Besucher sehen sich die Kunst in der Artothek an. Foto: Maute

Es schmeckt immer noch: Auch nach über drei Jahrzehnten erfreut sich das Erfolgsrezept Artothek großer Beliebtheit. Am Sonntag wurde sie in der Villa Eugenia in Hechingen eröffnet.

Hechingen - Seit 1985 steht der Zweite Advent im Zollernalbkreis ganz im Zeichen der Kunst. Und sicherlich wäre der rote Faden dieser Veranstaltung nahtlos weitergesponnen worden, hätte das Corona-Virus das Stelldichein von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten nicht zwei Jahre lang verhindert. 24 Monate ohne Artothek. Eine Unterbrechung – ja. Aber nicht das Ende einer Tradition. Denn seit Sonntag kann sie fortgeführt werden.

Wiedersehen und Abschied

In der Villa Eugenia wurde an diesem Tag jedoch nicht nur das Wiedersehen, sondern auch ein Abschied gefeiert. Mit Andreas Zekorn, der im September als Kreisarchivar in den Ruhestand ging, verlässt ein Mann die regionale Kunstbühne, dessen Name immer mit der Artothek verbunden bleiben wird. Seit 1991 hat er sie organisiert und nahezu 30 Jahre lang mit einem ganzen "Orchester" an Mitarbeitern für den reibungslosen Ablauf gesorgt.

Zekorn hatte stets alle Hände voll zu tun

"Ich sah mich immer als eine Art Dirigent dieses Orchesters", beschrieb Andreas Zekorn seine Rolle in seiner Abschiedsrede. Und als solcher hatte er stets alle Hände voll zu tun. Da muss geplant, eingeladen und die Hängung koordiniert werden. Kurz: "Es müssen viele zusammenarbeiten, damit am Ende ein Zahnrad ins andere greift."

All die Jahre ist es Zekorn und seinem Team gelungen, den Gästen ein "Erfolgsrezept" zu kredenzen, das zur Adventszeit gehört wie Plätzchen und Glühwein. Die Zutaten dafür lieferte einst Kurt Renz, der im Landratsamt des Zollernalbkreises eine Kunstschau nach dem Vorbild der Stadt Böblingen anregte.

1985 nimmt die Geschichte ihren Anfang

In der Behörde stieß er auf offene Ohren und so nahm 1985 eine Geschichte ihren Anfang, mit der bis heute zahlreiche Geschichten verbunden sind. In diesem Zusammenhang erinnerte Andreas Zekorn auch an die "Urgesteine" der Artothek, Koli Babe, Claus Reichert-Böhme, Siegfried Sachansky, Norbert Stockhus und Joachim Wörner. Gemeinsam haben sie sie großgemacht – die Veranstaltung, die Kunst in die Wohnzimmer der näheren und weiteren Umgebung bringt.

Und die, wenn sie auch "gewisse Wandlungen" vollzogen hat, im Grundsatz doch bis heute gleich geblieben ist. Andreas Zekorn, der allen Beteiligten seinen Dank aussprach, weiß die "einzigartige Einrichtung" auch künftig in guten Händen. Denn ab sofort wird sich Zerkorns Nachfolger, Kreisarchivar Uwe Folwarczny, der Artothek annehmen.

Kaufen oder leihen

Was macht diese Veranstaltung so besonders? Anders als eine Ausstellung im herkömmlichen Sinne, können die Bilder, in die man sich verliebt, gleich mitgenommen werden. Entweder können sie käuflich erworben oder für einen gewissen Zeitraum geliehen werden.

In diesem Jahr haben sich 26 Kunstschaffende zur Artothek angemeldet und setzen damit ein Zeichen. "Denn gerade in dieser schwierigen Zeit ist Kreativität und Schaffenskraft sehr wichtig", weiß Landrat Günther-Martin Pauli, der bei seinem Rundgang durch die Ausstellungsräume auf "vielfältige, faszinierende Bilder" gestoßen ist, die "Zuversicht und Hoffnung versprühen."

Kreis fördert zeitgenössische Kunst

Der Zollernalbkreis fördert zeitgenössische Kunst – und mit der Villa Eugenia wurde, wie Bürgermeister Philipp Hahn betonte, der perfekte Ort gefunden, um "Kunstgenuss auf höchstem Niveau" zu präsentieren. Hier finde nicht nur ein reger "Austausch mit den Kunstschaffenden" statt. Auch die Auswahl der Arbeiten sei beeindruckend. "Für jede Wohnung ist etwas dabei." Und vielleicht, so Hahn, gewöhne man sich ja an das Kunstwerk, so dass es einen dauerhaften Platz im jeweiligen Zuhause finde.

Bevor Uwe Folwarczny die Gäste dazu einlud, mit den Werken in einen Dialog zu treten, trug das von Bernd Holtmann geleitete Klarinettenensemble der Jugendmusikschule Hechingen noch ein letztes Stück vor.

Geöffnet ist die Artothek bis zum 11. Dezember, montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr und am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Dezember, von 15 bis 17 Uhr.