Die "Cervecería Alemana" wurde einst von Karl Christian Häussler gegründet. Der spätere Unternehmer stammte aus Nagold und wanderte 1873 aus. Foto: Familienarchiv Häussler/Schulze

In Guatemala brauen heute noch zwei Brauereien ihr Bock-Bier nach einem Rezept, das einst Karl Cristian Häussler aus Nagold nach Zentralamerika brachte. Nachfahren sind nun auf Spurensuche.

Nagold - Die Auswanderung von Europäern nach Amerika, vor allem von Iren und Deutschen nahm im 19. Jahrhundert stark zu. Die industrielle Revolution, die zu einer beschleunigten Verstädterung und zur Verdrängung von Handwerkern und Bauern vom Land führte, Missernten und Kriege hatten eine Verarmung großer Teile der Bevölkerung mit sich gebracht.

In nur 70 Jahren, von 1820 bis 1890 verließen mehr als 20 Millionen Menschen ihre Heimat, um in der "Neuen Welt" nach Möglichkeiten zu suchen.

Über Mexiko nach Guatemala

Auch Karl Christian Häussler aus Nagold machte sich auf den Weg. Die Auswandererdatenbank in Bremerhaven weiß von einem Christian Häussler, der sich am 4. Juni 1873 in Hamburg auf dem Schiff Saxonia nach New York einschiffte. Vermutlich führte ihn sein Weg in den Westen und von da aus über Mexiko nach Guatemala. Er war möglicherweise einer von 15 Geschwistern; im Ortssippenbuch von Nagold findet er sich als Ernst Christian Häussler, geboren in Nagold und gestorben in Quetzaltenango im fernen Guatemala.

Viele deutsche Einwanderer

Karl Christian Häussler, der die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten angenommen hatte, wurde von Justo Rufino Barrios, dem Präsidenten von Guatemala in den Jahren 1873 bis 1885 eingeladen, sich in der Stadt Quetzaltenango niederzulassen. In dieser Gegend gab es viele deutsche Einwanderer. Rufino Barrios hatte es den Einwanderern ermöglicht, sich anzusiedeln, preiswertes Land zu erwerben und vor allem Kaffeeplantagen zu betreiben. Er wollte so die Wirtschaft und Entwicklung des Landes vorantreiben. Die neuen Großgrundbesitzer hatten das Land der indigenen Bevölkerung bekommen und diese wurden per Gesetz zur Arbeit auf den neu entstehenden Plantagen verpflichtet.

Der aus Nagold stammende Karl Christian Häussler aber hatte es wohl weniger mit dem Kaffee-Anbau. Er errichtete 1880 eine Brauerei in Quetzaltenango unter dem Namen "Cervecería Alemana" und stellte Pilsener Bier her. Das Häussler-Bier war von guter Qualität. Karl Christian Häussler vererbte später das Rezept seines Bockbiers an seine Kinder, die damit 1887, in dem Jahr als ihr Vater starb, die erste Goldmedaille gewannen.

Brautechniker aus Deutschland geholt

Der Brautechniker Gustav Kiene, den Häussler aus Deutschland geholt hatte, übernahm das Rezept und gründete eine eigene Brauerei. Beide Brauereien wurden später von der Familie Castillo übernommen, die in der Cervezeria Nacional bis heute nach dem Rezept von Karl Christian Häussler Bier produziert. Der Name des Biers "Cerveza Cabro" ist die spanische Übersetzung von "Bockbier", das die Brauerei Häussler einst nach Guatemala gebracht hatte.

Nachfahren von Karl Christian Häussler leben in Guatemala Stadt und würden sich sehr freuen, etwas über ihre Vorfahren und deren Nachkommen in Nagold zu erfahren. Zwei Mitglieder der Familie besuchen Ende August die Autoin dieses Beitrags in Stuttgart. Wer etwas über Karl Christian Häussler weiß, darf sich gerne bei Dorothea Schulze melden. Wer Informationen oder Tipps für weitere Recherchen hat, kann dies gern per E-Mail mitteilen: doromari@gmx.de.