Beim Leader-Auftakt in Ehlenbogen (von links): Landrat Klaus Michael Rückert, Moderatorin Lena Hummer, Aktionsgruppen-Geschäftsführerin Dajana Greger, Gastgeberin Karin Beilharz und Aktionsgruppen-Mitglied Rudolf Müller. Foto: Hering

Die Region will auch künftig von Zuschüssen der EU profitieren. Deshalb bewirbt sich die Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald für die neue Förderperiode des Programms ab 2023. Auftakt war in einem Leader-Vorzeigeprojekt: dem Bachbauernhof in Ehlenbogen.

Alpirsbach-Ehlenbogen – Mit dem Regionalentwicklungsprogramm Leader wurden in den vergangenen Jahren viele wichtige Entwicklungen angestoßen und strukturell bedeutsame Projekte im Nordschwarzwald umgesetzt, sind die Verantwortlichen der Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald überzeugt – und verweisen etwa auf das Infozentrum Kaltenbronn, den Masterplan Schwarzwaldhochstraße und Projekte wie "Lebensqualität durch Nähe" oder die "Hüttenkonzeption Nordschwarzwald". Damit die Region auch künftig von Leader profitiert, bewirbt sich die Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald zusammen mit den Landkreisen Calw und Freudenstadt auch für die neue Förderperiode 2023 bis 2027.

Neues Entwicklungskonzept

Um bei der Bewerbung erfolgreich zu sein, gelte es in den nächsten Monaten ein neues regionales Entwicklungskonzept zu erarbeiten, in das die Vorstellungen der Bürger sowie der unterschiedlichen Akteure aus dem privaten und öffentlichen Bereich maßgeblich mit einfließen sollen. Fragen, um die es gehen wird, seien: Wie kann der Nordschwarzwald zu einer Nachhaltigkeitsregion weiterentwickelt werden? Was bedeutet das für das Lebensumfeld in den Gemeinden? Was bedeutet das für den Tourismus, die Landwirtschaft, für den Forst- und Holzbausektor und weitere wichtige Lebens- und Wirtschaftsbereiche in der Region?

Mit Begriff kann kaum jemand etwas anfangen

Den Startschuss für den Beteiligungsprozess bildete die Leader-Auftaktveranstaltung als interaktiver Livestream vom Bachbauernhof in Alpirsbach-Ehlenbogen. Interessierte aus den 28 Gemeinden der künftigen Leader-Region Nordschwarzwald nahmen daran teil – etwa 30 vor Ort und weitere rund 60 am heimischen Bildschirm.

Moderatorin Lena Hummel von der Agentur "suedlicht" aus Freiburg stellte zunächst eine Erhebung zu der Frage vor, was Leader eigentlich bedeutet. Ergebnis: Die Befragten konnten damit nichts anfangen. Die Abkürzung stehe, aus dem Französischen übersetzt, für "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft", klärte Hummel auf. "Leader ist Regionalentwicklung für die Menschen, durch die Menschen in der eigenen Heimatregion. Deshalb sollen immer die eigenen Stärken entwickelt und die Schwächen ausgemerzt werden", erklärte Freudenstadts Landrat Klaus Michael Rückert, stellvertretender Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald.

Hof als Vorzeigeprojekt

Den Bachbauernhof von Gastgeberin Karin Beilharz und ihrer Familie nannte er ein Vorzeigeprojekt der Leader-Förderung. Laut Rückert wurden in drei Leader-Perioden mehr als 200 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 32 Millionen Euro und Leader-Mitteln von 14 Millionen Euro in der Region gefördert.

An der vierten Leader-Aktion beteiligen sich aus den beiden Kreisen Calw und Freudenstadt 28 Städte und Gemeinden. Die Regionen sollten von unten nach oben entwickelt werden, befand Rückert, deshalb wolle er zur Projekt-Teilnahme anregen.

In einer Gesprächsrunde mit der Gastgeberin, Landrat Rückert und Freudenstadts Stadtbaumeister Rudolf Müller, Mitglied der Aktionsgruppe und Stellvertreter der Architektenkammer Baden-Württemberg, gab Dajana Greger, Geschäftsführerin der Aktionsgruppe, einen Überblick zur neuen Leader-Aktion. Die EU und das Land Baden-Württemberg hätten die groben Förderrichtlinien festgelegt. Inhalt und Ausführung seien Sache der regionalen Akteure, die Entwicklungsstrategien erarbeiten und festlegen sollten. Mit den geförderten Projekten solle Lebensqualität in den Orten erreicht werden, also in der Nähe der Akteure. Die Region habe früh gelernt, heimische Rohstoffe – sprich: das Holz – zu verarbeiten und einzusetzen, führte Rudolf Müller aus. Häuser mit Holz hätten Seele und Ausstrahlung, man fühle sich darin wohl. Bestes Beispiel sei der Bachbauernhof. Müller plädierte für die Verwendung heimischer Rohstoffe, die im Rahmen der Leader-Förderung eingesetzt werden könnten.

Das Prägende vor Ort und die Megatrends

Karin Beilharz stellte den Ablauf ihres eigenen Projekts vor. Den teilweisen Umbau des Bauernhofs, der in achter Generation und seit 230 Jahren bestehe, zu Praxisräumen für die Psychosozialberaterin habe nur durch die Leader-Förderung umgesetzt werden können, so die Gastgeberin.

"Was prägt die Region, und was ist das Alleinstellungsmerkmal der Region Nordschwarzwald?", diskutierte Jana Hummel mit den rund 90 Teilnehmern. Begriffe wie Natur, Wald, Verbundenheit, Vielfalt und Tourismus stachen hervor. Die nächste Umfrage spürte sogenannten Megatrends nach. Als die drei wichtigsten Punkte kristallisierten sich ökologische und Nachhaltigkeitsparadigmen, Klimawandel- und Anpassungsstrategien sowie Gesundheit und bewussteres Leben heraus. Dies alles dient als Grundlage für den Zukunftsdialog, der bereits unter www.nordschwarzwald-mitmachen.de gestartet ist.

Der Ablauf

Der Auftakt zum Beteiligungsprozess der Leader-Aktionsgruppe ist ab sofort und noch bis zum 5. Dezember auf der Plattform www.nordschwarzwald-mitmachen.de freigeschaltet. Teilnehmer müssen sich registrieren.

Am 15. und 16. Februar 2022 finden die Regionalkonferenzen statt, um Ziele zu formulieren, im April 2022 werden Maßnahmen und Projekte besprochen. Bewerbungsschluss ist im Juli. Im Sommer werden die Entscheidungen getroffen, bis September sollen Benachrichtigungen vorliegen.

Laut dem Ministerium für ländlichen Raum werden voraussichtlich 16 Regionen berücksichtigt.