Die Wildberger Petition, die sich für geringere und transparentere Wassergebühren einsetzt, hat Fahrt aufgenommen. Am Montagnachmittag hatten 1590 Personen unterschrieben – 1491 davon aus Wildberg. Darunter begründen zahlreiche Unterzeichner, warum sie die Unterschriftenaktion unterstützen. Und es zeigt sich: Die Beweggründe werden oft geteilt.
„Gerechtigkeit“, „soziale Gerechtigkeit“ „unfair“, „Weil das Wasser zu teuer ist.“ Manche antworten auf die Frage nach dem „Warum“ recht knapp. Bei einigen kommt jedoch deutlich heraus: Für sie sind die Wassergebühren eine enorme Belastung.
„Wir sind Rentner und können uns die Gebühren fast nicht mehr leisten“, schreibt ein Nutzer aus Wildberg. Peter S. ebenso: „Wir als Rentner können die ständig steigenden Gebühren nicht mehr stemmen.“ Und nicht nur Rentner fühlen sich belastet: „Wir sind eine junge Familie und können das nicht mehr leisten“, schreibt Dominik O.
Zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln, ist in Wildberg nicht möglich. „Dafür ist eine Grundversorgung nicht da, da hier eine Monopolstellung der Stadt Wildberg ist und ich keine Möglichkeit habe, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Daher bitte mal den Trinkwasser- und Abwasserpreis ohne Gewinnaufschlag offenlegen“, schreibt ein Nutzer aus Wildberg.
Der Hinweis im Gemeinderat von Stadtrat Jens Mayer, dass beim Wasser eine Gewinnerzielungsabsicht erklärt worden sei, sorgt für Frust. „Ein städtischer Wasserversorgungsbetrieb sollte nicht Gewinnorientiert arbeiten müssen, sondern nur Kostendeckend!“, meint Clemens P.
Vorwürfe namentlich gegen den Bürgermeister
Einige sehen Bürgermeister Ulrich Bünger in der Verantwortung. „Meines Erachtens hat die Stadt Wildberg, voran mit Herrn Bünger, sowohl der Gemeinderat vollständig die Kontrolle über die Belastungen der Bürger verloren“, schreibt Vera N. Und Max K.: „Viele Grüße an unseren sehr geehrten Bürgermeister. Er möge sich bitte um die Belange seiner Schäfchen kümmern.“
Die Begründung der Stadt, die hohen Kosten würden unter anderem durch die bergige Landschaft und damit Kosten für die Pumpen entstehen, winken einige Nutzer beiseite.
„Andere Gemeinden im Schwarzwald haben auch Berge. Ist unsere Topographie so besonders, dass wir die höchsten Wasserpreise von ganz Bawü haben“, kontert Hennig W. Und für Helga W. beantwortet das höchstens die halbe Frage: „Selbst wenn die ungünstige Topographie dafür sorgt, dass die Wasserlieferkosten erhöht werden müssen, ist nicht nachvollziehbar, warum auch der Preis für das Abwasser erhöht werden muss.“ (Anmerkung der Redaktion: Für das Jahr 2025 wurde der Abwasserpreis von 3,99 Euro auf 3,90 Euro für den Kubikmeter gesenkt)
Die aktuellen Bauprojekte sorgen vor diesem Hintergrund außerdem für Vorwürfe. Einige Nutzer vermuten, dass mit den Wassergebühren der Haushalt saniert werden solle. „Die Stadt hat eine eigene Wasserversorgung, diese sollte aber nicht dazu dienen, dass andere Haushaltslöcher gestopft werden“, meint Harald T.
„Zu viele Projekte auf einmal“
„Die Stadt Wildberg hat sich übernommen. Zu viele große Projekte in zu kurzer Zeit, immer in der Erwartung, dass Kredite billig und die Einnahmen hoch sind. Aber Wasser ist eine Lebensnotwendigkeit. Aber neue Ortsmitten, Kreisverkehre, großartige Feuerwehrhäuser, ebensolche Bauhöfe sind es nicht! Es ist nicht in Ordnung, dass mit den erhöhten Gebühren für Lebensnotwendiges die Projekte mitfinanziert werden, die jederzeit verschiebbar oder streichbar sind“, schreibt etwa Heidi W.
Die Stadt selbst verwies schon zu Jahresende darauf, dass Wasser- und Abwasserbetrieb ein eigenes Unternehmen sei, deren Gewinne und Verluste nicht mit anderen Bereiche der Stadt vermengt würden.
Auch von außerhalb Wildbergs kommen Unterschriften – und Begründungen dafür. Häufig sind es Angehörige, die ihre Wildberger Verwandten unterstützen. „Meine Tochter hatte eine Wasser-Nachzahlung von über 3000 Euro! Das ist doch nicht normal. Die Familie kann sich die Wohnung kaum noch leisten! Traurig, echt!“, schreibt Claudia G. aus Deckenpfronn.
„Meine Tochter wohnt in Effringen. Wasser sollte bezahlbar bleiben“, meint Veronika F. aus Gräfenberg. „Meine Mutter ist Rentnerin mit einer sehr kleinen Rente“, schreibt Rudi M. aus Neubulach.