Die Einrichtung im Ahornweg soll laut Plänen der Stadt Lahr ins ungenutzte Theodor-Heuss-Gebäude ziehen. Der Ortsverband hat das Vorhaben bei einer Begehung im Rahmen seiner Sommertour in Frage gestellt. Das räumliche Konzept würde „nie und nimmer“ in die Heuss-Schule übertragen werden können.
Seit einiger Zeit über den Schul-Umzug gemunkelt. Wie Harry Ott, Abteilungsleiter Bildung und Sport, bei der Begehung nachzeichnete, wurde 2018 im Rahmen des „Schulgipfels“ eine umfassende Inventur aufgenommen, welche größeren Sanierungen in den Lahrer Schulen zu tätigen seien. Aber: „Außer Maßnahmen an Max-Planck und Scheffelgymnasium ist seither noch nicht viel passiert“, räumte Ott ein. Die Gutenbergschule sei, obgleich nahezu optimal genutzt, ein „Totalsanierungsfall“. Gerade energetisch und substanziell müsste einiges getan werden. Doch selbst im Falle von Überlegungen müsste auch in der Heuss-Schule viel Geld in die Hand genommen werden, so Ott.
In 29 Jahren wurde laut Direktorin kaum saniert
Karin Kussin, seit 29 Jahren an der Gutenbergschule – davon acht als Leiterin, sagte, wirklich viel sei in ihrer Zeit am Haus nicht passiert. „Wir haben keine Lobby“, stellte sie nüchtern fest.
Die SPD-Gäste vertraten eine klare Position: „Die räumliche Konzeption hier am Haus lässt sich doch nie und nimmer in die Heuss-Schule übertragen“, betonte Fraktionsvorsitzender Roland Hirsch. Noch deutlicher wurde Gemeinderat Hermann Kleinschmidt: „Wenn die Stadt den Umzug plant, die Gebäude im Ahornweg abzureißen, um den Standort als Wohngebiet zu vermarkten, wäre das nicht verwerflich. Wer sich aber vergegenwärtigt, was hier an Engagement und Arbeit für besonders förderbedürftige Kinder und Jugendliche geleistet wird, dem sollte klar sein, dass der hiesige Schulstandort erhaltenswert ist.“ Er ergänzte: „Hier ist das Konzept pädagogisch stimmig. In der Heuss-Schule wäre das so nie zu erreichen.“
Beim Rundgang hatten rund 20 Gäste durch Kussin und Konrektorin Sarah Heitzmann ausführliche Einblicke ins Schulleben am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen erhalten.
30 Lehrkräfte betreuen 210 Kinder und Jugendliche
Rund 210 Kinder und Jugendliche, Einzugsbereich ist der gesamte alte Landkreis Lahr, mit unterschiedlichen Lernschwächen werden in 19 Klassen der Stufen eins bis neun von rund 30 Lehrkräften begleitet. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund liege bei etwa 50 Prozent. Großer Wert wird auf individuelle Förderung gelegt, „jedes Kind hier hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen. Wir wollen alle, die zu uns kommen, begleiten und fördern, damit sie ihren Weg gehen können. Im besten Fall wieder zurück an die Regelschule, um dort einen Abschluss zu schaffen“, betonte Karin Kussin.
Am SBBZ können die Schüler keinen Abschluss erwerben – „jeder erhält von hier aus aber eine Empfehlung, wie der Weg weitergehen kann“, legten Kussin und Heitzmann dar. Präventives Arbeiten werde groß geschrieben, Einrichtungen wie Schulsozialarbeit, Streitschlichtung, aber auch allerlei Angebote, wie soziales Training oder die Bienen-AG, hätten ihren Platz im Schulalltag. Im September soll zudem die Schulbücherei eröffnet werden.
Einen Pfeiler der Arbeit mache die Beratungsstelle aus. Sie sei zum Beispiel für Eltern besonders förderungsbedürftiger Kinder bei der Lernorthilfe und anderen Themen da. Die Pädagogen bearbeiten laut Kussin ein großes Gebiet, die oft weiten Fahrten werden in engem Zeitrahmen bewältigt. Eines der neuen Projekte an der Gutenbergschule sei eine ab dem neuen Schuljahr geplante Vorbereitungsklasse (VKL) zur Sprachförderung.
Stadt solle mehr Angebote für Jugendliche schaffen
Mit Sorge betrachten die Verantwortlichen vor allem die Perspektive älterer Jugendlicher: „Wir sind noch keine Ganztagsschule, die Mittagsbetreuung läuft nur bis Klasse sechs. Danach fallen Jugendliche in ein gewisses Loch, wir versuchen zwar eine Verzahnung mit Vereinen, das ist aber nicht einfach. Und so entgleiten uns Jugendliche dann, machen mitunter Dummheiten“, schilderte Kussin. Hier sehe sie die Stadt ein Stück in der Pflicht, außer dem Schlachthof weitere Angeboten für Jugendliche zu schaffen.
Info – Weiteres Programm
Die SPD lädt im Rahmen ihrer Sommertour jeweils donnerstags zu folgenden Terminen ein: 10. August, 18 Uhr, Obdachlosenunterkunft in der Biermannstraße; 17. August, 18 Uhr, Rathaus Kuhbach; 24. August, 18 Uhr, Aktienhof; 31 August, 17.30 Uhr, Wasserreservoir Galgenberg; 7. September, 18 Uhr, Besucher der Friedrich-Schule