Das Aus. Noch-Arge-Vorstand Peter Straubinger am Ende der letzten Hauptversammlung. Foto: Lück

Die aktuelle Flüchtlingswelle. Sporthallen werden Notunterkünfte. Die Energiepreisexplosion. Bei der Erweiterung von Bosch-Rexroth droht der Verlust des einzigen Horber Stadions. Ausgerechnet in dieser schwierigen Gemengelage kann nur noch ein Wunder die "Arge Sport" retten.

Horb - Horbs Stadtoberhaupt Peter Rosenberger (CDU) hofft noch auf ein Wunder. Als im Dettinger Sportheim der scheidende Arge-Vorsitzende Peter Straubinger um 19.54 Uhr fragt: "Wer möchte sich für einen Vorstandsposten bewerben?", hebt sich keine Hand. Straubinger: "Dann bleibt nur noch die außerordentliche Hauptversammlung. Ich sage ganz ehrlich, ich werde niemanden mehr anrufen. Bei den letzten Versuchen wurde ich ausgelacht." Das heißt: Der Mittler zwischen den Sportvereinen, der die gemeinsamen sportpolischen Interessen gegenüber der Stadt vertreten soll, fällt weg.

Die unausgesprochene Frage im Raum:  Sorgt die jetzige Flüchtlingswelle für eine weitere Baustelle in den Vereinen?

OB: "Vereinen droht Verlust der Hallenheimat"

OB Rosenberger hatte auf dem großen Stadtfest schon gesagt, dass die Flüchtlingszahlen derzeit höher als 2015 sind. Bei der Arbeitsgemeinschaft der sporttreibenden Vereine (Arge Sport) sagt er: "Täglich kommen im Landkreis 50 bis 80 Menschen an. Wir sind gerade dran, eine Containerlandschaft zu planen, die bis Jahresende 150 Menschen aufnehmen kann. Diese Zahlen können aber dazu führen, dass Vereine ihre Sportheimat kurzfristig verlieren werden. Der FC Horb und die Judoka erleben das schon durch die Tauchsteinhalle. Ich kann deshalb die Vereine nur aufrufen: Sprecht Euch untereinander ab und helft Euch. Bevor wir als Stadt in die Situation kommen zu sagen: Dieser Verein hat die Halle viermal in der Woche gebucht, dreimal langt."

Dafür war bisher die Arge Sport da. Einmal als sportpolitischer Katalysator für die einzelnen Vereine, aber auch als "Schlichter" der verschiedenen Interessen.

Stadt bietet Arge-Management an

Deshalb bietet Rosenberger ein "Arge-Management" an. Heißt: Ähnlich wie bei der Kultur würde die Stadt mit ihren Mitarbeitern eine Plattform für Organisation und Verwaltung der Arge zur Verfügung stellen. Rosenberger: "Dabei geht es aber nur darum, diese Arbeit der neuen Arge abzunehmen. Ich sehe keinen Sinn darin, mich als Stadt an die eine Seite des Tischs zu setzen. Und als Sport dann auf die andere Seite zu wechseln. Wir als Stadt brauchen einen vom Sport als Gesprächspartner auf Augenhöhe!"

Das lockt aber im Saal keinen hinter dem Ofen vor, seine Hand als Vorstandskandidat zu heben.

Arbeitskreis soll Arge ersetzen

Patrick Steiner (FC Grünmettstetten) und Alexander Buße (SG Ahldorf/Mühlen) bringen einen Arbeitskreis als Ersatz ins Spiel. Noch-Arge-Vorsitzender Straubinger: "Die Arge ist ein Verein. Der Vorstand wird durch Vertreter aller anderen Vereine gewählt. Eine ganz andere Legitimierung als bei einem Team eines Arbeitskreises. Wie kann das Team glaubhaft machen, dass sie für alle Vereine sprechen oder doch nicht jeder für sich?"

Keiner will Posten mit Schizophrenie-Garantie

An Peter Straubinger selbst wird deutlich, dass das der Arge-Vorsitz ein "Dr. Jeckyll und Mr. Hide" Posten ist. Mit "Schizophrenie-Garantie". Straubinger als Vorsitzender des TSV Dettingen ist stolz auf die Bewahrung der Tradition des eigenen Vereins. Mit Mitgliedern, die teils schon beim Sportplatzbau mitgegraben haben.

Zeigt OB Rosenberger stolz das neue Vereinsheim des SV Dettingen. Sagt zu OB Rosenberger: "Haben wir auch mit Eurem Zuschuss gemacht. Photovoltaik, Infrarotheizungen, viel Eigenleistung." Sagt aber auch: "Wenn ich mir die Wasserkosten für unsere Plätze hier in Dettingen und Rexingen ansehe, werde ich blind!"

Mauz: "Als Arge-Vorsitzender würde ich Schutzmauer brauchen"

Straubinger plädiert vor dem Fenster, aus dem man zwei Fußball-Trainings auf dem gepflegten Rasen und dem Kunstrasen sieht, im Rahmen seiner Arge-Tätigkeit aber dafür, dass Horb maximal noch fünf Fußballplätze braucht. Übt im Gespräch mit den Arge-Kollegen Kritik an einem Sportverein, dessen Rasenplatz vertrocknet ist: "Ich weiß nicht, was die mit dem Wassergeld-Zuschuss gemacht haben."

Einer der wenigen, die den Hut in den Ring geworfen haben, ist Stefan Mauz, Vorsitzender des FC Horb. Der Mann, der beim Fassanstich des großen Horber Stadtfest Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP) auf die Finger geklopft hatte. Er sagt: "Aber nur in der zweiten Reihe. Als Kassierer oder so etwas. Wenn ich als Arge-Vorsitzender vorschlagen würde, dass Horb eine zentrale Sportstätte braucht, dann würde ich eine doppelte Schutzmauer brauchen!"

Walz: "Als Gemeinderat völlig kontraproduktiv"

Hermann Walz, Vorsitzender des FC Untertalheim und ULH-Gemeinderat, kann sich diesen Extrem-Spagat auch nicht vorstellen: "Wenn Du bei der Arge alle Vereine vertreten sollst, Deinen Verein hast und als Gemeinderat mit entscheidest – das ist kontraproduktiv."

War es das jetzt mit der Arge Sport? Werden die Vereine jetzt Einzelkämpfer und zerbröseln langsam angesichts der dramatisch steigenden Energiekosten? OB Rosenberger: "Ich lass mir den Glauben an ein Wunder nicht nehmen." Er sagt aber auch: "Ich denke, bei den Vereinen herrscht immer noch der Gedanke vor: Wer sich zuerst bewegt, verliert."