Könnte Apophis der Erde ähnlich nahe kommen wie der Asteroid 2012 DA14, der am 15. Februar 2013 knapp 28 000 Kilometer an unserem Heimatplaneten vorbeiflog? Foto: Nasa/dpa

In der Erdgeschichte ist unser Heimatplanet immer wieder von Asteroiden getroffen worden – oft mit verheerenden Folgen. Kann der Asteroid 2004MN4, auch Apophis genannt, gefährlich werden?

In den unendlichen Weiten des Weltalls lauert Gefahr. Ein massiver Gesteinsbrocken rast durch das Sonnensystem auf die Erde zu. Ein Einschlag könnte ganze Landstriche oder Kontinente verwüsten. Wie jener Asteroid, der vor etwa 66 Millionen Jahren das Aussterben der Dinosaurier verursacht haben soll.

 

Was nach Hollywood-Katastrophenfilmen à la „Armageddon – Das jüngste Gericht“ (1998) klingt, ist tatsächlich mehr als bloße Science-Fiction, wie die Geschichte von Asteroid 2004MN4 – auch Apophis – genannt, zeigt.

2004: Drei Astronomen am Kitt Peak National Observatory im US-Bundesstaat Arizona entdecken mit ihren Teleskopen im Sternbild Löwe ein langsam wanderndes, lichtschwaches Objekt, das sich als Asteroid auf einer erdnahen Bahn herausstellt. Sie nennen den interstellaren Gesteinsbrocken 2004MN4.

Wenig später zeigt sich, dass seine Bahn der Erde in einem Abstand von weniger als 50 000 Kilometern kreuzen könnte, sodass beide Himmelskörper einander ziemlich nahekommen. Könnte Apophis, wie der Asteroid in Anlehnung an den ägyptischen Todesgott Apep getauft wird, die Erde treffen?

Was ist überhaupt ein Asteroid?

Asteroiden sind Kleinplaneten – sogenannte Planetoide- mit einem Durchmesser von maximal 100 Kilometern, die sich um die Sonne bewegen, größer als Meteoroide und kleiner als Zwergplaneten sind.

Bisher sind rund 700 000 Asteroide in unserem Sonnensystem bekannt, allerdings dürfte ihre tatsächliche Zahl weit höher liegen. Weil ihre Masse geringer als die von Planeten ist, haben sie keine runde Form, sondern sind unregelmäßig geformt.

Droht der Menschheit die Apokalypse?

Als die Nachricht publik wird, sehen Weltuntergangspropheten – von denen es mehr gibt, als man vermutet – mal wieder das Ende der Menschheit nahen. Doch die wissenschaftlichen Fakten widersprechen solchen Apokalypse-Szenarien.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenpralls?

Erst hieß es, dass Apophis im Jahr 2029 die Erde mit 2,7 Prozent Wahrscheinlichkeit treffen würde. Inzwischen gehen Astronomen vom 13. April 2036 als möglichem Termin für den Vorbeiflug aus.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenpralls?Berechnungen von Astronomen des Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena haben ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenpralls kleiner als Eins zu einer Million ist.

Laut Nasa-Daten wird der geringste Abstand des Asteroiden zur Erde ungefähr 31 000 Kilometer betragen. Was angesichts eines Erddurchmessers von knapp 13 000 Kilometern schon recht knapp wäre.

Welche Zerstörungen könnte Apophis anrichten?

Bei der berechneten Größe von Apophis von rund 330 bis 400 Metern würde ein Zusammenstoß allenfalls regionale Verwüstungen anrichten. Schätzungen ergeben eine zu erwartende Sprengkraft von rund neunhundert Megatonnen herkömmlichen Sprengstoffs, was einem Erdbeben der Stärke 8,0 auf der Richterskala entspricht.

Zum Vergleich: Der Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren in der Gegend der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatán einschlug, hatte einen Durchmesser von etwa 14 Kilometern.

Ab welcher Größe werden Asteroiden der Erde gefährlich?

Fest steht aber auch: In die Atmosphäre eintauchende und explodierende Himmelskörper können schon mit einem Durchmesser von 20 Metern massive Zerstörungen verursachen.

„Die Druckwellen werden mit den gleichen Sensoren ermittelt wie bei Atomwaffentests“, sagt der Chef des von Darmstadt aus operierenden Esa-Büros für Planetenschutz, Holger Karg. Da werde ein Vielfaches an Energie einer Hiroshima-Bombe frei.

Droht ein Crash-Szenario?

Bei den Objekten bis 100 Meter Durchmesser gehen Schätzungen von rund 40 000 Brocken aus, von denen nach Esa-Angaben erst rund 20 Prozent entdeckt wurden. Bei geschätzten rund 1000 Asteroiden ab einer Größe von einem Kilometer ist den Weltraumforschern weniger bange beim Aufspüren.

„Da haben wir eigentlich schon 95 Prozent entdeckt“, betont Rüdiger Jehn, Leiter des Büros für Planetenschutz im Satellitenkontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Im Moment drohe da kein Crash-Szenario.

Übrigens: Sollte die Menschheit 2029 oder 2036 vor einem Rendezvous mit Apophis verschont bleiben, bliebe immer noch das Jahr 2068. Dann nämlich gerät der dicke Brocken aus dem All ein weiteres Mal in Erdnähe.

Asteroiden – Gefahr aus dem Weltall

Himmelskörper auf Kollisionskurs
Als Asteroiden bezeichnen Weltraumexperten astronomische Kleinkörper mit einem Durchmesser ab einem Meter, die die Sonne umrunden. Und die gibt es reichlich. „Ein-Meter-Objekte treffen uns regelmäßig, das kommt mehrfach im Jahr vor“, sagt Esa-Experte Rüdiger Jehn.

Global Killer
Große Asteroiden, die auch mal zehn Kilometer Durchmesser erreichen, werden als „Global killer“ („globale Zerstörer“) bezeichnet. Der Asteroid, der vor rund 66 Millionen Jahren den Dinosauriern den Garaus machte, war so einer. Alle 100 Millionen Jahre etwa tritt im Durchschnitt ein solch zerstörerisches Ereignis auf.

Asteroiden-Abwehr
Weltraumexperten sollen nicht nur warnen, sondern auch schützen. Sollte ein Asteroid in seiner Flugbahn Kurs auf die Erde nehmen, gibt es laut ESA und Nasa nur zwei Möglichkeiten: ablenken oder zerstören. Für ein solches Szenario gibt es bereits einige Vorschläge – von Sonnenspiegeln bis zu Wasserstoffbomben. Auch Raketen – also der Einsatz von Einschlagprojektilen zur Bahnablenkung – sind eine Option. Die meisten von ihnen sind aber weder technisch noch finanziell umsetzbar. Für größere kosmische Gesteinsbrocken setzt man auf den sogenannten kinetischen Impakt: Objekte mit großer Masse und höchstmöglicher Geschwindigkeit sollen den Asteroiden rammen und vom Kurs abbringen.

Deep Impact
Würde ein Asteroid von bis zu 400 Metern Durchmesser die Erde treffen, müsste man sich vor gleichzeitig auftretenden Windstößen und Druckwellen schützen, haben Forscher herausgefunden. Das Team um Clemens Rumpf von der britischen Universität Southampton hat untersucht, welcher Effekt eines einschlagenden Asteroiden – englisch: „Deep Impact“ – auf der Erde die gravierendsten Folgen für die Menschen und damit die meisten Opfer hätte. Bei Einschlägen ins Meer führen Tsunamis zu den meisten Opfern. Besonders gefährlich seien atmosphärische Druckwellen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit ausbreiten und dabei starke Winde entfachen. Diese Wellen entstehen durch den steigenden Druck in der Atmosphäre. Die Windstöße, welche die Druckunterschiede ausgleichen, könnten Menschen durch die Luft schleudern und Gebäude einstürzen lassen. Der Wind könnte die Geschwindigkeit von Orkanen weit überschreiten.