Die Heuschnupfen-Saison hat begonnen. Und die anhaltende Trockenheit macht es für Betroffene noch schlimmer. Foto: Thomas Fritsch

Wer an Heuschnupfen leidet, hat es in diesem Jahr besonders schwer. Fehlender Niederschlag sorgt für eine hohe Pollenkonzentration in der Luft. Adrian Hettwer, stellvertretender Vorsitzender der Kreisärzteschaft, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wer Allergiker kennt, dürfte es bereits bemerkt haben: Mindestens für manche Betroffene im Kreis Calw fallen die Heuschnupfen-Symptome in diesem Frühjahr besonders stark aus.

 

Bereits im Februar warnte unter anderem die Frankfurter Rundschau in einem Beitrag vor einem Pollenflug, der angesichts plötzlicher Wärme durch die Decke schieße.

Seitdem blieb es weitgehend warm und trocken in der Region. Und Trockenheit ist nicht nur für die Natur, sondern auch für Allergiker mitunter problematisch.

Denn Regen sorgt dafür, dass Pollen sozusagen aus der Luft gewaschen werden. Und „auch zu Boden gefallene Pollen können bei Trockenheit wieder aufgewirbelt werden“, erklärte der Landschaftsökologe Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Berlin im Sommer 2023 gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Ohne Regen blieben Entlastungstage mit geringerer Pollenkonzentration entsprechend aus.

Dass Allergiker dieser Tage zu kämpfen haben, bleibt unterdessen – kaum überraschend – auch bei Medizinern nicht unbemerkt.

Pollensaison in vollem Gange

„Ja, die Pollensaison ist wieder in vollem Gange“, berichtet Adrian Hettwer, Allgemeinmediziner in Calw und stellvertretender Vorsitzender der Kreisärzteschaft, auf Anfrage unserer Redaktion. „Aktuell warnt auch der Deutsche Wetterdienst vor einer erhöhten Pollenbelastung in weiten Teilen Deutschlands.“

Welche Pollen bereiten besondere Probleme?

„Birken- und Eschepollen sorgen derzeit für Beschwerden bei den Betroffenen“, erklärt Hettwer. Generell die größten Belastungen für Allergiker gingen von Birken-, Hasel-, Erlen-, Esche-, Süßgräser-, Roggen-, Beifuß- und Ambrosiapollen aus, zählt der Mediziner auf.

Hettwer rät: „Betroffene können sich täglich aktuell im Internet im Pollenflugkalender über die vorherrschende Situation informieren.“

Welche Symptome zeigen sich bei Betroffenen?

Die Folgen von Heuschnupfen sind vielfältig. „Zu den häufigsten Symptomen zählen Schnupfen und Niesreiz, juckende und tränende Augen, Husten und Halsschmerzen, eventuell auch asthmatische Beschwerden der Lunge und Tagesmüdigkeit mit Konzentrationsstörungen“, führt der stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft aus.

Doch auch Nahrungsunverträglichkeiten könnten entstehen – falls die Nahrungsmittel ähnliche Allergene wie die Pollen enthalten. Mehr als jeder zweite Birkenpollenallergiker reagiert etwa auch auf Äpfel und Nüsse, berichtete dieser Tage Focus online.

Welche Ursachen hat Heuschnupfen?

Etwa 20 Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an Heuschnupfen, erklärt Hettwer. Die sogenannte Rhinokonjunktivitis, wie die Krankheit im Fachjargon heißt, zähle damit zu den häufigsten allergischen Erkrankungen.

Ursache weitgehend ungeklärt

Die Ursache für deren Entstehung wiederum sei weitgehend ungeklärt, berichtet der Mediziner. Fest stehe aber: „Der Krankheitsbeginn liegt in der Regel in der frühen Kindheit.“

Was können Betroffene tun?

Um die Beschwerden zu lindern, gibt es mehrere Möglichkeiten, erklärt Hettwer. „Die Pfeiler der konventionellen Therapie heißen Prävention, Hyposensibilisierung und Pharmakotherapie“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft.

Eine Möglichkeit besteht dabei darin, sich den Allergie auslösenden Stoffen so wenig wie möglich auszusetzen. „Bei hoher Pollenbelastung sollte der Aufenthalt im Freien vermieden werden, die Schlafzimmerfenster sollten geschlossen bleiben, getragene Kleidung sollte vor dem Schlafzimmer abgelegt und die Haare gewaschen werden“, rät der Mediziner.

Bettwäsche wechseln

Auch ein häufiger Wechsel der Bettwäsche sei sinnvoll; darüber hinaus sollte Wäsche nicht draußen getrocknet und bei Autofahrten die Fenster geschlossen gehalten sowie der Mikrofilter häufig ausgetauscht werden.

Wer draußen etwas erledige oder unternehme, solle das möglichst in den frühen Morgen- (vor 8 Uhr) und in den späten Abendstunden tun.

Ein Innenraumklima, das Schimmelpilzwachstum begünstigt, sowie Tabakrauch, gelte es zu vermeiden.

Und um den Nachwuchs zu schützen sei es hilfreich, Säuglinge in den ersten vier Lebensmonaten zu stillen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Um die Symptome direkt zu lindern, gebe es zudem zahlreiche zusätzliche Therapieoptionen – etwa salzhaltige Nasensprays und tägliche Nasenspülungen.

Längerfristige Hilfe bietet indes eine Hyposensibilisierung. „Die Wirksamkeit einer Hyposensibilisierung, das heißt ‚Gewöhnung‘ des Körpers an das auslösende Allergen, ist durch zahlreiche Studien belegt und kann sowohl oral als auch als Applikation unter die Haut erfolgen“, erklärt Hettwer.

Nicht zuletzt biete auch eine medikamentöse Behandlung mit Antiallergika und lokalem Kortison eine deutliche Linderung der Symptome.

Um die Maßnahmen effektiv einzusetzen, sei es sinnvoll, die Allergiesaison und den Pollenflugkalender gut zu kennen.