreten sollten, zumal aus Termingründen vorher nicht groß geprobt werden konnte. Aus alter Verbundenheit - im Cafe Fresh hatte Dreschflegel früher mehrere Konzerte gegeben und die Bandmitglieder oft in fröhlicher Runde zusammengesessen wurde die Zusage erteilt - obwohl Björn Etzel extra aus Karlsruhe anreisen, Timo Roller sich von seiner schweren Operation erholen und Jörg Breitling aus Wart für das Gastspiel die Gitarre von Pfarrer Andreas Esslinger aus Wart ("sie klingt weicher und melodischer als meine") ausleihen musste.
Klassiker zum Einstieg
An diesem Samstag war es soweit. Pünktlich um 20 Uhr trat der Prediger der Liebenzeller Gemeinschaft, Jörg Breitling ans Mikrofon, stellte seine musikalischen Mitstreiter Timo Roller - der Ingenieur für Medientechnik besitzt eine eigene Firma - und Björn Etzel, im Hauptberuf Schlagzeuglehrer kurz vor und die Band heizte das zahlreich erschienene Publikum mit dem rockigen , früher häufig gespielten Klassiker "No risk, no fun" gleich kräftig ein. Die Gesänge, begleitet von zarten und jaulenden Gitarren, gefühlvollem und wildem Trommelwirbel auf dem Schlagzeug, handelten von einem Mädchen, das mit einer Abfuhr des angeschmachteten Jungen fertig werden muss, einer Zeit des langen Wartens, von Jugendlichen, die "Kriegerles" spielen, von sexueller Gewalt an Kindern und dem Aufschrei "Nichts gehört?", von Streit in der Ehe ("Ich steig aus") - aber auch von Titeln, die Hoffnung verbreiten sollen ("Steh auf und kämpfe") und die Hinwendung zu Gott ("Jesus sei mein Pilot"). Das wurde auch in der zwischengestreuten Andacht deutlich, als Timo Roller offen über seine Krebsoperation vor einem Jahr sprach und der vollkommenen Heilung.
Rotfelder Heimatblues
Das eindrucksvolle Gastspiel endete mit dem fröhlichen "Rotfelder Heimatblues" und einer stürmisch geforderten Zugabe mit dem Wirtshauslied "Knackige Pommes und ein Bier" im Sound des Folk-Rock-Songs "Knockin on Heaven`s Door".
Gegründet hatte sich die Band im Januar 1991. Zehn Monate später wurde die Demokassette "Halt die Welt an" aufgenommen. Das erste, öffentliche Konzert fand am 29. Oktober 1992 vor 300 Zuhörern in Neubulach als Vorgruppe der Band Karat statt. Im Cafè Fresh trat Dreschflegel zum ersten Mal unplugged am 6. Januar 1994 auf. Ein tragisches Ereignis war am Freitag, 14. Oktober 1994 der tödliche Autounfall von Schlagzeuger Martin Breitling, dem Bruder von Jörg Breitling. Das letzte, große Gastspiel wurde am 1. Juli 2006 in Neuweiler gegeben.
