Inflation, explodierende Energiekosten und die Auswirkungen der Pandemie belasten die Asklepios-Klinik. Foto: Kommert

Belegungsrückgänge einerseits und Kostensteigerungen andererseits bringen viele Reha-Kliniken in Bedrängnis. Der Geschäftsführer der Asklepios-Klinik, Stefan Bartmer-Freund, fordert einen sofortigen Inflationsausgleich.

Triberg - Die Reha- und Vorsorge-Kliniken schlagen Alarm. Viele sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. Der bundesweiten Kampagne von Krankenhäusern und Rehaeinrichtungen unter dem Namen "Alarmstufe Rot" hat sich auch die Asklepios-Klinik in Triberg angeschlossen. Geschäftsführer Stefan Bartmer-Freund warnt vor einem Versorgungskollaps in den Krankenhäusern, wenn diese wegen Reha-Schließungen ihre Patienten nicht mehr zeitnah in die Anschluss-Rehabilitation entlassen können.

Wie Bartmer-Freund erläutert, ist die finanzielle Lage der Asklepios-Klinik ähnlich angespannt wie bei nahezu allen bundesweit 1200 ambulanten und stationären Reha- und Vorsorgeeinrichtungen mit ihren rund 150 000 Beschäftigten. "Nachdem sich die Sachkosten und die Kosten für medizinischen Bedarf extrem verteuert haben, wird die bevorstehende Explosion der Energiekosten um bis zu 400 Prozent viele Reha- und Vorsorge-Kliniken in eine existenzielle Krise führen", ist Bartmer-Freund überzeugt. "Da die Vergütungssätze, die sie von den Krankenkassen und der Rentenversicherung für die Behandlung bekommen, langfristig fixiert sind, bleiben die Einrichtungen auf diesen Kostensteigerungen sitzen."

Rasant steigende Energiekosten bereiten "größte Sorgen"

Die größten Sorgen bereiten den Kliniken die anstehenden Preissteigerungen für Strom und Gas. "Wenn die meist längerfristig bestehenden Lieferverträge mit den Energieversorgern im Herbst auslaufen und höhere Gebühren fällig werden, steigen die Energiekosten von zurzeit rund fünf Euro pro Tag und Patient auf über 20 Euro", rechnet der Geschäftsführer. "Bei durchschnittlichen Vergütungssätzen von 120 Euro pro Tag können sich die Kliniken diese Mehrkosten kaum leisten und viele müssten buchstäblich ›vom Netz gehen‹."

Nach wie vor seien die Reha- und Vorsorgeeinrichtungen außerdem von den Corona-Folgen betroffen. Der Belegungs- und Einnahmerückgang liege bei bis zu 20 Prozent, wie eine Blitzumfrage unter 200 ambulanten und stationären Rehabilitationseinrichtungen zeige, die der Bundesverband Deutscher Privatkliniken Anfang September durchgeführt habe. Unterstützungsmaßnahmen für die Reha- und Vorsorgeeinrichtungen seien zum 30. Juni ausgelaufen. "Stattdessen fordert die Deutsche Rentenversicherung derzeit bei einer Vielzahl der Einrichtungen die zuvor gewährten Coronahilfen zu 70 Prozent zurück", so Bartmer-Freund. Geld für einen Inflationszuschlag für die Reha- und Vorsorgeeinrichtungen sei da. Davon geht Bartmer-Freund aus, weil die Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung als die größten Träger für Leistungen der medizinischen Rehabilitation während der Corona-Pandemie rund 1,5 Milliarden Euro Minderausgaben bei den Reha-Leistungen hatten.

Landespolitik gefordert

Der Verband privater Klinikträger in Baden-Württemberg, dem die Asklepios-Klinik angehört, sieht laut Bartmer-Freund auch die Politik in Baden-Württemberg in der Verantwortung. Jeder Politiker müsse alles dafür tun, dass die Versorgung der Patienten mit Rehabilitations- und Vorsorgeleistungen sichergestellt bleibe. Wenn Reha- und Vorsorge-Kapazitäten wegbrechen, drohe ein Versorgungskollaps in den Krankenhäusern. Diese seien darauf angewiesen, die Patienten zeitnah in die Anschlussrehabilitation entlassen zu können. Politik, Krankenkassen und Rentenversicherung müssten ihre Verantwortung wahrnehmen und eine sofort wirksame Anpassung der Preise möglich machen.