Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen – und kommen inzwischen das ganze Jahr über vor. Foto: Henrik Larsson - stock.adobe.com

Auch in der Region gab es bereits erste Fälle an FSME-Erkrankungen. Wir geben einen Überblick über Zeckenarten, Gefahren, Schutz und Krankheiten.

Nicht einmal im Winter herrscht mehr Ruhe: Zecken sind mittlerweile dank der milden Temperaturen ganzjährig unterwegs, warnt vor allem das baden-württembergische Gesundheitsministerium.

 

Am Ende werden es aber vor allem die von Zecken übertragbaren Krankheiten sein, die die Kliniken von nun an ganzjährig beschäftigen könnten.

Wie viele Fälle gibt es?

Wie früh etwa die ersten Fälle an FSME-Erkrankungen registriert worden sind, beschreibt das Gesundheitsministerium Anfang März in einer Pressemitteilung. Ein Fall aus dem Landkreis Böblingen, einer im Stadtkreis Heidelberg. Im Landkreis Calw standen vor wenigen Tagen bereits zwei Meldungen in Abklärung.

Zum Vergleich: 2024 waren es in Deutschland laut RKI insgesamt 686 Fälle, auf Baden-Württemberg entfallen davon 225. Das Gesundheitsamt in Calw spricht von sieben erfassten Fällen im Landkreis.

Welche Rolle spielt das Wetter?

Ursprünglich galten die Monate von März bis Oktober als Zeckensaison. Aufgrund der milden Winter der vergangenen Jahre – ab Durchschnittstemperaturen von fünf bis sieben Grad Celsius werden die Tiere aktiv – sind die Parasiten jedoch schon ganzjährig unterwegs.

Weiter schreibt das Gesundheitsministerium, seien die Meldezahlen eng mit den klimatischen und ökologischen Faktoren sowie dem Freizeitverhalten der Menschen verknüpft. Die höheren Temperaturen begünstigten nicht nur die erhöhte Aktivität der Zecken, sondern auch die Populationsgröße der Wirtstiere wie etwa Mäusen oder Niederwild. Sind die Menschen bei mildem Wetter mehr in der Natur unterwegs, steigt das Risiko ebenfalls.

Welche Zeckenarten sind gefährlich?

Dabei geht die Gefahr schon lange nicht mehr nur vom Gemeinen Holzbock aus, der als Überträger von FSME und Lyme-Borreliose gilt.

Der Auwaldzecke, auch Wiesenzecke oder Buntzecke genannt, ursprünglich im Süden und Osten Europas beheimatet, werden mittlerweile auch FSME- und Borreliose-Infektionen zugeordnet. Ein Stich der auch im Winter besonders aktive Zecke kann Fleckenfieber und die für Hunde lebensgefährliche Hunde-Malaria (Babesiose) übertragen.

Ein weiterer unangenehmer Neuankömmling ist die Hyalomma-Zecke, eigentlich heimisch auf dem afrikanischen Kontinent. Die Riesenzecke – fast fünfmal so groß wie der Gemeine Holzbock und gut erkennbar an den gestreiften Beinen – besitzt Augen, ein großer Unterschied zu den herkömmlichen Arten.

Was sie besonders gefährlich macht: Ihre Fähigkeit, Wirte auf hunderte Meter Entfernung mit einer spinnenartigen Geschwindigkeit zu verfolgen. Sie gilt als Überträger des Krim-Kongo-Fiebers. Hier kann das Gesundheitsamt aber Entwarnung geben: Von den 220 erfassten Hyalomma-Zecken im Zeitraum 2019 bis 2023 stamme keine aus dem Landkreis Calw.

Borreliose

Fast ganz Baden-Württemberg, somit auch der Landkreis Calw, gelten als Hochrisikogebiete. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Der Stadtkreis Heilbronn ist nicht als Risikogebiet aufgeführt.

Etwa fünf Prozent der Zecken sind mit dem Erreger befallen – bei der Borreliose liegt die Wahrscheinlichkeit, nach einem Stich zu erkranken, bei zwei bis fünf Prozent.

Fieber, Müdigkeit sowie Kopf- und Muskelschmerzen seien die Folgen, erklärt der Klinikverbund Südwest mit Standorten unter anderem in Calw und Nagold.

Werde das Nervensystem von der Borreliose befallen, kommt es zu neurologischen Symptomen – Nervenschmerzen, Taubheitsgefühlen oder leichten Lähmungen. Tückisch: Selbst nach Monaten oder Jahren können Gelenkentzündungen auftreten, im Bereich des Knies etwa.

Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Daher gelten die gleichen Schutzmaßnahmen wie gegen FSME: Lange, helle Kleidung und gründliches Absuchen nach Aufenthalten im Freien. Sollte nach einem Stich eine Rötung festgestellt werden, die mit der Zeit nach außen wandert, sei frühestmöglich eine Antibiotikatherapie angeraten, erklärt der Klinikverbund.

FSME

Auch wie sich eine FSME-Erkrankung äußert, wissen die Ärzte vom Klinikverbund Südwest am besten. Für diese Erkrankung besteht auch eine die Meldepflicht.

Bei rund 70 bis 90 Prozent verlaufe die Erkrankung asymptomatisch, ohne erkennbare Symptome. Daher sei auch mit einer beträchtlichen Dunkelziffer zu rechnen, schreibt der Klinikverbund auf Anfrage.

Die restlichen Fälle verlaufen typisch, in zwei Phasen, mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen. Nach einem fieberfreien Intervall, so der Klinikverbund, folge ein erneuter Fieberanstieg, der mit Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit zu einer Hirnhautentzündung führt.

Bei einer von zehn erkrankten Personen sind auch das Gehirn und Rückenmark von der Entzündung betroffen, was zu schwerwiegenden neurologischen Einschränkungen führen könne. Todesfälle seien zwar selten, schwere Verläufe können aber bleibende Schäden wie Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und epileptische Anfälle verursachen.

Eine gezielte Therapie gibt es nicht, die Behandlung erfolge rein symptomatisch, erklärt der Klinikverbund weiter. Der einzig zuverlässige Schutz sei die Impfung. „Da wir in einem endemischen Gebiet in Bezug auf FSME leben, ist eine Impfung angeraten“, so die Einschätzung. Gefährdet seien besonders die Menschengruppen, die regelmäßig in Kontakt mit der Vegetation kommen würden – Waldarbeiter, Landwirte oder Jogger etwa.

Die Grundimmunisierung erfolgt nach drei Teilimpfungen, alle drei Jahre ist eine Auffrischungsimpfung angeraten. Mögliche Nebenwirkungen der Impfung, schreibt der Klinikverbund, können etwa Fieber, Gliederschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Müdigkeit auftreten. Lebensbedrohliche Nebenwirkung nach der Impfung seien nicht dokumentiert.

Welchen Schutz gibt es?

Abgesehen von der Impfung gebe es keinen hundertprozentigen Schutz gegen FSME, heißt es weiter. Wer sich aktiv gegen Zecken schützen will, solle beim Aufenthalt in Wäldern und hohem Gras lange, helle Kleidung tragen und sich danach gründlich absuchen, rät der Klinikverbund.

Wie verhält man sich im Fall eines Zeckenstichs am besten?

Die Zecke sollte nach einem Stich schnell und fachgerecht entfernt werden, dass heißt: die Zecke nahe der Einstichstelle langsam und vorsichtig mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckeninstrument entfernen – ohne dabei den vollgesogenen Körper der Zecke zu berühren.

Treten nach einem Stich grippeähnliche Symptome oder ringförmige Hautrötungen auf, sei schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen, so der Klinikverbund.