Eine Kompromissentscheidung, die den Bad Imnauer Ortschaftsrat durchatmen lässt: Der Ort verliert zwar endgültig seinen Status als Kurort, darf aber das Bad vor dem Ortsnamen behalten. So hat es das baden-württembergische Wirtschaftsministerium entschieden.
Haigerloch-Bad Imnau - Mit dieser Nachricht wartete Ortsvorsteher Robert Wenz am Mittwoch in der gut besuchten Ortschaftsratsitzung auf.
Alle zehn Jahre werden die Kurorte bundesweit durch das zuständige Regierungspräsidium geprüft, ob Sie die vorgeschriebenen Voraussetzungen für die weitere Zulassung für den Prädikatstitel erfüllen.
Das war im August des vergangenen Jahres auch in Bad Imnau der Fall. Die für das behördliche Prüfungsverfahren zuständige Annemarie Christian-Kano vom Regierungspräsidium Tübingen war deshalb vor Ort. Sie wurde von Bürgermeister Heinrich Götz und Ortsvorsteher Robert Wenz bei einem Rundgang durch Bad Imnau begleitet. Götz und Wenz beantworteten ihr auch Fragen.
1937 bekam Imnau erstmals die Auszeichnung "Bad"
Danach war das Wirtschaftsministerium mit einer endgültigen Entscheidung am Zug, welche Anfang Februar an die Stadtverwaltung übermittelt wurde. Das Ergebnis der Prüfung: Bad Imnau – der Ort hatte die Auszeichnung "Bad" aufgrund der Heilquellen und des Bäder- und Kurbetriebs erstmals im Jahr 1937 erhalten – darf sein Namensprädikat zwar behalten, der staatlich anerkannte Heilbad-Status mit dem Titel "Kurort" ist jedoch aberkannt und muss überall gestrichen werden. Somit gibt es im Zollernalbkreis jetzt offiziell keinen staatlich anerkannten Kurort mehr.
Das ist in der Konsequenz aber nicht ganz so schlimm, denn wie Ortsvorsteher Robert Wenz im Ortschaftsrat erklärte, habe die Stadtverwaltung schon vor einigen Jahren das Prädikat Kurort freiwillig zurückgegeben und Bad Imnau sei deshalb bereits aus dem Heilbäderkatalog gestrichen.
2002 kam das Aus für den klassischen Kurbetrieb
Jeder, der sich mit den Voraussetzungen für einen Heilbad-Status auseinandersetzt, wird erkennen müssen, dass in Bad Imnau dafür seit vielen Jahren wesentliche Elemente wie eine Kurklinik mit ärztlicher Versorgung und notwendigen Behandlungsangeboten fehlen.
Seit Mitte der 80er Jahre war der Kurbetrieb im Eyachtal rückläufig, das hatte seine Gründe darin, dass Krankenkassen oder Versicherungsträger Kuren nicht mehr so bereitwillig bewilligten. Diese Situation führt wiederum dazu, dass der damalige Besitzer der Kureinrichtung – der Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz aus Hegne – im Jahre 2002 trotz aller Versuche und Investitionen die Kureinrichtung aus wirtschaftlichen Gründen an die Firma Summit aus Köln veräußerte.
Doch auch die zunächst in Bad Imnau angesiedelte Hahnemann-Klinik mit homöopathischen Therapiemethoden – unter anderem für krebskranke Patienten -– schloss bereits im Jahr 2010 wieder und zog nach Tübingen. 2014 kam schließlich auch das Aus für das Kurmittelhauses in dem bis dahin eine Physio-Therapiepraxis untergebracht war. Heute ist im Hauptgebäude, dem Fürstenhof, noch ein Hotel, das gerne von Hochzeitsgesellschaften gebucht wird.
Heute setzt der Ort auf Wellness, Wandern und Freizeitaktivitäten
Dass der Namenszusatz Bad nicht auch noch verloren ging, kann als gemeinsamer Erfolg von Stadt- und Ortschaftsverwaltung und mit den ehrenamtlich tätigten fünf Arbeitsgruppen gesehen werden.
Diese engagierten Bürgerinnen und Bürger brachten seit 2013 die vorhandenen Erholungseinrichtungen im Eyach- und Laibetal auf Vordermann. Verbunden damit waren dann gesundheitliche und sportliche Aktivitäten wie Wandern, Yoga, Waldbaden, Radfahren oder Kneippen vor allem für Tagestouristen und für Naherholungssuchende auf der Basis einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit.
Diesem heimatverbundenen Engagement ist es letztlich mitzuverdanken dass der Namenszusatz Bad im 580-Einwohner-Ort auch nach 85 Jahren weiterhin Bestand hat.