Seit mehr als vier Jahrzehnten ist das Naherholungsgebiet am Gauger das ganze Jahr über Anziehungsmagnet. Vor Kurzem wurde auch die neue Brücke fertig und somit der Rundweg um den Gaugersee wieder komplett begehbar.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Das trifft auf das Naherholungsgebiet Gauger mit seinem weitläufigen Wander- und auch Radwegenetz, das vielerlei Möglichkeiten für Jung und Alt bietet, voll und ganz zu.
Die Natur- und Heimatkunde kommt dabei auch nicht zu kurz. Nicht umsonst heißt es im Trossinger Heimatlied „Wo Schlehdorn und Flieder am Gauger erblüht“.
Vom Flieder war zuletzt noch nichts zu sehen, aber die Schlehenhecken blühten in voller weißer Pracht. Schlüsselblumen, Anemonen und weitere Frühlingsblüher setzten farbliche Akzente zum hellen Frühlingsgrün der Bäume. Vögel zwitscherten, Bienen summten, Enten schwammen auf dem See, Angler warteten darauf, dass ein Fisch anbeißt, und fröhliches Kinderlachen schallte vom Spielplatz direkt bei der Hütte.
Brücke über 35 Jahre alt
Mehrere Monate lang war die Fußgängerbrücke, die vor über 35 Jahren durch die Ortsgruppe des Technischen Hilfswerks (THW) als Übungsobjekt in Holzbauweise erstellt wurde, gesperrt, so dass zum Leidwesen vieler Spaziergänger der kleine Rundweg um das Ufer des Gaugersee nicht mehr begangen werden konnte.
In den letzten Jahren wurde die Brücke schon mehrfach saniert, doch im Jahr 2020 ist festgestellt worden, dass die Tragfähigkeit der alten Holzbalken nicht dauerhaft gewährleistet ist und somit wieder eine weitere Sanierung ansteht.
Im Herbst abgerissen
Daraufhin wurde im Spätherbst 2024 die alte Brücke abgerissen. Die Vorbereitungen für das Brückenauflager fanden im Februar 2025 statt, und die Stahlträger wurden am 14. Februar montiert.
Danach kamen die Bodenplanken und Geländer dran, die Randsteine für die Angleichung des Weges wurden verlegt. Außerdem wurde der Weg ausgebessert. Die Baukosten der Brücke lagen bei 50 000 Euro, das Planungshonorar noch mal bei 20 000 Euro. „Die Erneuerung der Brücke war nötig geworden, weil das Holz teilweise verfault war und damit die Standsicherheit nicht mehr gegeben gewesen wäre. Damit die Brücke nun eine längere Lebensdauer hat, wurde die Tragkonstruktion aus Stahl, die Bodenplatten aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Das Geländer und die seitlichen Leisten sind aus langlebigem, kesseldruckimprägniertem Holz gefertigt“, berichtet Stadtsprecherin Sabine Felker-Henn.
Auch um den Wartungsaufwand maximal zu reduzieren, sei diese „verschleißarme Brücke“ gebaut worden. Und wie vor mehr als 35 Jahren hat das THW Trossingen beim Abbau „seiner Brücke“ wie auch bei der Montage der neuen Brückenbauteile tatkräftig mitgewirkt.
Das Naherholungsgebiet Gauger
Anfang in den 1970ern
Bereits im Jahr 1975 wurde durch die Zusammenarbeit von Stadt, Flurbereinigungsamt, Vereinen und weiteren Einrichtungen das Gaugerseegebiet zum Naherholungsgebiet erklärt. Der künstlich angelegte Gaugersee wurde auf eine Tiefe von drei Metern gestaut. Ausgangspunkt dieser Maßnahme war die Idee, einen Fischweiher im Trosselbachtal anzulegen. Der Hegering und die Aktionsgemeinschaft machten sich in späteren Jahren um das Gebiet verdient. Nach und nach
entstanden die Gaugerseehütte, die man bei der Stadt anmieten kann, ein Spielplatz, Ruhezonen, Feuchtgebiete und Vogelschutzgehölze. Das Damwildgehege gibt es seit 1983 und die Vogelvoliere seit 1993. Eine Patenschafts- und Pflanzaktion für 40 Obstbäume auf den rekultivierten Streuobstwiesen wurde im Jahr 1990 von der Stadt finanziert. Die Bürgerinitiative
Im Herbst 1981 wurde die Aktionsgemeinschaft Trossingen gegründet mit dem Ziel, Bürgeraktionen zugunsten der Allgemeinheit zu stemmen, ohne die Stadt finanziell zu belasten.
Das Wildgehege
mit einer Fläche von 4,3 Hektar wurde die größte und imposanteste Gemeinschaftsaktion der Initiative. So wurde am 22. April 1983 das erste Damwild eingesetzt. Zunächst waren es drei Trossinger Jäger, die die laufende Hege und Pflege in Gemeinschaftsleistung übernahmen. Zwei davon verabschiedeten sich nach kurzer Zeit. Geblieben ist Paul Jung, der sich bis zu seinem Tod ehrenamtlich mit täglich mehreren Stunden Einsatz, auch sonn- und feiertags, bei jedem Wetter für die Hege und Pflege der Tiere und des Geheges eingesetzt hat. Seit er nach mehr als 34 Jahren unermüdlichen tagtäglichen Wirkens für das Wildgehege 83-jährig im Oktober 2017 verstorben ist, führt dessen Enkel Stephan Schmitt das Lebenswerk seines Großvaters fort. Diese Arbeit verrichtet er mit demselben Herzblut wie sein Vorfahre. Allerdings ist aus dem Ehrenamt eine 50-Prozent-Anstellung bei der Stadt Trossingen geworden. Ehrenamtlich wären die umfangreichen Hege- und Pflegearbeiten für einen jungen Menschen wie Stephan Schmitt nicht mehr zu stemmen. Das Damwild im Gehege, darunter zwei Hirsche, fasziniert tagtäglich Spaziergänger aller Generationen.
Und noch mehr Tiere
Auch die Vogelvolieren mit Pfauen und Goldfasanen sind immer wieder ein Anziehungsmagnet für die Besucher. Für den Fischbesatz im Gaugersee ist Stephan Schmitt ebenfalls zuständig. Der Gaugersee ist ein Angelsee, und Angelkarten sind im Rathaus erhältlich. Leider sind seit einigen Jahren die Biber am Gauger sehr aktiv und bringen immer wieder Bäume zu Fall, doch Biber sind bekanntermaßen geschützte Tiere.