Die Arbeitslosenquote in der Region ist laut der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim im August deutlich gestiegen. Foto: Klormann

Auf dem Arbeitsmarkt rege sich laut der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim derzeit noch vieles. Während es auf dem Ausbildungs- und Stellenmarkt noch mehr als 1300 freie Stellen gebe, steige die Arbeitslosigkeit in der Region in einem unüblichen Größenverhältnis auf über 16 000 Menschen. Ebenfalls steige die Kurzarbeitsquote in der Region.

Die Zahl der Arbeitslosen im Nordschwarzwald sei in den vergangenen vier Wochen deutlich gestiegen. Mitte August seien im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 16 009 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet gewesen. Dies seien 945 (6,3 Prozent) mehr als im Juli und 1915 (13,6 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr.

 

Trotz der Ferienzeit gab es viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Im August meldeten sich 3654 Menschen neu oder erneut arbeitslos, 113 (3,0 Prozent) weniger als im Vormonat. Gleichzeitig konnten 2700 Männer und Frauen im August ihre Arbeitslosigkeit beenden, 707 (20,8 Prozent) weniger als im Juli. Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – sei im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie bei 4,1 Prozent.

Eine derartige Entwicklung sei zu dieser Jahreszeit zwar durchaus üblich, jedoch nicht in dieser Größenordnung, heißt es in einer Pressemitteilung der Arbeitsagentur. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre sei die Arbeitslosigkeit von Juli auf August nur um 683 gestiegen.

Viele unter 25-Jährige gemeldet

Gegenüber dem Vormonat sei die Arbeitslosigkeit insbesondere bei den unter 25-Jährigen gestiegen – laut Mitteilung eine übliche Entwicklung zu dieser Jahreszeit. Viele junge Erwachsene melden sich nach dem Ende ihrer Schul- oder Ausbildungszeit für eine Übergangsphase arbeitslos.

Für die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, ist das Ende der Arbeitslosigkeit für den Großteil dieser jungen Menschen schon absehbar: „Die meisten von ihnen warten auf den Beginn ihrer Ausbildung oder ihres Studiums.“ Auch für ausgebildete Fachkräfte, die nach ihrer Prüfung nicht übernommen wurden, stünden die Chancen auf einen neuen Job gut.

Schwächelnde Konjunktur bereitet Sorgen

Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr sei konjunkturbedingt. Die schwächelnde Konjunktur belaste den Arbeitsmarkt und wirke sich negativ auf die Beschäftigungssituation aus, heißt es in der Mitteilung. In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 seien demnach fast 20 Prozent weniger Stellen gemeldet worden als im gleichen Vorjahreszeitraum.

„In diesem Zusammenhang freut es mich, dass meine Vermittlungsfachkräfte im Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in den letzten vier Wochen 850 neu zu besetzende Arbeitsstellen bei Betrieben und Verwaltungen akquirieren konnten, 24 oder 2,9 Prozent mehr als im Juli.“, so Lehmann.

Zahl der Kurzarbeiter und deren Betriebe

Nach einer ersten Hochrechnung zur realisierten Kurzarbeit für den Monat April 2024 hätten im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 5726 Beschäftigte in 187 Betrieben kurzgearbeitet. Zum Vergleich: Im April 2023 waren es 1660 Beschäftigte in 80 Betrieben. Besonders betroffen sei der Metall- und Elektrobereich, teilt die Agentur mit. Die Kurzarbeiterquote lag im Nordschwarzwald im April bei 2,6 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie im Landesschnitt (1,2 Prozent) und fast viermal so hoch wie im Bundesschnitt (0,7 Prozent).

Arbeitslose im Kreis Calw

Die Arbeitslosenquote im Landkreis Calw sei von Juli auf August um 0,3 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,8 Prozent. Insgesamt seien 3935 Menschen arbeitslos gemeldet gewesen, davon 1909 (48,5 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2026 (51,5 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden im Kreis 218 Stellenangebote gemeldet. Das waren 19 (8,0 Prozent) weniger als im Vormonat und 20 (8,4 Prozent) weniger als im August 2023. Derzeit sind 1126 offene Stellenangebote im Bestand, sechs (0,5 Prozent) weniger als vor einem Jahr.

Ausbildungs- und Stellenmarkt

Mitte August waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 4443 offene Stellen gemeldet, 103 (2,4 Prozent) mehr als im Juli aber 354 (7,4 Prozent( weniger als vor einem Jahr.

Der regionale Ausbildungsmarkt sei noch stark in Bewegung. Im August suchten im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim demnach noch 367 bei der Agentur für Arbeit gemeldete Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Ihnen standen noch 1311 freie Ausbildungsplätze gegenüber.

„Auf beiden Seiten ist also Flexibilität gefragt. Zum einen empfehle ich Jugendlichen, die bei der Lehrstellensuche bis jetzt erfolglos waren, sich für Alternativen zu ihrem Wunschberuf zu öffnen“, so Lehmann. „Zum anderen sollten die Unternehmen mit Besetzungsproblemen auch Jugendlichen mit Startschwierigkeiten eine Chance geben. Oft zeigt sich erst auf den zweiten Blick deren Potenzial.“