Wilder Müll ist am Parkplatz zwischen Stammheim und Gechingen kein Problem mehr – Seit dieser abgesperrt ist. Anderswo allerdings schon. Bei einem besonders gravierenden Fall ging es um bis acht Kubikmeter Sperrmüll am Steilhang.
Wer seinen Müll einfach in die Landschaft kippt, statt ihn ordentlich in der Tonne oder über die Wertstoffhöfe zu entsorgen, der tut das am liebsten ungestört. Den Übeltätern ist also durchaus bewusst, dass sie Verbotenes tun – was sie nicht daran hindert.
Absperrung Am kleinen Parkplatz an der Straße von Stammheim nach Gechingen dagegen werden sie seit gut zwei Jahren daran gehindert – durch große Steine. „Das funktioniert tatsächlich gut“, erklärt Helge Jesse, Leiter der Abfallberatung und Prokurist bei der AWG Abfallwirtschaft Landkreis Calw GmbH. Dort, wo zuvor regelmäßig Müll illegal entsorgt wurde, lässt sich inzwischen nicht mehr einfach parken und kurz den Müll „abladen“. In der Folge kommt es nicht mehr vor. „Da ist wirklich nichts mehr zu vermelden, da ist es ruhig“, berichtet Jesse.
Sperrung kein Modell, das überall geht
Trotzdem ist die Sperrung mittels Steinen kein Modell, das im Landkreis Calw auch anderswo eingesetzt werden könnte. Denn besagter Parkplatz war nicht zwingend notwendig. Deshalb konnte man die Fläche „schmerzfrei absperren“. Bei anderen, offiziellen Parkplätzen – etwa Wanderparkplätzen – sei dies anders. Aus Sicht des Müllexperten im Kreis sind die Parkplätze auch nicht das größte Problem in Sachen wilder Müll. Dort würde eher mal eine Tüte Hausmüll illegal entsorgt. An nicht einsehbaren Stellen an Waldwegen sieht es oft viel schlimmer aus. Dort, unbeobachtet von der Öffentlichkeit, werfen manche Zeitgenossen einfach in den Wald, was ordentlich entsorgt gehört.
Mengen „Wir liegen Stand heute ungefähr auf Vorjahresniveau“, erklärt Helge Jesse zum ersten Quartal 2024. Im vergangenen Jahr sind im Landkreis Calw insgesamt 199,6 Tonnen an wildem Müll zusammengekommen. Das ist zumindest die Menge, die die Mitarbeiter von Kommunen, dem Forst und der AWG in Summe eingesammelt haben. Etwa ein Viertel dieser Menge waren es bereits zwischen Januar und März 2024.
Was Helge Jesse besonders stört: Darüber hinaus sind voriges Jahr noch 715 Liter Altöl gefunden worden. Dies zumeist in Gebinden – wie Kanistern oder Kunststoffflaschen. Dies bezeichnet Jesse als „kritisch“: „Weil das eine gewisse Gefahr birgt.“ Laufe das Öl aus, habe dies noch einmal ganz andere Folgen für die Umwelt, als etwa herumliegende Autoreifen.
Wobei auch die ein Problem sind: 688 Reifen sind 2023 illegal entsorgt worden. Das reiche immerhin für 170 Autos. In einem Fall lagen sogar 20 bis 30 Reifen auf einem Haufen. Zu solch einem Fall kam es kürzlich auch im Nagolder Killbergwald. „Das deutet nicht auf einen Privathaushalt hin“, meint Helge Jesse mit Blick auf den Müllsünder.
Schwerer Fall Er erinnert sich noch an einen weiteren, gravierenden Fall im vergangenen Jahr. An der Straße zwischen Bad Wildbad-Calmbach und der Charlottenhöhe hat ein Unbekannter sechs bis acht Kubikmeter Sperrmüll einfach in den Wald gekippt. Weit genug weg von der Straße, damit ihn niemand beobachtet. Und dann auch noch an einem Steilhang, an dem die Einzelteile – darunter eine Polstergarnitur – heruntergerollt sind. Eine Bergung war nur mithilfe von Forst-Mitarbeitern möglich. „Wir mussten da mit großem Gerät hin.“ Der Aufwand sei riesig gewesen. Die Kosten dafür kommen auf die rund 200 Euro an Entsorgungskosten pro Tonne Müll noch dazu. „Ich bin mir sicher, wir sind da locker im sechsstelligen Bereich“, meint Jesse zum jährlichen Schaden, der durch wilden Müll entsteht. Und den die Allgemeinheit bezahlen muss.
Kosten für Allgemeinheit liegen locker über 100 000 Euro
Erfolge Immerhin: Die AWG versucht verstärkt, den Verursachern auf die Spur zu kommen. Das sei in jüngster Zeit häufiger gelungen. Ertappte Müllsünder müssen dann nicht nur für die Kosten der Entsorgung aufkommen, sondern auch noch eine drei- oder vierstellige Strafe bezahlen für die Ordnungswidrigkeit, die sie mit ihrer Tat begangen haben.
Mit Prävention sei ihnen eher nicht beizukommen. Dennoch sagt der Abfallexperte: „Wir gehen natürlich in die Schulen und Kindergärten.“ Dort klären die AWG-Mitarbeiter auf, was wilder Müll ist und was dieser für die Umwelt bedeutet – in der Hoffnung, dass das Wissen, das die Kleinen nach Hause tragen, auch die Großen ins Nachdenken bringt.