Die Ministerien Stuttgart haben mit Tübingen Gespräche über eine Erstaufnahmestelle von Flüchtlingen geführt. (Symbolfoto) Foto: dpa

Die Kapazitäten der Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe sind erschöpft, nun verhandeln die Stuttgarter Ministerien mit Tübingen über die Einrichtung einer weiteren Unterkunft.

Tübingen  - Mehr Menschen sollen auf der Flucht vor Krieg und Not in Baden-Württemberg aufgenommen werden können. Stadt und Landkreis Tübingen haben am Montag deshalb mit dem Integrations- und dem Finanzministerium über die Einrichtung einer weiteren Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge beraten. Zur kurzfristigen Erweiterung der Aufnahmekapazität wird am Dienstag die LEA in einer ehemaligen Kaserne in Meßstetten offiziell eröffnet. Mit dabei sind Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) und der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Manfred Schmidt.

Das Erstaufnahmesystem sieht die Unterbringung und Registrierung neu eintreffender Flüchtlinge vor, ehe diese den Stadt- und Landkreisen zur weiteren Unterbringung für die Dauer des Asylverfahrens zugewiesen werden. Meßstetten soll vorübergehend bis zu 1000 Menschen aufnehmen, bis neue Standorte in Freiburg, Ellwangen und Tübingen zur Verfügung stehen. Die lange Zeit einzige LEA in Karlsruhe platzt seit Monaten aus allen Nähten. Deswegen mussten seit August kurzfristig zahlreiche Notunterkünfte eingerichtet werden, teilweise ohne Wasserversorgung im Gebäude und mit Feldbetten in großen Hallen.

Aufnahmestelle auf Gründstück des Landes

Die LEA in Tübingen soll auf einem Grundstück des Landes in unmittelbarer Nachbarschaft des Landratsamts eingerichtet werden. Dass der Standort grundsätzlich für die Unterbringung geeignet ist, hat ein Gutachten des Landes bestätigt. Dort sollen Plätze für 500 bis 1000 Menschen entstehen.

Am gleichen Ort laufen bereits Bauarbeiten für eine Unterkunft mit Platz für etwa 100 Asylbewerber. Bei der Entscheidung für eine LEA könnte diese Unterkunft nach Angaben einer Sprecherin in die dann größere Einrichtung integriert werden. Im Landkreis Tübingen gibt es etwa 30 Asylbewerberheime mit rund 600 Bewohnern; zurzeit kommen monatlich 70 bis 80 hinzu. Kommunen, die LEA-Standort sind, werden in der Regel von der Aufgabe befreit, Unterkünfte für die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge bereitzustellen.

Diese Aufgabe stellt die Städte und Gemeinden vor zunehmende Schwierigkeiten. Baden-Baden will deswegen im kommenden Jahr Wohncontainer aufstellen. Entsprechende Planungen stehen am Montag nächster Woche auf der Tagesordnung des Gemeinderats, wie ein Sprecher der Stadt am Montag mitteilte. Die Unterbringung in Containern sei immer noch besser als in Zelten.

Rund 40 Anwohner des geplanten Standorts auf einem städtischen Grundstück versammelten sich am vergangenen Samstag an einer Bushaltestelle. Sie zeigten sich einverstanden damit, dass Menschen in Not in ihrer Nachbarschaft untergebracht werden - doch wurde auch Kritik an der Planung laut. So sorgen sich die Anwohner dem Sprecher zufolge um den Wert ihrer Häuser.