Der Bestand der Auerhühner im Schwarzwald geht drastisch zurück. Foto: Reichel

Streng geschützten Auerhahn bedrängt und totgeschlagen. Laurentiusfest-Image leidet stark.

Feldberg - Sie sollen einen streng geschützten Auerhahn getötet haben. Bald müssen sich zwei junge Männer deswegen vor Gericht verantworten. Die Strafen könnten alles andere als glimpflich ausfallen.

Die beiden 21 und 23 Jahre alten Männer, die im vergangenen August beim Laurentiusfest am Feldberg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwal) den Auerhahn "Heini" gequält und totgeschlagen haben sollen, müssen sich vor dem Jugendrichter am Amtsgericht Titisee-Neustadt für ihre mutmaßliche Tat verantworten.

Die Freiburger Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben und wirft dem Jüngeren der beiden die Tötung des Federviehs vor. Beiden Angeklagten wird zudem ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vorgeworfen, da sie den seltenen Vogel in seinem Schutzgebiet nahe der Todtnauer Hütte gestört hatten. Die beiden nicht vorbestraften Männer waren zur Tatzeit wohl betrunken und behaupteten später, in Notwehr gehandelt zu haben, da Auerhahn "Heini" sie angegriffen habe. Sie erstatteten selbst zudem Anzeige wegen Körperverletzung, da sie von Festbesuchern angegriffen worden seien.

Juristisch ist der Fall, der seinerzeit für große Empörung und Schlagzeilen bis in die USA sorgte, keine Bagatelle: Laut Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes kann vorsätzliche Tierquälerei und Tiertötung mit einer Geldstrafe beziehungsweise maximal drei Jahren Haft bestraft werden. Für den Verstoß gegen Paragraf 71 des Bundesnaturschutzgesetz (Störung einer streng geschützten Tierart) drohen beiden Männern gar bis zu fünf Jahren Haft.

Da der jüngere der beiden Männer zur Tatzeit jedoch noch als Heranwachsender galt, wird in der Verhandlung zunächst geklärt werden müssen, ob bei ihm das Jugend- oder das Erwachsenenstrafrecht Anwendung finden wird. Wann den beiden der Prozess gemacht wird, in dem auch Zeugenvideos der Tat ausgewertet werden sollen, ist noch offen.

Rund zwei Tage sind nötig, um Müll und Flaschen einzusammeln

Der Vorfall am Feldberg hatte im vergangenen Jahr eine Debatte über Sinn und Unsinn des traditionsreichen Laurentiusfests losgetreten, bei dem jedes Jahr mehrere Tausend überwiegend betrunkene junge Gäste von Hütte zu Hütte laufen, um sich in Dirndl und Lederhose einen feuchtfröhlichen Tag zu machen.

Im vergangenen Jahr musste die Bergwacht im Zusammenhang mit dem Fest zu 13 Noteinsätzen ausrücken, um verletzte Festbesucher aus ihrer Not zu retten. Ein Negativrekord, der zusammen mit der Tötung des streng geschützten Auerhahns "Heini" den Ruf des Fests als "Ballermann-Party" im Hochschwarzwald weiter verschlechterte. Man brauche bis zu zwei Tage, um Müll und Flaschen nach dem Fest wieder einzusammeln, sagte im vergangenen Jahr der Leiter des Naturschutzzentrums am Feldberg, Stefan Büchner. Kritik kam auch von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG), die dem Fest eine problematische Entwicklung bescheinigte.

Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht kündigte nach dem Auerhahn-Vorfall Maßnahmen an, die sowohl den Belangen des Naturschutzes wie auch den Hüttenwirten am Feldberg, die auf die Einnahmen bei dem Fest angewiesen sind, gerecht werden sollten: In Abstimmung mit den Behörden wurde ein Konzept für einen Laurentiusmarkt beim Haus der Natur entwickelt, der regionale Produkte in den Mittelpunkt stellen und so das Fest für breitere Besucherschichten wieder attraktiver machen soll. Außerdem einigte man sich darauf, den Pendelbus beim Laurentiusfest zur Todtnauer Hütte nicht mehr anzubieten, sagte Albrecht auf Nachfrage. Im laufenden Jahr dürfte das alles aber ohnehin nichts werden: Dass das Fest stattfindet, gilt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie als unwahrscheinlich.