Der Name klingt idyllisch, doch in der Vogelsangstraße herrscht große Unruhe. Foto: Nädele

Es ist eine beschauliche Wohnsiedlung in Rottweil. Doch die Polizei ist Dauergast. Ein Mann drangsaliert Nachbarn und Behörden. Jetzt soll der 50-Jährige Kinder an sein Haus gezerrt und sie massiv bedroht haben.

Rottweil - Es ist der erschreckende Höhepunkt einer ganzen Reihe von Vorfällen, die sich im Bereich Vogelsangstraße in der Rottweiler Altstadt schon ereignet haben.

Ganze Reihe von Anzeigen

Gegen den Mann liegen, wie das Polizeipräsidium in Konstanz auf Nachfrage bestätigt, Anzeigen wegen Beleidigungen, Brandstiftung, Körperverletzung und Bedrohungen vor. Es gebe ein "üppiges Anzeigenregister", so Sprecher Uwe Vincon. Gleichzeitig halte der 50-Jährige auch selbst die Polizeibeamten auf Trab und werde regelmäßig mit Anzeigen gegen Personen aus dem Viertel vorstellig.

Zeugin zu Boden geschubst

Jetzt rüttelt ein Vorfall die Anwohner auf: Wie Zeugen berichten, soll der 50-jährige in der vergangenen Woche abends gegen 20 Uhr zwei Kinder über die Straße zu seiner Garage gezerrt, sie angeschrien und bedroht haben. Eine vorbeifahrende Zeugin wollte den Berichten zufolge den Kindern zu Hilfe kommen, wurde aber zu Boden geschubst und ebenfalls bedroht. Sie hatte den Eindruck, dass die verängstigten Kindern von dem Mann im Bereich der Garage regelrecht in Schach gehalten wurden.

Die herbeigerufene Polizei griff schließlich ein, bestätigt der Sprecher des Polizeipräsidiums den Vorfall. Es sei ein Verfahren wegen Nötigung und Körperverletzung aufgenommen worden. Verletzt wurde niemand.

Was geschieht?

Wieder Anzeigen, wieder Verfahren und Ermittlungen. – doch was geschieht? Bislang nicht viel. Das Ordnungsamt Rottweil, das ebenfalls stetig mit dem Bewohner der Vogelsangstraße beschäftigt ist, betont auf Nachfrage unserer Redaktion, das man zu einem "personenbezogen Verdachtsmoment" keine Aussagen machen könne. Man könne aber die generelle Vorgehensweise schildern.

Auf die Frage, wie das Ordnungsamt dazu beitragen kann, dass dort wieder Ruhe einkehrt, heißt es: "Ganz allgemein gesprochen: Wir gehen allen Hinweisen aus der Bevölkerung nach und leisten hier unseren Beitrag dazu, einen Täter oder eine Täterin zu ermitteln." Und: "Vorfälle, wie Sie sie in der Vogelsangstraße beschreiben, betrachten wir durchaus mit Sorge. Im Rahmen unserer rechtlichen Möglichkeiten sind wir dann jeweils auch aktiv."

Anwohner sollen alle Vorfälle melden

Was rät das Ordnungsamt nun Betroffenen? "Wir raten dazu, sollte es weitere Vorkommnisse oder Auffälligkeiten geben, diese dem Ordnungsamt beziehungsweise der Polizei zu melden. Auch wenn es Mühe macht. Dies hilft uns und auch andere Behörden dabei, weiterhin zu agieren oder zu reagieren."

Für etliche Anwohner des Gebiets hat die Sache besorgniserregende Ausmaße angenommen. Mülleimer gingen schon in Flammen auf, zuletzt brannte im Frühjahr ein Carport. Wer dafür verantwortlich ist, ist bislang nicht abschließend geklärt. Jetzt gibt es Zeugen, die beschreiben, dass die beiden Kinder von dem 50-Jährigen verbal bedroht worden seien. Er werde sie "totschlagen", habe der Mann gesagt, so der Vorwurf. Viele sind in Sorge. Was passiert als nächstes?

Beschuldigter bestreitet Vorwürfe

Wir erreichen den Mann am Telefon. Er ist aufgebracht. Er selbst werde stetig "provoziert". Man leuchte mit Taschenlampen in sein Haus, sodass er nicht schlafen könne. Die Kinder hätten sich auf seinem Grundstück aufgehalten. "Ich will niemand totschlagen und keine Kinder missbrauchen, aber die haben auf meinem Grundstück nichts zu suchen." Zu den Vorwürfen sagt er: "Es ist nichts bewiesen. Ich habe nichts gemacht." Das gelte auch für die anderen Vorfälle in der Straße.

Er behauptet dann, ein Mitglied unserer Redaktion sei zum Fotografieren auf seinem Grundstück gewesen – was nachweislich nicht stimmt.

Es braucht eine Rechtsgrundlage

Pressesprecher Uwe Vincon erklärt, dass die Polizei "hochsensibel" sei, was die Adresse in der Vogelsangstraße angeht. Aber: Man könne einen Menschen nunmal "nicht einfach wegsperren", betont er. Dafür brauche es eine rechtliche Grundlage.

Es gebe zu den Vorfällen, die gemeldet werden, Ermittlungen und letztlich brauche es Beweise. Zum Stand der Verfahren war der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht erreichbar.

Die Polizei sei offen für jegliche Hinweise, betont Vincon. "Es ist wichtig, dass alles dokumentiert wird, um eine rechtssichere Verfahrensweise zustande zu bringen", sagt er. "Weggucken wäre das Schlechteste." Für die Sorgen der Anwohner habe die Polizei Verständnis. Es liege jedoch aktuell, so der Polizeisprecher, kein "gemeingefährlicher Zustand" vor.