St. Ulrich in Wellendingen hat schon viel erlebt. Nun auch den Abschied von Pfarrvikar Paul Odoeme. Foto: Pfannes

Feurige Predigen zu halten, sind grundsätzlich nicht die Aufgabe eines Bürgermeisters. Doch das ein oder andere griffige Zitat entwischt schon, als Thomas Albrecht an gewisse Umstände beim Dank- und Abschiedsgottesdienst für Pfarrvikar Paul Odoeme denkt.

Wellendingen - Der beliebte Priester, der nicht länger bleiben durfte, erlebte in den vergangenen Wochen in diversen Abschiedsgottesdiensten in den Gemeinden der Seelsorgeeinheit Abba Dankbarkeit, Freude und Wehmut.

In St. Ulrich in Wellendingen, hier wohnt Pfarrvikar Paul, wollte Bürgermeister Thomas Albrecht nach dem Gottesdienst am vergangenen Sonntag einige Worte zum Abschied sprechen. Doch am Donnerstag habe er eine Botschaft erhalten – zwar nicht von oben, aber vom gewählten Kirchengemeinderatsvorsitzenden. Jener habe ihm mitgeteilt, es sei nicht gewünscht, wenn er, Bürgermeister Thomas Albrecht, in der Kirche sprechen würde. Weltliches sollte "draußen" stattfinden.

Da war Albrecht perplex

Da war der Schultes erst einmal perplex und fühlte sich, "wie vor den Kopf gestoßen" (Zitat Albrecht). Also sprach er nicht. Nicht in der Kirche. Aber auch nicht außerhalb. Als er schließlich von Bürgern darauf angesprochen worden sei, warum er geschwiegen habe, eine Rede hätte sich doch gehört, sei er erst einmal "dumm" da gestanden.

Persönlich verabschiedet

Natürlich habe er dann seine Sicht der Dinge formuliert. Thomas Albrecht findet, dass die richtige Plattform in der Kirche am Ende des Gottesdienstes gewesen wäre. Da dies nicht "gewünscht" gewesen sei, habe er Pfarrvikar Paul Odoeme persönlich verabschiedet und ihm den Scheck über 1000 Euro für sein Schulprojekt in Nigeria, wie im Gemeinderat am Donnerstagabend beschlossen, überreicht. Versehen mit Worte der Wertschätzung, des Dankes und der Botschaft, für ihn bleibe die Tür des Rathauses jederzeit geöffnet.

Pfarrer Böbel erklärt

Doch wie ist nun die Sicht auf diese Dinge in der Seelsorgeeinheit Abba? Pfarrer Thomas Böbel vom Pastoralteam schreibt auf Anfrage: "Es sind verschiedene Gründe. Der Gottesdienst ist nicht der Ort für weltliche Grußadressen. Da es vorhersehbar war, dass der Gottesdienst sehr lange dauern würde, was sich ja auch mit zwei Stunden bewahrheitet hat, haben wir festgelegt, dass in der Kirche nur einer der gewählten Vorsitzenden unserer acht Gemeinden sprechen sollte, alle anderen aber im Gemeindesaal.

Von ›lediglich draußen vor der Tür‹ war nicht die Rede. Im Übrigen ist die Verabschiedung des Pfarrvikars die Verabschiedung eines pastoralen Mitarbeiters. Pastorale Mitarbeiter sind auch die Gemeindereferentinnen und Pastoralreferentinnen. Im Hinblick auf die heutige Sensibilität gegenüber den ›Laienberufen‹ in der katholischen Kirche insbesondere gegenüber den Frauen in pastoralen Berufen, müsste der Bürgermeister gerechterweise auch bei deren Verabschiedung ein Grußwort sprechen.

Pfarrvikar für acht Gemeinden

Da Pfarrer Odoeme Pfarrvikar für acht Gemeinden war, hätte dann natürlich ein mit dem Oberbürgermeister von Rottweil beziehungsweise den Ortsvorstehern abgesprochenes Grußwort stattfinden müssen.

Aber, wie gesagt, das müsste dann auch bei der Verabschiedung der anderen pastoralen Mitarbeitern erfolgen. Eine Anweisung von Rottenburg hat es nicht gegeben."