Trotz Rollstuhl: Die Selbsthilfegruppe BoT ist längst breit aufgestellt und macht auf ihr Anliegen aufmerksam. Foto: BoT

Barrierefreiheit: Die Selbsthilfegruppe BoT und die Stadt Burladingen weisen mit cooler Aktion auf die Hindernisse im Alltag hin

Mit einer Rolli-Testfahrt auf dem Burladinger Marktplatz am Sonntag, 19. September, ab 12.30 Uhr will die Burladinger Selbsthilfegruppe "Barrierefrei on Tour" (BoT) auf die zahlreichen Hindernisse in ihrem Leben aufmerksam machen.

 

Burladingen. Der Pandemie geschuldet, soll die Testfahrt im Hindernisparcours nur für geladene Gäste möglich sein. Sensibilisieren, da ist sich die Behinderten-Aktivistin und Vorreiterin der Gruppe, Ute Tatzel-Nowel, sicher, wird die Aktion allemal. Die MS-Kranke ist längst von vielen ebenfalls Betroffenen und engagierten Menschen umgeben. Denn in der Selbsthilfegruppe BoT haben sich vor allem Gehbehinderte und deren Freunde und Angehörige zusammengetan.

Es sind Menschen verschiedener Altersgruppen mit und ohne Handicaps. Und die Einschränkungen haben die Betroffenen aus den unterschiedlichsten Gründen. "Einfach mal von A nach B zu kommen", so sagt Tatzel-Nowel im Gespräch mit unserer Zeitung, "das ist im Leben eines gehbehinderten, blinden oder gehörlosen Menschen oft nicht drin."

Viele legten sich ein "Vermeidungsverhalten" zu und gingen gar nicht mehr raus. Denn: Ständig auf Hilfe angewiesen zu sein, daran lässt Tatzel-Nowel keine Zweifel, sei psychisch sehr belastend. "Das zehrt. Und unsere Angehörigen und Freunde sitzen dabei mit im Boot", sagt die Hausenerin, die trotz erheblicher Einschränkungen mit ihrem Rollstuhl immer noch stundenweise berufstätig sein kann.

Aber: Auch die Lebensgestaltung der Angehörigen von Behinderten sei immer schwierig und erforder Sondereinsätze, wo im Alltag die Barrierefreiheit fehle. Dabei sei die Teilhabe ein gesetzlich garantiertes Recht.

Die Burladinger Stadtverwaltung hat da inzwischen offene Ohren. Im Mai schon saßen Mitglieder der Selbsthilfegruppe mit Bürgermeister Davide Licht, seinem hauptamtlichen Stellvertreter und Erstem Beigeordnetem Berthold Wiesner, und Martin Paulus vom Ordnungsamt an einem runden Tisch und haben sich ausgetauscht. Die Idee einer Rollstuhltestfahrt, eines Hindernisparcours auf dem Marktplatz wurde geboren.

Mit dem barrierefreien WC auf dem Marktplatz, das mit einem Euroschlüssel für Behinderte zugänglich ist, mit der Verlegung der Gemeinderatssitzungen in die große Stadthalle, zu der eine Rampe führt und in der es einen Aufzug gibt, hat die Stadt bereits erste Fakten geschaffen, um Behinderten die Teilnahme zu ermöglichen.

Die Aktion mit dem Rollstuhlparcours soll nun zudem Verständnis in einer breiteren Öffentlichkeit wecken.