Der Archäologe Remi Martineau steht im Süden der Marne in Val-Des-Marais an der Mündung eines Brunnens, der aus der späten Steinzeit zwischen 3500 und 3000 v. Chr. stammt, und auf eine Siedlung mit einer strukturierten Bevölkerung hindeutet. Foto: AFP/dpa/Francois Nascimbeni

Archäologen sind bei Ausgrabungen in Frankreich auf die Überreste eines Dorfes aus der späten Steinzeit gestoßen. Der überraschende Fund bringt mehr Licht ins Dunkel dieser Epoche der Menschheitsgeschichte.

Archäologen haben bei Ausgrabungen gut Hundert Kilometer östlich von Paris ein Dorf aus der Steinzeit entdeckt. Dem Forscher Rémi Martineau zufolge stammt die Siedlung in der Region Marais de Saint-Gond bei Épernay nahe der 570-Einwohner-Gemeinde Val-des-Marais (Département Marne, Region Grand Est) aus der Zeit zwischen 3500 und 3000 v. Chr..

„Dörfer aus dieser Zeit sind in der nördlichen Hälfte Frankreichs und in Belgien nicht bekannt“, sagt der französische Archäologe. Anhand gefundener Tonscherben habe man das Alter relativ genau einschätzen können.

Große Überraschung für Archäologen

Schon vor einem Jahrhundert waren in der Gegend die ersten archäologischen Funde gemacht worden. „Seit mehr als zehn Jahren habe ich gesagt: Man muss da absolut suchen gehen“, erzählt der Forscher von der Universität Bourgogne in Dijon.

Das Ergebnis in diesem Sommer war für Martineau selbst eine positive Überraschung. „Ich hatte gehofft, dass wir eine Siedlung aus dieser Zeit finden werden, aber diese Siedlung ist außergewöhnlicher als ich es mir vorgestellt habe.“ Es gebe dort einen Brunnen und einen großen eingefassten Bereich, um Menschen und Vieh zu schützen.

Letztes archäologisches Puzzlestück 

Die Siedlung ist für Martineau nach den bereits früher entdeckten Minen und Grabstätten nun „das letzte Stück“, was noch gefehlt hat. „Und dieses Jahr haben wir es gefunden“, so Rémi Martineau. „Das wird uns ermöglichen, zur gesellschaftlichen Organisation, zur wirtschaftlichen und territorialen Organisation zu arbeiten, dazu, wie die Menschen untereinander und zwischen den verschiedenen Orten funktioniert haben.“

Info: Epochen der Steinzeit

Steinzeit
Die früheste Epoche der Menschheitsgeschichte ist durch den Gebrauch von Steinwerkzeugen gekennzeichnet, die bereits von frühen Vertretern der Gattung „Homo“, dem „Homo habilis“ und „Homo erectus“ hergestellt wurden. Die Steinzeit begann vor 2,6 Millionen Jahren in Afrika und in Europa vor 1,1 Millionen Jahren und endete vor 2200 v. Chr.. Die Steinzeit wird in drei große Perioden unterteilt:

Altsteinzeit
Die Altsteinzeit (Paläolithikum) beginnt mit dem Altpaläolithikum (vor 2,6 Millionen bis 300 000 Jahren), gefolgt vom Mittelpaläolithikum (vor 300 000 bis 40 000 Jahren) und endet mit dem Jungpaläolithikum (vor 40 000 bis 10 000 Jahren). Die Menschen waren Jäger und Sammler, zusammengesetzte Jagdwaffen aus Holz und Stein und das Feuer waren ihnen bekannt.

Mittel- und Jungsteinzeit
Mit dem Ende der Eiszeit beginnt in Europa die Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 9600-4500 v. Chr.). Der Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zu Ackerbau und Viehzucht markiert den Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum, deshalb auch Neolithische Revolution genannt). In Mitteleuropa beginnt sie um 5600 bis 4900 v. Chr. und endet um rund 2150 v. Chr..

Kupfer- und Bronzezeit
Das Ende der Steinzeit wird eingeläutet durch den in Ägypten, Südosteuropa und Vorderasien aufkommenden Kupferbergbau und die ersten Techniken der Metallurgie (sogenannte Kupferzeit). Der bekannteste Mensch der Kupferzeit ist der als Kältemumie erhaltene Ötzi (um 3300 v. Chr.). Mit der Bronzezeit, in der Metallgegenstände vornehmlich aus Bronze (einer Legierung von Kupfer und Zinn) hergestellt werden, endet endgültig die Steinzeit.