Es geht um die Verbesserung der Artenvielfalt: Ein Workshop in Bad Herrenalb lockte rund 20 Interessierte ins Kurhaus.
Durch das Projekt „Blühender Naturpark“ werden Flächen wieder artenreicher, indem sie mit standortangepassten gebietsheimischen und mehrjährigen Wildblumensamen eingesät werden. Allerdings muss dazu das Pflegemanagement umgestellt werden.
„In der Regel gibt es viele blühende Arten von Pflanzen in Gärten und öffentlichen Einrichtungen, aber viele davon sind eben nicht für Insekten geeignet“, berichtete Manfred Kraft, der sich als Obmann für Bienenwiesen des Landesverbandes badischer Imker für die Nahrungsgrundlagen von Insekten einsetzt.
Eindrückliche Erläuterung
„Schon ein mit den richtigen Blumen bepflanzter Balkonkasten könnte ein Schritt zum Erhalt der Artenvielfalt von Bienen und Insekten sein“, betonte Kraft, der gemeinsam mit Lilli Wahli, Projektmanagerin im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, das Thema „Erhalt der biologischen Vielfalt“ eindrücklich erläuterte. „Es gibt genügend grüne Infrastruktur, das heißt genügend Freiflächen auf Friedhöfen, Parks, Schulen und Kindergärten sowie Straßenbegleitgrün, um dort ein reichhaltiges Buffet für Insekten zu schaffen.“
Insekten sollen Nahrung finden
Kraft, der sich seit 2015 darum kümmert, insektenfreundliche Lebensräume zu schaffen, gab Tipps für die Gartenpflege und News rund um das Thema Untergrund und Boden sowie wie die richtige Aussaat an regionalen Pflanzen aussieht. Daher lautete das auserkorene Ziel des Abends: Insekten sollen Nahrung finden.
Man wolle hier nicht als Vertreter der Verwaltung etwas machen, „denn wenn jeder Einzelne etwas tut, gelingt es uns gemeinsam, die vom Aussterben bedrohten Arten zu schützen“, so Wahli. Sie erhoffte sich von dem Workshop, dass sich möglichst viele Bürger am Arterhaltungsprozess in der Natur beteiligen.
Die Diskussion zeigt: Es gibt dazu nicht nur viele Ideen, sondern auch Gesprächsbedarf. Denn „optisch schön“ heißt nicht im Auge des Betrachters alleine auf die Farben von Blüten und Pflanzen zu achten, sondern sich gleichzeitig damit zu beschäftigen, wie man etwas Positives für Insekten gestalten kann.
„Der Ginster ist eine alte Heilpflanze, von der sich rund 64 Arten von Bienen, Insekten und Falter an den im Mai gelb blühenden Blüten ernähren“, so Kraft. Er erwähnte beim Workshop auch, dass die gezüchtete Forsythie zu den Sträuchern gehört, die weder Pollen noch Nektar produzieren und damit für Bienen vollkommen nutzlos sind.
Flächen nachhaltig reaktivieren
Um Lebensraum für Insekten zu schaffen, muss daher die Grundlage für die Nahrungsaufnahme gestaltet werden. „Rund 60 Prozent aller Wildbienen wohnen in der Erde. Aber wie heißt es so schön, ein Hotel ohne Büfett nutzt nichts, um die Nachkommen zu ernähren.“ Obmann Kraft appellierte daran, Flächen nachhaltig zu reaktivieren, um dann mit einer passenden Saat Blühflächen zu schaffen.
Kraft referiert in seinem Webinar über den “Artenrückgang oder warum naturnahe Blühflächen notwendig sind?” Infos und Anmeldung: www.bluehende-heimat.de; https://badische-imker.de/ausbildung/bienenweide-online-webinare
Ideale Grundlage für „Samenträger“
Konzepte
Bei dem rund zweistündigen Workshop entwickelten die beiden Gruppen „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Blühflächen“ Konzepte, wie man das Thema „Artenschutz“ an die Bürger der Stadt heranführen könnte. Dazu gab es Ideen wie Führungsangebote, Infopoints auf dem Naturparkmarkt, ortsbezogene Flyer oder attraktive Wettbewerbe zu insektenfreundlichen Gärten zu schaffen. Für die Umsetzung von Blühwiesen wurde nicht nur die Schweizer Wiese als Standort mit Beweidung genannt, sondern auch die Wiese am Waldsee in Neusatz und der Wiesenweg im oberen Gaistal, der statt Brombeersträuchern mit blühenden Heckenflächen verschönert werden könnte. Alle Beteiligten zeigten nicht nur für Manfred Kraft und Lilli Wahli großes Engagement und Interesse, auch Stadtkämmerer Albert Wilhelm ist davon überzeugt, dass „der Workshop eine ideale Grundlage für all diejenigen bildet, die sich als sogenannte ‚Samenträger‘ für die Idee blühendes Bad Herrenalb einsetzen.“