Arash Yahyaijan bezieht vor der Hauptversammlung des FC 08 Villingen Stellung. Foto: Yahyaijan

Wenn auf der Versammlung (Mittwoch, 19 Uhr) die zukünftige Richtung des FC 08 bestimmt wird, dann will auch Arash Yahyaijan seine Stimme abgeben. Wir haben mit ihm gesprochen.

16 Jahre lang gehörte der Multifunktionär „zum Inventar“ der Nullachter, feierte als Coach und Sportvorstand zahlreiche Erfolge – darunter waren gleich vier SBFV-Pokalsiege.

 

Arash Yahyaijan blickt in unserem Interview aber nicht nur zurück, sondern der Schwenninger Unternehmer stellt auch klar, was er sich für die nahe (Hauptversammlung) und mittelfristige Zukunft des FC 08 wünscht.

Arash Yahyaijan, wie geht es Ihnen?

Mir geht es sehr gut, danke. Beruflich bin ich mit meiner Firma gut ausgelastet und auch privat läuft alles wunderbar. Besonders stolz bin ich, dass ich im September zum ersten Mal Opa geworden bin – ein unbeschreiblich schönes Gefühl.

Sie haben am Freitag den Wild Wings zugejubelt. Die Schwenninger haben in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht, Eishockey boomt. Das kann man vom FC 08 nicht behaupten. Wie sehen Sie die aktuelle Situation im Friedengrund?

Ich bin seit über 35 Jahren Eishockey-Fan und regelmäßig im Stadion. Seit drei Jahren bin ich mit meiner Firma auch VIP-Partner beim SERC. Die Entwicklung des Vereins habe ich also sehr nah mitverfolgt – und ich ziehe den Hut vor den Verantwortlichen. Sie haben vieles richtig gemacht. Aber auch beim FC 08 Villingen wurde ab 2018 vieles richtig gemacht. Gemeinsam mit damaligen Präsident Leo Grimm und dem damaligen Vorstandsteam – Mario Ketterer, Armin Distel, Reinhard Warrle, Andreas Flöß und mir – haben wir einen angeschlagenen Verein übernommen. Wir haben den FC 08 wirtschaftlich und organisatorisch stabilisiert, komplett entschuldet und sportlich zu einem Top-Oberligisten entwickelt. Das war echte Teamarbeit, jeder hat seinen Teil beigetragen. Diese Geschlossenheit war der Schlüssel zum Erfolg – und leider fehlt genau das heute. In den vergangenen Jahren hat sich das Miteinander aufgelöst, und das spiegelt sich auch in der aktuellen Lage wider.

Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern, damit die Nullachter die Lücke zu den Wild Wings zumindest etwas verkleinern könnten?

Natürlich kann man den FC 08 nicht eins zu eins mit einem DEL-Verein vergleichen. Aber was ich beim SERC immer bewundert habe: Die Fans standen auch in der 2. Ligazeiten hinter dem Club. Beim FC 08 fehlt mir aktuell eine klare, einheitliche Strategie. Seit meinem Rückzug war ich nur zweimal im Stadion – weil ich mit Bedauern sehe, wie sich der Verein verändert hat. Statt miteinander wird übereinander gesprochen – teilweise sogar öffentlich über die Medien. Es gibt keine klar erkennbare Führung, und manchmal wirkt es, als würde bewusst gegeneinander gearbeitet. Sollte sich das nicht bald ändern, mache ich mir große Sorgen um die mittel- und langfristige Zukunft des Vereins.

Am Mittwoch steht die Mitgliederversammlung an. Es könnte zu hitzigen Diskussionen kommen. Was erwarten Sie im Münsterzentrum?

Ich weiß noch nicht, ob ich teilnehmen kann, da ich beruflich unterwegs bin. Aber Stand heute erwarte ich eine eher hitzige Versammlung. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich einiges aufgestaut. Dennoch hoffe ich, dass wieder der Verein im Mittelpunkt steht – nicht einzelne Personen oder Befindlichkeiten. Die Mitglieder sollten sich ein eigenes Bild machen und dann im Sinne des Vereins entscheiden.

Ihr Sohn Marcel hat angekündigt, dass er nur als Geschäftsführer Sport weitermacht, wenn Alexander Steudtner, Frederick Bruno und Dominik Falk gewählt werden. Ist das aus Ihrer Sicht die richtige Entscheidung?

Marcel ist 33 Jahre alt und trifft seine Entscheidungen selbst. Er kennt meine Meinung, aber ich mische mich da nicht ein. Ich habe ihm aber geraten, auf seine Gesundheit zu achten – er hat einen anspruchsvollen Hauptjob und zwei kleine Kinder. Die Arbeit beim FC 08 ist sehr zeitintensiv. Letztlich muss er abwägen, ob er diesen Weg mit vollem Einsatz und guten Rahmenbedingungen weitergehen kann.

Apropos Entscheidungen. Sie mussten viele in den 16 Jahren beim FC 08 treffen. Gibt es welche, die Sie rückblickend bereuen?

Natürlich gibt es Entscheidungen, die einem im Nachhinein schwer im Magen liegen. Zwei Fälle bleiben mir besonders in Erinnerung: Zum einen die Nicht-Verlängerung von Damian Kaminski. Sportlich und menschlich war er ein absoluter Gewinn für den FC 08 – ich bin überzeugt, er hätte uns weitergeholfen. Zum anderen die Trennung von Jago Maric. Wir waren auch privat befreundet, er hat sowohl als Spieler als auch als Trainer Großes für den Verein geleistet. Ich habe mich damals bewusst enthalten, da Marcel als sein Nachfolger vorgeschlagen wurde. Aber Jago hätte einen würdigen Abschied verdient gehabt – das wurde ihm nicht gerecht.

Ganz ehrlich: Juckt es Sie nicht, noch einmal im Friedengrund eine Funktion zu übernehmen oder zumindest im Hintergrund mitzuhelfen?

Ich bin mit meinem aktuellen Leben zufrieden und genieße die Zeit mit meiner Familie. Natürlich verfolge ich die Entwicklung weiterhin, insbesondere im Austausch mit Reinhard Warrle, mit dem sich über die Vorstandsarbeit eine enge Freundschaft entwickelt hat. In den letzten zwei Jahren wurde ich mehrfach gefragt, ob ich wieder ein Amt übernehmen möchte. Aber ich habe klar abgelehnt. Ich habe 2022 einen sportlich und wirtschaftlich gesunden Verein übergeben – mit viel Herzblut, Zeit und Leidenschaft. Leider wurde das im Nachgang nicht ausreichend gewürdigt. Es gab Aussagen, ich hätte einen „Scherbenhaufen“ hinterlassen. Erst Monate später – als klar wurde, was ich alles geleistet und aufgefangen habe – kam man wieder auf mich zu. Aber da war das Thema für mich erledigt. Der FC 08 liegt mir nach wie vor am Herzen, und ich wünsche mir sehr, dass der Verein wieder zur Ruhe kommt und zu alter Stärke zurückfindet.

Arash Yahyaijan und der FC 08 Villingen

Arash Yahyaijan kam im Jahr 2006 zum FC 08. Reiner Scheu hatte ihn als Trainer für die C-Junioren verpflichtet. Schnell feierte der Ex-Spieler der FSV Schwenningen im Nachwuchsbereich der Villinger Erfolge – darunter war der Aufstieg mit den B-Junioren in die Oberliga. In der Saison 2009/10 rutschte Yahyaijan in eine Doppelrolle. Er trainierte die A-Junioren und avancierte zum Assistenzcoach von Cheftrainer Reiner Scheu. Nach dessen Entlassung übernahm Yahyaijan gemeinsam mit Kapitän Jago Maric sogar die Leitung der ersten Mannschaft.

Unter Coach Martin Braun blieb Arash Yahyaijan in der Runde 2010/11 Assistenzcoach des Oberliga-Teams und trainierte gleichzeitig die in der Bezirksliga spielende U23, mit der er 2012 den Landesliga-Aufstieg bejubelte.

In der Spielzeit 2015/16 arbeitete Yahyaijan – nach der Trennung von Lothar Mattner - als Co-Trainer neben Jago Maric im Oberliga-Team. Zudem coachte er bis zur Winterpause interimsmäßig die A-Junioren.

Arash Yahyaijan zusammen mit den Söhnen Marcel (rechts) und Kamran nach dem SBFV-Pokalsieg 2021. Foto: Marc Eich

Der Klassenerhalt in der Oberliga wurde verfehlt, doch der SBFV-Cupsieg gegen den SV Oberachern und das DFB-Pokalspiel gegen Schalke 04 in Freiburg sind Höhepunkte seiner Zeit beim FC 08. Nach der sofortigen Rückkehr in die Oberliga wurden 2018 erneut der Pokalsieg gefeiert. Den Durchmarsch in die Regionalliga verfehlten die Nullachter nur knapp.

Im Juli 2018 wurde Arash Yahyaijan zum Sportvorstand und Sportlichen Leiter gewählt. In seine Amtszeit fiel die Trennung des langjährigen Spielers und Trainers Jago Maric, dessen Amt Yahyaijan-Sohn Marcel übernahm. Ende 2022 übergab er das Sportvorstand-Amt an Nachfolger Denis Stogiannidis. „Insgesamt sehe ich die Jahre von 2018 bis 2022 – seit langem – als die erfolgreichste Zeit für den FC 08 an“, betonte Yahyaijan im Dezember 2022. Insgesamt war der Coach und Funktionär bei vier Villinger SBFV-Pokalsiegen in verschiedenen Funktionen dabei.