Wintersport: Schwarzwälder Ski-Präsident denkt in diesen schwierigen Zeiten prinzipiell positiv. Mit Interview
Trotz des harten Lockdowns findet das Weltcup-Springen in Neustadt am 9./10. Januar nach zähen Verhandlungen und Diskussionen nun doch statt. Manfred Kuner, Präsident des Skiverbandes Schwarzwald, begründet nicht nur diese Entscheidung, sondern blickt auch insgesamt auf die neue Saison in der Region, die noch die Weltcups in Schonach (Nordische Kombination), in Neustadt (Damen-Skispringen) und auf dem Feldberg (Skicross) vorsieht.
Herr Kuner, eine lange Diskussion liegt hinter Ihnen, ob der Weltcup der Skispringer am 9./10. Januar in Neustadt stattfindet. Was gab letztendlich den Ausschlag, dass es zu keiner Absage kam?
Es gab drei Faktoren: Erstens hat sich das Hygiene-Konzept bei den Weltcups bisher in dieser Saison bewährt. Zweitens hat das Land Baden-Württemberg für das Springen in Neustadt seine Lockdonwn-Maßnahmen nicht noch zusätzlich verschärft. Und drittens hat der Deutsche Skiverband Unterstützung dahingehend zugesagt, dass von dessen Seite bei Bedarf auch noch Helfer gestellt werden. Es gilt für uns natürlich, die Gesundheit aller ehrenamtlichen Mitarbeiter zu schützen.
Warum kam es aber zur Absage des Snowboard-Weltcups Ende Januar auf dem Feldberg?
Es bestand das Problem, dass der Veranstalter auch vor dem Hintergrund der Pandemie zu wenig Helfer stellen konnte. Deshalb kam es zur Absage.
Schauen wir noch einmal zurück auf die Saisonplanungen im Sommer. Wie waren damals Ihre Erwartungen?
Ich habe, wie viele andere Menschen auch, eine zweite große Infektions-Welle für den Herbst und Winter zwar erwartet, aber nicht mit dieser Wucht. Dennoch haben wir – sehr defensiv – die ursprünglich sechs Weltcup-Veranstaltungen ohne Zuschauer geplant. Erfreulicherweise konnten wir aber auch auf unsere langjährigen Sponsoren weiter bauen.
Im November sprachen Sie noch von einer finanziellen Unterdeckung von mehreren hunderttausend Euro für die vier Weltcup-Veranstaltungen in Neustadt und Schonach. Wie ist heute der Stand der Dinge?
Wir konnten diese Lücke – auch aufgrund der Zuschüsse des Landes, des Deutschen Skiverbandes und des Badischen Sportbundes – in etwa schließen.
Sie haben also immer noch Hoffnung, dass zum Beispiel die beiden Weltcup-Veranstaltungen der Kombinierer in Schonach im März durchgeführt werden können?
Ich denke prinzipiell positiv, deshalb glaube ich daran, dass sich die Corona-Problematik mit Beginn des Frühjahres auch wieder ein wenig entspannen wird. Natürlich gilt es zum jetzigen Zeitpunkt als unwahrscheinlich, dass wir in Schonach Zuschauer zulassen dürfen.
Wenn Sie aktuell das Weltcup-Geschehen in allen Wintersportarten verfolgen, was glauben Sie, wird uns in diesem Corona-Winter hier noch alles erwarten?
Corona-Fälle bei den Sportlern und Mannschaften werden weiterhin nicht ausbleiben. Mancher Wettbewerb wird vielleicht nicht ausgetragen werden können. Flexibilität, ein schnelles Reagieren auf neue Situationen wird bei der FIS, bei den internationalen Skiverbänden gefragt sein. Die Vierschanzentournee und die Nordische Ski-WM in Oberstdorf werden unbedingt laufen, auch ohne Zuschauer.
Kommen wir zur aktuellen Situation im Schwarzwald zurück. In vielen Disziplinen – sei es im Biathlon, im Springen oder in der Nordischen Kombination – sind die Sportler aus der Region erfolgreich dabei. In welchen Bereichen muss der Schwarzwald aber hinsichtlich des Spitzensports noch aufholen?
Ganz klar, beim alpinen Skifahren. Da liegen wir hinter unseren eigenen Erwartungen aktuell einfach zurück. Es ist unser Ziel, aus Sicht des alpinen Skisports im Schwarzwald zumindest zehn Prozent der deutschen Kaderplätze wieder zu belegen. Deshalb haben wir im Sommer auch – flächendeckend für Baden- Württemberg – ein neues Konzept entwickelt, zum Beispiel mit neuen Trainingsstrukturen. Dazu kommt, dass der Zeller Hang auf dem Feldberg extra für dieses Konzept auch zeitnah dann ausgebaut wird.
Inwieweit können die nationalen Wettbewerbe im Schwarzwald in dieser Saison denn laufen?
Aktuell und bis auf weiteres können keine nationalen und regionalen Wettbewerbe im Schwarzwald aufgrund der Pandemie stattfinden.
Es ist ein schwieriger Winter. Wie nehmen Sie die Stimmung an der Basis, in den Vereinen, gerade wahr?
Sehr positiv. Die vielen Menschen, die hier im Ehrenamt arbeiten, lieben ihren Sport über alles. Dies habe ich gerade in den vergangenen Woche wieder vor Ort oft beobachten können.
Könnte die Corona-Pandemie der Nachwuchsarbeit schaden?
Schaden ist vielleicht der falsche Begriff. Aber für den Nachwuchs ist es sicherlich bei sehr erschwerten Trainingsbedingungen ein verlorenes Jahr. Die Gefahr besteht immer, dass Jugendliche dem Skisport den Rücken kehren, aber wir hoffen, dass sich dies absolut in Grenzen hält.
Worauf muss sich der Breitensport in diesem Winter noch einstellen? Lifte und Loipen dürfen ja bis in den Januar nicht genutzt werden.
Das ist richtig. Ich gehe hier auch frühestens Anfang Februar von einer Wiederöffnung aus.
Bei allen aktuellen Problemen: Die Schwarzwälder Ski-Asse machen Ihnen aber gerade international viel Freude.
Natürlich. Mit Janina Hettich, Benedikt Doll und Roman Rees sind drei Biathleten in der Weltklasse vertreten. Die Kombinierer Manuel Faißt und Fabian Rießle präsentieren sich ebenso stark. Und aus dem Sprungbereich können Ramona Straub, Anna Jäkle und Claudio Haas in diesem Winter noch einiges erreichen.
Die Fragen stellte Michael Bundesmann.
Weltcup-Termine im SchwarzwaldInfo
Noch fünf Termine auf dem Plan
9./10. Januar: Skisprung-Weltcup der Herren in Neustadt.
29. bis 31. Januar: Skisprung-Weltcup der Damen in Neustadt.
5. bis 7. Februar: Skicross-Weltcup auf dem Feldberg. 1
9. bis 21. März: Weltcup Nordische Kombination (2) in Schonach. Auch Weltcup-Saisonfinale.