Gilt als stilistische Wundertüte des Genres: Fee Brembeck bei ihrem Auftritt im ausverkauften Schlachthof. Foto: Haberer

Die Kabarettistin ist zum Weltfrauentag mit „Komm du erst einmal aus meinem Alter!“ im ausverkauften Lahrer Schlachthof aufgetreten. Dabei zeigte sie eine deutliche Nähe zur Comedy. Der kabarettistische Ansatz blieb über weite Strecken zu dünn.

Fee Brembeck steht für eine neue Generation von Kabarettisten, die ihre Inspiration nicht zuletzt aus der Comedy ziehen – in ihrem Fall auch aus dem Poetry-Slam und dem klassischen Operngesang. Sie plaudert zwanglos aus dem satirischen Nähkästchen, arbeitet sich an gesellschaftlichen Entwicklungen ab und reist ganz nebenbei auch noch die eine oder andere Arie an und beeindruckt mit stimmgewaltigen Koloraturen.

 

Die Powerfrau, im Rahmen der Lahrer Kabarettreihe als besonderes Schmankerl zum Weltfrauentag gebucht, gilt ein bisschen als stilistische Wundertüte des Genres, als aufsteigender Fixstern. Ihr aktuelles, im vergangenen Jahr aufgelegtes Programm „Komm du erst einmal aus meinem Alter!“ sorgte im ausverkauften Schlachthof aber nur bedingt für Furore.

Babyboomer sind am stärksten vertreten

Es ist sicherlich ein Erlebnis dabei zu sein, wenn sich Fee Brembeck auf der Bühne in Lahr in einen geistigen Spagat begibt, um zwischen den im ausverkauften Schlachthof sicherlich am stärksten vertretenen Babyboomern, den Millennials, den Generationen Z und Alpha zu vermitteln und sie sich selbst mit laszivem Zungenschlag als lustbetontes Vollweib outet.

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den im Minutentakt über uns hereinbrechenden Verwerfungen und Tabubrüchen in der Weltpolitik, dem Kahlschlag in der Nachkriegsordnung finden bei ihr aber so gut wie keinen Widerhall. Wer als Kabarettist um die Ecke kommt und auf der Bühne steht, muss mehr bieten als ein paar Kalauer über das innenpolitische Personal, eine klare Positionierung gegen nationalistische Tendenzen, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Es reicht nicht aus, sich mit 30 Jahren als altkluges Fossil einer längst verrauschten Epoche darzustellen, die Genderwirklichkeit der Generation Z auszumalen, die Verwerfungen des digitalen Zeitalters an die Wand zu werfen. Ein Programm, das vor allem mit der eigenen Innenansicht kokettiert, die vordergründigen Themen des Zeitgeistes reflektiert, greift in vielerlei Hinsicht zu kurz.

Als Zugabe gibt’s ein Dutzend Operntode mit Gymnastikeinlagen

Fee Brembeck kommt sicher witzig daher, sorgt nicht nur mit ihrem eigenen, immer wieder offenherzigen Outing für Lacher, überrascht mit zwei Einlagen als stimmgewaltige Opernsängerin, offeriert als Zugabe ein Dutzend Operntode mit Gymnastikeinlagen. Der kabarettistische Ansatz bleibt allerdings über weite Strecken zu dünn, auch wenn ihr Auftritt im ausverkauften Schlachthof nach der Pause sicherlich stärker wird.

Ihr Gastspiel im Lahrer Schlachthof zeigt nur allzu deutlich den allgemeinen Trend auf, das politische Kabarett durch komödiantische Einlagen zu verwässern, das satirische Skalpell beiseite zu legen, auf schnelle Pointen zu setzen, statt den Finger nachhaltig in gesellschaftliche Wunden zu legen und nachzubohren, wo Entwicklungen in die falsche Richtung laufen. Das mag vordergründig funktionieren, wie im Falle von Fee Brembeck sogar sympathisch rüberkommen. Die Idee, dass ein Abend im Kabarett auch weh tun sollte, wird aber durch eine immer deutlichere Nähe zur Comedy geopfert.

Zur Person

Die 1994 in München geborene Kabarettistin Fee Brembeck wurde bereits 2013 deutschsprachige Meisterin im Poetry-Slam in der Kategorie U20.  2016 bekam sie den Tassilo-Kultur-Preis der Süddeutschen Zeitung verliehen, 2022 wurde sie zudem mit dem Ernst-Hoferichter-Preis der Stadt München ausgezeichnet.