Die alte Weberei in der Schutterner Hauptstraße soll einem modernen Wohnpark weichen. Foto: Bohnert-Seidel

Die alte Weberei in Schuttern soll zurückgebaut werden und an ihrer Stelle zwei moderne Mehrfamilienhäuser entstehen. Am heutigen Dienstag wird das Projekt „Wohnpark alte Weberei“ im Ortschaftsrat von Schuttern vorgestellt.

Die alte Weberei in Schuttern wird als erhaltenswertes historisches Gebäude, aber nicht als Kulturdenkmal erklärt, ist aus einem Dokument des Regierungspräsidiums Freiburg zu lesen. Damit dürfen die Gebäude abgerissen werden. Bei der heutigen Sitzung des Ortschaftsrats Schuttern liegt das Projekt „Wohnpark alte Weberei“ zur Kenntnisnahme auf dem Tisch. Demnach soll das Areal der ehemaligen Weberei entlang der Schutterner Hauptstraße mit einer Wohnanlage – zwei Wohnhäuser mit 15 Wohnungen – bebaut werden. Das Projekt soll in der Ratssitzung ausführlich vorgestellt werden.

 

Viele Schutterer erinnern sich noch an den alten Kamin, der bis im Jahr 2012 neben dem Kirchturm der ehemaligen Klosterkirche als Wahrzeichen von Schuttern gelten durfte. „Bregers Kamin“ war in Schuttern unweigerlich mit der langen Tradition der Weberei verbunden. Erstmals im Handelsregister erwähnt war Schutterns Traditionsunternehmen im Jahr 1873. Ihren Ursprung hat die Weberei bereits im Jahr 1833 gehabt.

Stoffe aus Weberei war von Basel bis Mannheim gefragt

Der damalige Kamin mit stattlichen 34 Höhenmetern musste zwischen 1833 und 1873 vom damaligen Firmengründer Xaver Breger errichtet worden sein.

Im Jahr 2010 hatte sich die Lahrer Zeitung mit Marlene Breger, der Ururenkelin des Firmengründers, über die geschichtlichen Daten des Unternehmens unterhalten. Breger erzählte von den vielen Stuben Schutterns, in denen Webstühle standen, an denen die Hausfrauen saßen und Auftragsarbeiten in Heimarbeit erledigten. Begehrt waren die Stoffe aus Schuttern, was Xaver Breger zum Anlass genommen habe, zu bauen. Das unternehmerische Geschick von Breger ließ in Schuttern das große Gebäude „die Weberei“ mit angrenzendem Ladengeschäft und Verkaufsraum entstehen. Die Söhne übernahmen im Laufe der Jahre die Geschäfte. 1873 wurde die Weberei und die dazugehörige Färberei von einer Dampfmaschine betrieben. Waggonladungen von Kohlen wurden regelmäßig an den Friesenheimer Bahnhof geliefert und in Schuttern verheizt. Breger hatte drei Söhne. Diese stellten die Weberei einen mechanischen Betrieb um. Baumwolle, Leinen, Damast – die Stoffe aus der Schutterer Weberei war von Basel bis Mannheim gefragt und fanden in den Läden reichlich Absatz. Küferblusen im Renchtal oder im Hanauerland wurden mit Stoffen aus Schuttern genäht. Aber mit dem Aufschwung der 1950er-Jahre kauften die Menschen zusehends ihre Kleidung in den Geschäften. Die Weberei konnte in Schuttern preislich nicht mithalten. Albert Breger entschloss sich zum Verkauf der Fabrik, dessen Gebäude fortan als Werkstatt genutzt wurden.

Breger eröffnete in Schuttern ein Textilfachgeschäft, in dem seine Tochter Marlene Breger 57 Jahre lang – von 1951 bis 2008 – wirkte. Im Jahr 2008 musste sie dann das Textilfachgeschäft aus Altersgründen schließen. Breger war zu diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt.

Eintrag im Ortsfamilienbuch

Im Ortsfamilienbuch zitieren Elisabeth und Günter Mußler aus einem Eintrag von Lehrer Anton Jäckle für Schuttern im Jahr 1865: „Die Einwohner von Schuttern haben sich hauptsächlich von Feld-, Wiesen- und Weinbau, Viehzucht, Handwerk und Gewerbe ernährt. Eine reiche Nahrungsquelle bieten Leinen- und Baumwollweberei mit Färberei von Herrn Breger mit 60 Webstühlen. Dieser Mann fing vor 31 Jahren (1834) mit bescheidenen Mitteln die Zeugweberei und Färberei an, erweiterte von Jahr zu Jahr sein Gewerbe und erwarb sich durch Fleiß, Umsicht und Geschäftstüchtigkeit bei strenger Rechtlichkeit ein großes Vermögen.“