Der "Ochsen" soll nächsten Herbst abgerissen werden. Foto: Reinhardt

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wurde vom Deißlinger Gemeinderat der Rückbau und die Neubebauung des ehemaligen "Ochsen" mit großer Mehrheit beschlossen. In diesem Zug wurde der STEG-Projektentwicklung der Auftrag für ein Neubebauungskonzept erteilt.

Deißlingen - Anna Heizmann, von der STEG informierte am Dienstagabend die Räte über den Stand der Dinge. Man habe, so die Projektleiterin, bei der Akquise von Kaufinteressenten und Bauträgern, Erfolge erzielt. Ein Bauträger sei gefunden worden und ebenfalls fünf Kaufinteressenten aus den Branchen Medizin, Lebensmittel und Finanzwesen.

Zeitplan notwendig

Für die weitere Planung wäre nun, so Bürgermeister Ralf Ulbrich, die Fixierung eines Zeitplans notwendig, da alle weiteren Schritte von der konkreten Verfügbarkeit des Grundstücks und von einem erwarteten Fertigstellungszeitpunkt abhängen würden.

Doch es gibt Verzögerungen. Denn aus der Bürgerschaft sei zwischenzeitlich das Landesdenkmalamt involviert worden. Grund hierfür sei, so Anna Heizmann und Ralf Ulbrich, dass unter dem "Ochsen" ein historischer aber zwischenzeitlich verfüllter Gewölbekeller vermutet wird. Bei der Gemeinde gäbe es jedoch keine Aufzeichnungen hierüber. Vom Landesdenkmalamt sei festgelegt worden, dass nach Abbruch des Gebäudes Untersuchungen im Kellerbereich durchgeführt werden sollen, mit dem Ziel, den Keller bauhistorisch zu dokumentieren. Weiter wurde ausgeführt, dass das Amt sich gegebenenfalls dafür aussprechen würde, einen solchen Keller in den Neubau zu integrieren. Aber eine abschließende Beurteilung sei erst nach einer Freilegung möglich.

Hierzu hat sich eine Gruppe um Fabio Tedesco und Georg Röhrle gebildet, die der Gemeinde anbietet, den Keller bereits jetzt, vor dem Abbruch des Gebäudes, ehrenamtlich freizulegen und sich, in Abstimmung mit dem Denkmalamt, um die Dokumentation der Substanz zu kümmern. Man habe sich seitens der Gemeinde hierzu mit dem Versicherer in Verbindung gesetzt, sagte Bürgermeister Ralf Ulbrich. Im Falle einer Beauftragung durch den Gemeinderat wären die Bauhelfer versichert.

Durch den möglichen Keller wurde auch von Seiten der STEG ein veränderter Tiefgaragenplan vorgestellt. Alles in allem würde die Suche nach dem Keller den Abriss verzögern, jedoch nicht verhindern.

Georg Röhrle, selbst Mitglied des Gemeinderats sagte, dass nicht nur Fabio Tedesco und er, sondern noch mehr Helfer zur Stange halten würden. Man habe Unterlagen gefunden, die den Keller belegen. Auch seien rund 160 Unterschriften gesammelt worden, aus Deißlingen und Lauffen. Von der früheren Besitzerin habe man erfahren, dass der Gewölbekeller in den 1960er-Jahren von ihrem Mann verfüllt worden sei und sich unter dem jetzt bestehenden Keller befinden soll.

Karl Heinz Maier (CDU) meinte, dass das Projekt verzögert werde von einem Objekt, von dem man gar nichts sieht. Anja Stumpf (SPD) sieht das ehrenamtliche Engagement der Gruppe als sehr ehrenwert an. Tobias Vierkötter (SPD) sieht ebenfalls die Verzögerung und befürchtet eine massive Kostensteigerung. Außerdem seien ja noch Mieter in dem Gebäude, "da tu ich mich schwer einer Freilegung des Kellers zuzustimmen." Laut Bürgermeister Ulbrich sind derzeit noch sechs Mietparteien im Ochsen und in der Brühlstraße 3 untergebracht. "Diese müssen umziehen können, bevor das Gebäude abgerissen werden kann. Der Ochsen könnte also frühestens im Sommer 2022 leer stehen.

Lob für Initiative

Jürgen Bögelspacher (CDU) findet die Initiative der Gruppe Tedesco/Röhrle "gar nicht schlecht". So könne seiner Meinung nach schnell herausgefunden werden ob da ein Kellergewölbe ist oder nicht. Auch Carola Röhrle (DUL) lobte das Engagement und bot auch an, selbst mitzuhelfen, um den Keller freizulegen. Torsten Stumpf (SPD) stellte indessen den Antrag, dass sich die Gruppe in der nächsten Gemeinderatssitzung am 12. Oktober vorstellt und die Ziele erläutert. Mit elf Ja-Stimmen wurde dem Antrag zugestimmt. Vor der Sitzung am wird der Ochsenkeller angeschaut. Dies wünschte sich Hubert Holl (DUL).

Mit nur zwei Gegenstimmen wurde der Rückbau des "Ochsen" auf den 1. September 2022 terminiert.