Foto: Fürst Developments

Investor Franz Fürst plant auf dem Killesberg um: Fünf Wohnhäuser hinter einem Riegelbau an der Straße.

Stuttgart - Auf dem Etikett steht noch Scenario drauf. Mit dem Gebäude, das der Investor Franz Fürst ursprünglich auf dem Killesberg bauen wollte, hat das neue Konzept aber nichts mehr zu tun. Die Stadtverwaltung und die Stadträte sind trotzdem recht zufrieden damit.

Der Mann aus Salzburg ließ die Katze aus dem Sack. Im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentierte er den Stadträten für den früheren Messeparkplatz neben der Brenzkirche ein völlig neues Baukonzept.

Wo 2007 eine Modemeile entstehen sollte und noch jüngst rund 16.000 Quadratmeter nur für Handel, Gewerbe und Büros geplant waren, will Fürst jetzt unter anderem über 7000 Quadratmeter Wohnfläche schaffen. Das könnte bis zu 84 Wohnungen ergeben. Davon dürften bis zu 25 Einheiten – knapp 1500 Quadratmeter – öffentlich geförderte Wohnungen der preisgünstigeren Kategorie sein. Es geht auch gar nicht anders.

Der Grund: Der von der Stadtverwaltung über zwei Jahre hinweg erarbeitete Bebauungsplan ist wegen des Wohnungsbaus Makulatur. Bei der Aufstellung des neuen B-Plans kommt das mittlerweile eingeführte Stuttgarter Innenstadt-Entwicklungsmodell (SIM) zur Anwendung. Damit zwingt die Stadt Investoren, in Ortslagen geförderte Wohnungen mitzubauen.

Nutzung als Orderzentrum für Modeeinkäufer „kein Thema mehr“

„Der spektakuläre Scenario-Entwurf des Büros Barkow/Leibinger wird in dieser Form nicht realisiert“, räumte Fürst ein. Sechs Jahre nach dieser Planung sei die Nutzung als Orderzentrum für Modeeinkäufer „kein Thema mehr“. Zudem seien die Kosten für die Stahlelemente an den Fassaden explodiert. Noch wichtiger ist ihm aber die Erkenntnis, dass die architektonische Formensprache des derzeit entstehenden Stadtteilzentrums neben dem Höhenpark besser auch jenseits der Straße am Kochenhof bis zur Roten Wand fortgeführt werden sollte.

Dazu passt die „stählerne, den Ort dominierende Gebäudeskulptur“, der man bisher höchstes Lob gezollt hatte, plötzlich nicht mehr. Die Stadträte staunten daher nicht schlecht, als Fürst und sein städtebaulicher Masterplaner Manfred Ortner ihnen hinter verschlossenen Türen die Welt neu erklärten.

Spitzenarchitekt soll Gebäude entwerfen

Die aktuelle Idee: Entlang der Straße soll ein gegliederter Riegelbau für Wellness und Spa, Handel und Gewerbe entstehen, dahinter fünf Wohnhäuser. Die Gebäude möchte Fürst – wie beim Stadtteilzentrum – von mehreren Spitzenarchitekten entwerfen lassen.

In drei Wochen soll geklärt werden, ob Fürst überhaupt im Spiel bleibt. Im Rathaus wird auch erwogen, das bisher noch nicht verkaufte Gelände für jedermann auszuschreiben. Der Preis wird auf jeden Fall steigen, wenn Wohnungen entstehen.

Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) und OB Wolfgang Schuster (CDU) könnten sich gut vorstellen, ohne Ausschreibung des Grundstücks mit Fürst weiter zu machen. Dafür spreche die Qualität dessen, was er im Stadtteilzentrum baue, sagte Hahn. Eine Frage sei, ob man auch im Riegelbau noch mehr Wohnungen wolle. Der städtebauliche Vorschlag von Ortner ist für Hahn „beachtlich“ und ein „guter Ausgangspunkt“. Von Enttäuschung ist auch beim OB nichts zu bemerken. „Die Form der Bauten folgt der Funktion“, sagte er auf Anfrage, „wenn die früher vorgesehene Nutzung entfällt, ist dies jetzt konsequent.“

Vielleicht wird das Grundstück ausgeschrieben

Nach Auffassung von Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold sind Fürst und Schuster, gemessen an ihrem einstigen Anspruch, gescheitert. Er sei froh, dass der Grundstücksverkauf auf Antrag der Grünen von einer 60-prozentigen Vermietung der Nutzflächen abhängig gemacht worden war. Man neige jetzt dazu, das Grundstück auszuschreiben.

Alexander Kotz (CDU) meint, davon könne man absehen. Er würde es aber gern sehen, dass Fürst für die Anordnung der Bauten und der jeweiligen Nutzungen auf dem Gelände weitere Ideen einholt. Roswitha Blind (SPD) findet, die Gebäude nach dem neuen Entwurf könnten die Brenzkirche stärker bedrängen als es beim Scenario der Fall war. Von daher wäre ein Architektenwettbewerb angeraten.