Viele Lehrer sind nur befristet eingestellt. Über die Sommerferien werden sie aus dem Schuldienst entlassen. Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Viele Lehrer, die nicht verbeamtet sind, müssen sich über die Sommerferien arbeitslos melden. Die Linken-Chefin Janine Wissler kritisiert, dass Baden-Württemberg bei diesem Thema „trauriger Spitzenreiter“ in Deutschland sei.

Die Praxis, nicht verbeamtete Lehrkräfte während der Sommerferien zu entlassen, stößt auf deutliche Kritik der Partei Die Linke. Die Parteivorsitzende Janine Wissler nannte das Vorgehen „nicht nur eine Unverschämtheit gegenüber Lehrkräften, sondern auch mit Blick auf den Unterricht fatal“. Die grün-schwarze Regierung in Baden-Württemberg sei dabei „trauriger Spitzenreiter“.

Als Ursache kritisierte sie die mangelnde Ausstattung des Schulsystems: „Das drängende Problem ist, dass alles auf Kante genäht ist.“ Eine „Hire-and-Fire“-Schleife mache den Lehrberuf unattraktiv, was wiederum den Personalmangel verschärfe. Damit seien Lehrziele gefährdet. Oft bereiteten Lehrkräfte im Sommer Stoff vor oder beantworteten Schülerfragen, ohne dafür bezahlt zu werden. Wissler forderte mehr Lehrkräfte und bessere Arbeitsbedingungen.

Besonders junge Lehrkräfte sind betroffen

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit lag der Anteil der in Baden-Württemberg arbeitslosen Lehrer, die sich während der Sommerferien gemeldet hatten, in den vergangenen Jahren jeweils über 70 Prozent. Damit nimmt das Land mit Abstand den ersten Platz ein. Danach folgen Bayern, Hamburg, Niedersachsen und Hessen, wo der Anteil jeweils bei rund 50 Prozent liegt. Der Grund dafür liegt laut Arbeitsagentur vor allem in befristeten Verträgen und Referendariaten.

Besonders junge Lehrkräfte sind daher betroffen: Über die Hälfte der im vergangenen Sommer arbeitslos gemeldeten Lehrkräfte war unter 35 Jahre alt. Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert die Entlassungen im Sommer regelmäßig. Sie fordert, gerade mit Blick auf den Schulbetrieb während der Pandemie und der Aufnahme geflüchteter Kinder, Lehrkräfte weiter zu bezahlen.

4000 Lehrkräfte für den Sommer arbeitslos gemeldet

In diesem Jahr haben sich in Baden-Württemberg rund 4000 Lehrkräfte für den Sommer arbeitslos gemeldet. Bereits vergangene Woche hatte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) es aber als „Chimäre“ bezeichnet, dass „alle Probleme gelöst seien, wenn wir über die Sommerferien bezahlen“. So seien rund 97 Prozent der Lehrer in Baden-Württemberg fest angestellt oder verbeamtet. Ein Viertel der Betroffenen habe außerdem eine Festanstellung ausgeschlagen, um nicht an den von der Landesregierung vorgeschlagenen Einsatzort zu gehen.