Noch wird der radioaktive Atommüll wie hier in Nordrhein-Westfalen in gelben Castor-Behältern zwischengelagert. Foto: Guido Kirchner/dpa

Mehrere Gebiete in der Ortenau kommen weiterhin für die Endlagerung von radioaktivem Atommüll in Frage. Wir haben beim Landratsamt nachgefragt.

In mehr als 60 Jahren Atomkraftnutzung sind in Deutschland rund 27 000 Kubikmeter hoch radioaktiver Atommüll angefallen. Für diesen Müll muss nun ein sogenanntes Endlager gefunden werden. Zuständig für die Suche ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), die am Montag über den aktuellen Stand der Suche informiert hat. Demnach kommen nur noch rund 25 Prozent der deutschen Landesfläche für ein mögliches Endlager in Frage. Mehrer davon liegen – zumindest teilweise – in der nördlichen Ortenau.

 

So ist laut öffentlich einsehbarem „Navigator“ ein großer Landstrich, beginnend rund um Lautenbach und endend nördlich von Bad Wildbad im Kreis Calw, potenziell geeignet. Das Gebiet habe die „Prüfschritte eins und zwei der „ Repräsentative vorläufige Sicherheitsuntersuchungen“ (RVSU) weitgehend bestanden , heißt es im Navigator des BGE.

Gleiches gilt für ein Gebiet östlich von Gengenbach, auch Nordrach liegt teilweise in diesem ausgewiesenen Gebiet. Und auch Gutach liegt in einem Bereich, der laut BGE weiter ein potenzieller Ort für ein Endlager ist. Dieser Bereich umfasst unter anderem auch Hornberg und am östlichen Ende Schramberg.

Das sagt das Landratsamt

In Landratsamt zeigt man sich auf Nachfrage unserer Redaktion überrascht von den neuen Ergebnissen. „Es verwundert, dass die BGE-Teilgebiete im Kristallin-Gestein als potenziell geeigneter Standorte ausweist, obwohl Experten das Kristallin aufgrund seiner Struktur für weniger geeignet erachten. Steinsalz und Tongestein sollen dagegen besser geeignet sein“, sagt Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter und Dezernent für Kommunales, Gewerbeaufsicht und Umwelt.

Die im Navigator blau gekennzeichneten Flächen kommen weiter als Endlager-Standort in Frage. Foto: Bundesgesellschaft für Endlagerung

Zudem sei man in der Kreisverwaltung davon ausgegangen, „dass Regionen, in denen Erdbeben vorkommen, aus der Betrachtung ausgeschlossen werden“. Da sich in der Region zudem historische Bergbauschächte finden und „sogar aktiver Bergbau“ stattfinde, komme die „Ausweisung als potenziell geeignete Fläche sehr überraschend“, sagt der Erste Landesbeamter Stoermer.

So geht die Endlagersuche weiter

Das Landratsamt ist nach eigenen Angaben nicht in die Suche nach einem Endlager eingebunden. „Wir erhalten lediglich die allgemein zugänglichen Informationen“, sagt Stoermer. Also unter anderem die digitale Karte, die zwar große Teile der Ortenau als wenig geeignet ausweist – eben aber nicht alle. Diese sollen nun weiteren Prüfungen unterzogen werden. Mitte 2026 will die BGE einen weiteren Zwischenstand präsentieren, Ende 2027 will sie Standortregionen für die oberirdische Erkundung vorschlagen.

Bundestagsabgeordnete äußern sich zur Suche

Klar ist aber bereits nach der jüngsten Veröffentlichung der BGE: In der südlichen Ortenau wird es kein Endlager für Atommüll geben. „Für die Region freut es mich, dass die südliche Ortenau nicht geeignet ist für ein Atommüllendlager“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner in einer Pressemitteilung.

Und weiter: „Natürlich brauchen wir für den vorhandenen Atommüll ein Endlager, aber die Geologie bei uns gewährleistet keine langjährige Sicherheit für die Lagerung des Atommülls“, erläutert Fechner. Die schwierige Suche nach einem Endlager zeige, wie richtig der Ausstieg aus der Atomenergie war, heißt es in Fechners Mitteilung. „Allein für die Endlagersuche werden wir noch Milliarden ausgeben müssen, was zeigt, was für eine Sackgasse die Atomkraft war“, so Fechner. Jetzt gelte es, die erneuerbaren Energien und die Stromnetze weiter schnell auszubauen.

Das sagt Yannick Bury (CDU)

Ähnlich äußert sich auch Yannick Bury, der für die CDU im Bundestag sitzt und ebenfalls den Wahlkreis Emmendingen-Lahr vertritt. „Es ist eine gute Nachricht, dass große Teile des Landkreises Emmendingen und der südlichen Ortenau bei der Endlagersuche ausgeschlossen wurden. Das schafft zunächst Beruhigung“, sagt der Abgeordnete. Gleichzeitig müsse das Verfahren deutlich an Tempo gewinnen – „denn bereits Mitte der 2030er Jahre laufen die Genehmigungen einiger Zwischenlager aus“, so Bury weiter.

Was ist ein Endlager?

Derzeit lagert deutscher Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern. Nun wird ein Standort für das Endlager gesucht, der Sicherheit für eine Million Jahre bieten soll. Die letzten deutschen Atomkraftwerke sind seit April 2023 außer Betrieb. Bis 2050 soll laut Bundesumweltministerium ein Endlager gefunden sein. Wann es genutzt werden kann, ist noch offen.