Schirmherr Landrat Klaus Rückert und seine Frau unter dem Sonnenschirm bei den Fontänen in Freudenstadt. Mit ihm am Tisch (von rechts) Wolfgang Günther, ein Clown, Vincent Vetter und Eva Bezecna. Foto: B. Schwarz

"An den größten öffentlichen Duschen im Landkreis", so Landrat Klaus Michael Rückert startete am Samstag die Erlacher Höhe eine ungewöhnliche Aktion. Mit Spendengeldern will sie die Duschen, sprich Bäder, im Freudenstädter Aufnahmeheim für wohnungslose Männer sanieren.

Freudenstadt - Das soll nach und nach bis ins Jahr 2024 geschehen. Zum 30-jährigen Bestehen der Erlacher Höhe in Freudenstadt soll alles fertig sein.

 

Der Auftakt war spektakulär. Der Marketenderwagen der Erlacher Höhe rollte an den Rand der Fontänen am unteren Marktplatz an und verkaufte rote Würste, heiße Pommes und kalte Getränke an Passanten. Mitarbeiter im Clownskostümen trieben mit Ballons und Seifenblasen allerhand Unsinn mit Kindern und Erwachsenen bei den Wassersprudlern und machten auf ihre Aktion aufmerksam.

Denn auch das will das Projekt unter dem Namen: "Auf die Dusche fertig los": Auf die schwierige Lebenssituation von obdachlosen Menschen verweisen, die oft schuldlos aus der Bahn geworfen wurden und mit Hilfe der Erlacher Höhe wieder zurück in ein "normales" Leben finden wollen.

Landrat steht hinter der Aktion

Wolfgang Günther, Leiter der Erlacher Höhe in Freudenstadt, weiß von der Schwierigkeit des Projekts: "Obdachlose Männer ohne Wohnung haben keine Lobby." So sieht es auch Landrat Klaus-Michael Rückert: "Die Obdachlosigkeit ist ein Thema, das in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist." Er stehe voll hinter der Erlacher Höhe und hinter der Spendenaktion, zumal seit er den Zustand der Bäder im Wohnheim gesehen habe. Die Erlacher Höhe brauche dringend Unterstützung, so Rückert; der gern die Schirmherrschaft über das Spendenprojekt übernommen habe: "Hier geht es auch um die Menschenwürde."

Wie Projektleiterin Eva Bezecna, Sozialarbeiter Vincent Vetter und Wolfang Günther erläutern, bietet die Erlacher Höhe in ihrem Wohnheim 14 Plätze in Einzelzimmern für wohnsitzlose, einkommensschwache Männer, nicht selten mit Suchtproblemen. Wohnqualität sei wichtig, so Günther, die Männer bräuchten einen sicheren Ort, um sich zurückziehen zu können.

Für jeden wird ein individueller Hilfeplan erarbeitet

Auf dem Weg zu mehr Teilhabe in der Gesellschaft werde mit dem Sozialamt im Landratsamt für jeden ein individueller Hilfeplan erarbeitet. Die Männer bleiben meist ein halbes Jahr bis zu einem Jahr im Heim.

Die Erlacher Höhe hilft neben der sozialen Begleitung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung und einem Arbeitsplatz oder bietet selbst Arbeit in ihren Einrichtungen wie Kommode, Picobello, Werkstatt oder "StattLädle". Von den 14 Bädern im Wohnheim, im 1967 gebauten ehemaligen Hotel "Margarethenhof" sind bereits zwei mit Geldern aus der "Glücksspirale" saniert. Mit der Spendenaktion sollen durch heimische Handwerker pro Jahr vier weitere Bäder zu je rund 12.500 Euro erneuert werden, ein Aufwand von insgesamt rund 150.000 Euro. Dabei wird im Sinne der Nachhaltigkeit auch die Haustechnik verbessert. Im Margarethenhof in der Rappenstraße wurden erst kürzlich Küche und Kantine der Tagesstätte auch mit einem erheblichen Anteil an Eigenleistungen erneuert.

In den getrennten Wohnheimen für Frauen und Männer wohnen derzeit 23 Personen, weitere Frauen und Männer werden ambulant begleitet. Wolfgang Günther schätzt, dass täglich im Landkreis Freudenstadt zwischen 500 und 600 Personen mit den Hilfs- und Serviceangeboten der Erlacher Höhe in Kontakt kommen.