An der Neckarburg „tankt“ der Influencer Strom für seinen Lkw. (Screenshot) Foto: YouTube/Elektrotrucker

Der „Elektrotrucker“ tourt mit seinem Hund „Krümelix“ und einer Menge Energie im Fernverkehr elektrisch durchs Land. Zuletzt trieb es ihn mit einem E-Lkw der Leeraner Spedition „Nanno Janssen“ in den Kreis Rottweil.

Hinter dem YouTube-Alias „Elektrotrucker“ steckt Tobias Wagner. Der Start-up-Mitgründer zog sich im Februar als Geschäftsführer aus dem Münchner Elektromobilitäts-Unternehmen ChargeX zurück und wagte sich anschließend an das Abenteuer Elektro-Fernverkehr.

 

Der „Elektrotrucker“ hält seine Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Antriebswandel im Schwerlastverkehr in Videoform fest. Seit Mitte Februar haben die Videos mehr als 2,5 Millionen Aufrufe erreicht - darunter auch von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der auf der Nutzfahrzeug-Messe IAA Transportation den begeisterten Strom-Trucker zitiert. Das Video, in dem der „Elektrotrucker“ in der Schwarzwald-Region um Freiburg, Rottweil und Oberndorf unterwegs ist, hat bereits mehr als 100.000 Aufrufe.

Was der „Elektrotrucker“ in der Schwarzwald-Region erlebt

Nach einer Fahrt von Norddeutschland nach Freiburg geht es für den Trucker weiter nach Oberndorf am Neckar, wie in seinem Video zu sehen ist. Er schafft es zeitlich bis nach Rottweil und kommt dort mit 25 Prozent Restakku an. Am Rasthof Neckarburg enttäuscht ihn die Leistung der Ionity-Ladesäule mit rund 230 Kilowatt im Moment der Aufnahme etwas. Theoretisch möglich sind an diesen Ladesäulen laut Betreiber eigentlich 350 Kilowatt.

Nach einer Stunde und 40 Minuten war der Lkw wieder auf 95 Prozent aufgeladen. Laut den Angaben im Video waren das 405,6 Kilowattstunden im Wert von 158,15 Euro.

Der Iveco S-eWay an der Rottweiler Ionity-Ladesäule. (Screenshot) Foto: YouTube/Elektrotrucker

Am nächsten Morgen um 8 Uhr kreuzt Wagner dann bei „Kabeltec“ in Oberndorf auf, um eine Ware in die Niederlande aufzunehmen. Letztendlich sind es vier große Rollen mit Erdkabeln, die laut dem E-Lkw-Influencer zur Energiewende beitragen würden.

Die Ladung aus Oberndorf: Erdkabel. (Screenshot) Foto: YouTube/Elektrotrucker

Nachgefragt bei Kabeltec in Oberndorf zeigt man sich überrascht über die Anfrage unserer Redaktion. Dass da ein Lkw-Fahrer am 20. September auf dem Hof in die Kamera geredet und 100.000 Menschen von seiner Ladung erzählt hat, hätte dort keiner mitbekommen. Und ob die Kabel, wie der Trucker behauptet, tatsächlich in einem Energiewende-Projekt verwendet werden? „Das kann man nicht sicher sagen“, betont Sabine Günthner von Kabeltec. Es wäre aber durchaus möglich.

Nach dem Aufladen der Kabelrollen geht es wieder über 800 Kilometer in den Norden. „Das Leben ist schön, alles ist gut“ erzählt der Influencer, als er auf der A 81 an Empfingen vorbeifährt und seine weitere Route für den Tag durchgeht. Er muss an diesem Freitag zwei Pausen einlegen. Nicht aber des Ladens wegen, sondern weil die gesetzlichen Vorschriften zu Pausenzeiten es so verlangen.

In Empfingen entstehen derzeit übrigens weitere Lademöglichkeiten. Neben einem geplanten EnBW-Ladepark baut Shell bereits vorab die ersten acht Schnelllademöglichkeiten und kommt dem Landeskonzern damit zuvor.

Shell baut in Empfingen Ladeplätze und kommt der EnBW zuvor. Foto: Heidepriem

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht voran - und der Elektrotrucker begleitet diese Entwicklung wohl weiterhin mit einem Auge auf die Tauglichkeit der bestehenden Infrastruktur für Lkw. Denn oft müssen die Brummis ihre Auflieger abkoppeln, um die Auto-Ladeplätze mitnutzen zu können. In einer Google-Karte sammelt der „Elektrotrucker“ seine Ladeplatz-Empfehlungen für andere eTrucker,bei denen Teils nicht abgekoppelt werden muss.

Anfang September hatte der „Elektrotrucker“ übrigens bereits eine Tour in die Region, bei der er im Vergleich zur Neckarburg seinen Trailer angekoppelt lassen konnte: Der Elektrotruck wurde bei der Aral Pulse-Ladestation in Bondorf, nahe der A 81, aufgeladen. Dort gibt es zwei spezielle Ladeplätze nur für Elektro-Lastwagen.

Infos zum Elektro-Lkw

Aufladen
Die Lastwagen, welche Tobias Wagner in den Videos fährt, laden alle über den sogenannten „CCS“-Stecker auf, der auch bei Elektroautos zum Schnellladen genutzt wird. In Zukunft sollen Lkw aber neben „CCS“ (Combined Charging System) auch speziell für Lkw entwickelte „MCS“-Stecker (Megawatt Charging System) zum Einsatz kommen, die in etwa das dreifache an Leistung im Vergleich zum Auto-Laden haben sollen.

Auch an der A 81 sollen in Zukunft neben Ladestationen für E-Autos welche speziell für Lkw entstehen. Die Ausschreibungen des Bundes dazu laufen bereits. Einer der großen geförderten Standorte wird wohl ein „bewirtschafteter Parkplatz“ an der Autobahn 81 im Kreis Rottweil, mutmaßlich die Neckarburg.