Sabine Göhring erzählt den Stadträten von ihrer Arbeit bei der Tafel. Foto: Cools

Sie sortieren die Ware und schauen zu, dass es bei der Verteilung gerecht zugeht und jeder Bedürftige etwas bekommt: die Frauen im Sulzer Tafelladen. Was dort alles geleistet wird, sah sich der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Montag an.

Es ist beinahe schon eine Art Bürgerhaus, das Gebäude Bergstraße 37. Schließlich ist es nicht nur Treffpunkt der Volkstanzgruppe und anderer, sondern beherbergt auch den Kleiderladen, die Tafel und die Stadtbücherei.

Im Kleiderladen im obersten Geschoss des Hauses gibt es von Schuhen über Anzüge bis zur Alltagsmode vieles zu entdecken. Das Konzept: gut erhaltene, gebrauchte Kleidung zu sehr günstigen Preisen anbieten. Einkaufen dürfe hier jeder, erklärte Sabine Göhring vom Tafel-Team der Diakonischen Bezirksstelle. Der Großteil der Kunden verfüge aber über einen Tafel-Ausweis.

Großer Andrang jeden Dienstag

Zwei Stockwerke tiefer, im Erdgeschoss, befindet sich die Sulzer Tafel. Jeden Dienstag, wenn die Lebensmittel von 14 bis 16.30 verteilt werden, herrscht dort großer Andrang.

Für die Helferinnen beginnt der Tag schon um 10 Uhr morgens. Denn bevor die Waren ausgegeben werden, gilt es, Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und Zustand zu prüfen – in manchen Fällen per Geschmacksprobe.

Manches Abgelaufene sei noch absolut in Ordnung, meinte Sabine Göhring. „Da muss man einfach mit gesundem Menschenverstand herangehen.“ Anders sei das bei rohem Fleisch, Fisch und Fertigsalaten, die nach Überschreiten des MHD nicht mehr ausgegeben werden dürfen.

Damit die Waren überhaupt erst zu den zehn ehrenamtlichen Helferinnen kommen, sind rund sieben Fahrer im Wechsel unterwegs und klappern Discounter, Bäckereien und Metzgereien ab. Los gehe die Tour meist in Oberndorf bei den Discountern, wo Obst, Gemüse und andere Lebensmittel eingeladen werden. Danach wird eine Metzgerei in Fluorn-Winzeln angesteuert.

Die Tafel-Helferinnen müssen die Waren vor dem Herausgeben überprüfen. Foto: Cools

Bei einem Gin-Hersteller aus dem Kreis Freudenstadt gibt es zudem immer wieder geschälte Früchte wie Grapefruits und Zitronen, denn nur die Schale wird für die Produktion benötigt. „Die Früchte können unsere Kunden dann gleich essen, entsaften oder beispielsweise Gelee daraus machen.“ Backwaren holen die Fahrer in Bäckereien im Sulzer Stadtgebiet ab. Etwa drei Mal am Tag liefern die Fahrer dann Lebensmittel bei der Tafel ab.

Enormer Anstieg bei den Kunden

Stark verändert habe sich die Anzahl der Tafel-Kunden, zuletzt durch den Ukraine-Krieg. 2009 habe man mit 35 Kunden begonnen. Aktuell habe man 260 Tafel-Ausweise ausgegeben.

Manche Stammkunden blieben inzwischen fern, weil ihnen der „Rummel“ zu viel sei. „Das Ungerechtigkeitsgefühl hat zugenommen“, hat Göhring beobachtet. Auf Nachfrage von Eberhard Stiehle (FWV) sagte sie, dass es auch mal Streit gebe, „aber die Polizei haben wir noch nie gebraucht“.

Leer gehe übrigens keiner aus. „Wir haben ja noch unser Lager. Irgendetwas bekommt jeder von uns.“ Und wer in der einen Woche einer der Letzten sei, dürfe nächstes Mal als einer der Ersten einkaufen. Das sei eine wichtige Aufgabe der Tafel-Frauen: die Verteilung so zu steuern, dass es gerecht zugeht.

Arbeit macht demütig

Zu sehen, wer komme, um die Hilfe in Anspruch zu nehmen, mache demütig, sagte Göhring. Die größte Familie bestehe aus 16 Personen. Gegen Ende des Monats seien es immer mehr Kunden, weil dann das Geld knapp werde. Zu ihrer Freude habe man als Helfer auch immer wieder Praktikanten aus den Schulen da – neun allein schon dieses Jahr.

Auf Nachfrage von Tobias Nübel (CDU) erklärte Sabine Göhring, dass die Waren bislang kostenlos herausgegeben würden. Man plane aber, sie künftig mit einem Preis von einem bis zwei Euro auszuzeichnen. Die Waren gegen einen kleinen Geldbetrag zu verteilen, sei auch in anderen Tafelläden üblich.

Was die Menge der Waren angehe, die dem Tafelladen zur Verfügung gestellt werden, so sei diese zurückgegangen. Das liege unter anderem daran, dass Discounter ihre älteren Waren selbst zu einem reduzierten Preis verkaufen würden. „Die Hauptsache ist natürlich, dass nichts, was noch essbar wäre, weggeworfen wird“, meinte Göhring. Bei der Tafel könnten die Lebensmittel aber die Not der bedürftigen Kunden zumindest ein wenig lindern.