Das Auerhuhn, ein Symboltier des Schwarzwalds, ist ernsthaft vom Aussterben bedroht. Das wurde bei einer Pressekonferenz am Mittwoch mit hochrangigen Vertretern von Forst und anderen Einrichtungen deutlich. Doch jeder könne einen Beitrag zum Schutz des "größten Vogels im Wald" leisten.
Schwarzwald-Baar-Kreis - Es ist schon gut 100 Jahre her, dass Kaiser Wilhelm nach St. Georgen reiste, um auf Auerwildjagd zu gehen. Seit 1972 darf der Vogel nicht mehr bejagt werden. Trotzdem nimmt sein Bestand im Schwarzwald alarmierend ab. Im vergangenen Jahr seien lediglich noch 114 Hähne gezählt worden. Es werde mit noch mal so viel Hennen gerechnet, mache insgesamt also gerade mal etwa 250 Auerhühner, die sich über den Schwarzwald verteilen, informierte Rudi Suchant, Abteilungsleiter des Wildtierinstituts der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg. Für eine stabile Population sollten es aber mindestens 500 Tiere sein, schilderte der Experte eindrücklich die Bedrohung des Auerwilds. "Der Schwarzwald verliert seine Seele", sollte es denn zum Aussterben der Art in dieser Region kommen. Aber Suchant und die anderen Beteiligten wollten bei der Pressekonferenz auf den Höhen des Rohrhardsberges auch Hoffnung verbreiten. So würden Maßnahmen zum Schutz des Vogels intensiviert.
Gesperrte Wanderwege im April sollen den scheuen Tieren helfen
Der Revierleiter des Forstreviers Martinskapelle, Jens Kerll, deutete an einer Station des Waldbegangs auf einen abgesperrten Wanderweg. Seit vergangenem Jahr, also jetzt zum zweiten Mal, würden Balzplätze des Auerwilds im April abgesperrt. Ein Infoschild weise auf "Naturschutzgründe" hin. Im Winter gebe es ebenfalls abgesperrte Bereiche, um den ruhebedürftigen Tieren das Überleben in der kargen Jahreszeit zu erleichtern. Hierzu würden auch Loipen umgeleitet.
Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW, betonte, wie wichtig es sei, dass mit den Maßnahmen transparent umgegangen wird, um Verständnis bei Erholungssuchenden und sportlich Aktiven im Wald zu wecken. Manche Leute wüssten schlichtweg nicht, wie sie sich richtigerweise im Wald und besonders im Auerwildgebiet verhalten sollten. Frei laufende Hunde seien eine Gefahr für die Tiere, auch Wanderer oder Biker, die sich nicht an die vorgegebenen Wege hielten. Hier könne jeder mit seinem Verhalten dazu beitragen, den Tieren zu helfen.
Spannungsfeld mit dem Tourismus
Kerll wies auch auf das Spannungsfeld zwischen dem ruhebedürftigen Auerhuhn und dem Tourismus hin. Gerade der Rohrhardsberg sei ein Ziel von vielen Wintersportlern. 45 000 Besucher seien dort im vergangenen Winter registriert worden, die teilweise vom Bodensee, Stuttgart oder Mannheim anreisten.
Doch nicht nur die Waldbesucher machen dem scheuen Tier zu schaffen. Reger wies auf die "naturnahe Waldbewirtschaftung" hin, die dazu geführt habe, dass die Wälder dichter und "dunkler" wurden. Doch das Auerhuhn brauche auch lichte Waldstrukturen. Ein Auerhahn wiege rund vier bis sechs Kilo, ergänzte Suchant. Das schwere Tier brauche einen gewissen Anlauf, um in die Luft zu kommen. Auf lichte Waldstrukturen werde deshalb in Auerwildgebiet verstärkt geachtet, nicht nur im Staatswald.
Verein steht beratend zur Seite
Um Verständnis für solche Pflege- und Schutzmaßnahmen wird auch bei kommunalen und privaten Waldbesitzern geworben, informierte Eberhard Aldinger, Vorsitzender des Vereins "Auerhuhn im Schwarzwald". Der Verein stehe Privatwaldbesitzern und Kommunen beratend zur Seite. Für die Kosten solcher Maßnahmen könne auch eine Förderung in Anspruch genommen werden.
Auf die besondere Bedeutung des mittleren Schwarzwalds als Lebensraum für das Auerwild machte Philipp Weiner, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Hochschwarzwald, aufmerksam. Anhand einer Karte zeigte er die Vorkommen des seltenen Tieres. Der mittlere Schwarzwald spiele hier als Brücke zwischen den Populationen im Nord- und Südschwarzwald eine große Rolle.
Maßnahmen werden intensiviert
Die Schutzmaßnahmen sollen weiter intensiviert werden, erklärte Reger und deutete auch ein Aktionspaket an, über das von Ministeriumsseite demnächst informiert werde. Schon bislang sei einiges geleistet worden, aber offensichtlich nicht genug, wies er auf die rückläufigen Zahlen hin. Wobei Orkane wie Lothar oder Wiebke dem Vogel gut getan hätten, merkte Jakob Huber, Mitarbeiter beim Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg, an. Die Orkane hätten wieder für Freiflächen im Wald so für einen besseren Lebensraum für das Auerhuhn gesorgt. Doch diese Freiflächen seien eben wieder zugewachsen.