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Studierende der Staatlichen Hochschule für Schauspiel Stuttgart spielen heute im Wilhelma Theater die Theateradaption von Lukas Moodyssons Kinoerfolg "Raus aus Åmål".

Stuttgart - "Raus aus Åmål" heißt der Kinoerfolg von Lukas Moodysson. Studierende der Staatlichen Hochschule für Schauspiel Stuttgart spielen die Theateradaption heute (9.10) um 20 Uhr im Wilhelma Theater. Schauspielschuldirektorin Franziska Kötz hat in der Produktion die Dramaturgie übernommen.

Frau Kötz, "Raus aus Åmål" heißt das Stück, auf dem Plakat am Wilhelma Theater ist ein "Stuttgart" neben Åmål zu lesen. Wo sehen Sie Parallelen?

Wer in Åmål lebt, erfährt immer erst, was gerade angesagt ist, wenn es im Rest der Welt schon wieder out ist. Aber ausgerechnet in dieser skandinavischen Kleinstadt ereignet sich eine ungewöhnliche erste Liebe zwischen den Mädchen Agnes und Elin. Elin ist die Prinzessin der Schule, alle Jungs sind hinter ihr her. Agnes dagegen gilt als ziemlich uncool, hat keine Freunde, liest viel und will Autorin werden. Und ausgerechnet Agnes verliebt sich in Elin. Åmål ist für diese Jugendlichen das Gegenteil von großer, weiter Welt, von Freiheit und Aufbruch - weniger also ein Ort, als vielmehr ein Lebensgefühl junger Menschen. In diesem Alter scheint Åmål überall zu sein, also auch in Stuttgart.

Was hat Sie an dem Film gereizt? Über junge Liebe gibt es schließlich schon eine Menge Theaterstücke.

Wir sind auf den Film, der in den Kinos erfolgreich lief, erst durch das Stück aufmerksam geworden, das an etlichen Theatern in Deutschland gespielt wurde, sich also bereits bewiesen hat. Der Filmregisseur Lukas Moodysson hat die Geschichte und auch die Dialoge gemeinsam mit jungen Laien durch Improvisation entwickelt, woraus später das Drehbuch und der Film entstanden sind. Wir adaptieren also nicht einen fertigen Film für die Bühne, sondern greifen den theatralischen Ursprung der Bilder wieder auf. Diese besondere Entstehungsgeschichte des Films erklärt den Reiz, den auch die Theaterfassung auszeichnet: Es handelt sich um ein ganz heutiges, unvermittelt zum Ausdruck gebrachtes Lebensgefühl junger Erwachsener. Dies mit unseren jungen Studierenden spielerisch zu thematisieren, schien uns interessant.

Haben Sie die Theaterfassung auch noch bearbeitet?

Wir haben die vorhandene, bereits erprobte Theaterfassung übernommen, uns aber Freiheiten erlaubt. Anders als bei Shakespeare oder Schnitzler - in der vergangenen Spielzeit haben wir "Wie es euch gefällt" und den "Reigen" aufgeführt - kann es hier nicht darum gehen, eine Rollenerwartung zu erfüllen, etwa die eines 40-jährigen dekadenten Grafen im Wien der Jahrhundertwende bei Schnitzler. Es geht vielmehr darum, einem vermeintlich so bekannt-vertrauten Lebensgefühl wie dem der ersten Liebe theatralisch glaubhaft und persönlich überzeugend in heutiger Sprache Ausdruck zu verleihen. Dies ist eine andere, aber mindestens ebenso wichtige Anforderung, mit der junge Schauspieler umzugehen lernen müssen.