Welche Formulierung ist richtig und wird den meisten Menschen gerecht? Foto: pixabay

Matthias Restorff startet einen Aufruf "gegen die Überzeichnung einer gendergerechten Denk- und Sprechweise" und findet damit einige Unterstützer. Der Villinger Lehrer und Grünen-Anhänger sorgt sich um die deutsche Sprache und fordert einen "offenen Diskurs".

Villingen-Schwenningen - "Als Kind wollte ich Indianerhäuptling werden" diesen Satz äußerte Bettina Jarrasch, Spitzenkandidatin der Grünen in einer Rede beim Landesparteitag – und erntete dafür heftige Kritik.

Restorff: kein Einzelfall

Ein diskriminierender Begriff, so heißt es von Seiten einiger Delegierten des Parteitags. Bei dem Wort handelt es sich um eine Fremdbezeichnung, die von den indigenen Völker als beleidigend oder rassistisch aufgenommen werden können. Vor allem aus dem linken Spektrum habe es außerdem Kritik an der nicht-gendergerechten Ausdrucksweise gegeben.

Diese Vorwürfe kann der Grünen-Anhänger und Lehrer am Gymnasium am Hoptbühl Matthias Restorff aus Villingen-Schwenningen nicht nachvollziehen. In einem Positionspapier wendete sich der ehemalige Kreisvorstand, gemeinsam mit derzeit mehr als 80 weiteren Unterzeichnern "gegen die Überzeichnung einer gendergerechten Denk- und Sprechweise".

"Bei diesem Vorfall handelt es sich nicht um einen Einzelfall", so Restroff. Vor einigen Wochen sei auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) von Parteikollegen dafür kritisiert worden, dass er nicht gendergerecht sprechen und denken würde. "Uns geht das zu weit", so Restorff gegenüber dem Schwarzwälder Boten.

Vor allem gehe es ihm um die Sprache, so der Villinger Lehrer, der unter anderem in dem Fach Deutsch unterrichtet. Trotzdem sehe er es als ein berechtigtes und notwendiges Anliegen, Emanzipation in die Sprache zu tragen. "Es ist schon wichtig, Alle mit einzubeziehen." Ihm sei bewusst, dass sich die Sprache mit der Zeit weiterentwickele, so Restorff.

Mit Sensibilität vorgehen

Dabei sei aber mit großen Sensibilität vorzugehen, nur so könne es auch eine gleichberechtigte und sensibilisierte Gesellschaft geben. Er fordere einen offenen Diskurs, der "nicht in einer Hexenjagd enden sollte", was er einigen seiner grünen Parteikollegen vorwirft. Restorff ist der Meinung: "Damit stellen wir uns selbst ein Bein."

Beispielsweise stehe in seiner Berufsbezeichnung "LehrerIn". Mit einem sogenannten Binnen-I wird somit suggeriert, dass es sich bei der Person um eine Frau, einen Mann oder eine Non-Binäre Person handelt. Restorff geht das zu weit. Besser fände er in diesem Fall den Begriff "Lehrkraft", mit dem, seinen Aussagen nach, genauso alle Geschlechter mit einbezogen werden.

Ihm persönlich falle es auch oftmals schwer, die richtigen Worte zu finden, gibt der Lehrer zu. Als eine optimale Lösung empfinde er beispielsweise Substantivierte Partizipien wie "Radfahrende" statt "Radfahrer" oder "Studierende" statt "Studenten". Diese Wörter verwende er selbst in seinem alltäglichen Sprachgebrauch.

Der Aufruf soll deutlich machen, dass es "viele Menschen des linken, grünen und liberalen Spektrums gibt, die große Bedenken gegenüber zentralen Elementen der Diversitäts-Orientierung" haben. Unter den Unterstützern sind sogar einige bekannte Namen zu finden: Unter anderem unterzeichneten die Grünen-Politiker Uschi Eid und Boris Palmer das Positionspapier "gegen die Überzeichnung einer gendergerechten Denk- und Sprechweise."

Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen stellt anlässlich des Positionspapiers fest: "Ich halte es für richtig, dass wir immer wieder überprüfen, ob unsere Begriffe noch zeitgemäß sind oder ob sie Menschen in ihrer Würde verletzen." Gendergerechte Sprache ziele darauf ab, sich bewusst zu machen, wie Sprache unser Denken und Händeln prägt.

Debatte überhitzt

Gleichzeitig halte auch sie die Debatte oft für überhitzt – von beiden Seiten. "Das ganze ist ein Lernprozess", so die Grünen-Politikerin, bei welchem auch Fehler passieren dürfen. Sie halte es ihren Aussagen nach für falsch, hier sofort einen Diskriminierungswillen vorzuwerfen. "Andererseits hat es nichts mit Verboten zu tun, auf eine sensiblere, bewusstere und inklusivere Sprache hinzuarbeiten."