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Mit seinen Apps - findigen Kleinprogrammen - für multifunktionelle Handys geht der Hersteller Apple daran, den Mitmachtrend im Internet zu perfektionieren.

Stuttgart - Mit seinen Apps - findigen Kleinprogrammen - für multifunktionelle Handys geht der Hersteller Apple daran, den Mitmachtrend im Internet zu perfektionieren. Tausende Nutzer werkeln mittlerweile an den Software-Gimmicks. Mitmachen ist derzeit in Mode - besonders im Internet. Anders als in den bereits seit Jahren etablierten Medien Radio, Fernsehen und Printprodukte, in denen Spezialisten in den Redaktionen das Angebot für die Nutzer aufbereiten, setzt das neue Medium bewusst auf Interaktion. In Plattformen und sozialen Netzwerken stellen Millionen eigene Inhalte ins Internet ein. Über Blogs oder Dienste wie Twitterkreieren sich ganze Nutzergruppen mittlerweile eigene Nachrichtenwelten.

In gewisser Weise perfektioniert hat das Mitmachen in der virtuellen Welt jetzt der Computer- und Softwarespezialist Apple. Seit Sommer 2008 bietet der IT-Konzern Nutzern seines iPhone-Handys die Möglichkeit, sich ein buntes Sammelsurium von Kleinprogrammen - sogenannten Apps - herunterzuladen und vor allem: Sie auch selbst zu programmieren.

Rund 90.000 kleine Helfer können mittlerweile bei der hauseigenen Plattform iTunes abgerufen werden - viele davon sind kostenlos. Ein stetig wachsendes Heer von aktuell rund 125000 mehr oder weniger professionellen Programmierern hat sich bei der kalifornischen Firma registrieren lassen und experimentiert seither vor sich hin.

Der Ideenreichtum kennt dabei kaum Grenzen. Vom virtuellen Leeren eines Bierkrugs (iPint) bis zur ausgefeilten Suchsoftware für Hotels reicht das Spektrum. Es gibt Software, die die perfekte Kochzeit für Frühstückseier bereithält, oder solche, die den korrekten Trinkgeldbetrag bei der Restaurantrechnung berechnet. Durch andere Apps mutiert das Handy zur virtuellen Stromgitarre, bei der die Saiten über das Display angeschlagen werden können. Mit wieder anderer Zubehörsoftware kann man Dutzende Vogelstimmen voneinander unterscheiden, sich die Schneehöhen im Skigebiet fürs Wochenende aufs Handy holen, und wenn man sich dort später im Nebel verirrt, mit Hilfe des als Kompass umfunktionierten iPhones wieder zur rettenden Skihütte zurückfinden.

Die oft mit wenig Aufwand programmierten Apps haben sich mittlerweile zu einem echten Geschäft entwickelt - zunächst einmal für Apple, aber auch für eine steigende Anzahl an Firmen und Alleinprogrammierern, die sich die Gimmicks ausdenken. Rund zwei Milliarden Mal sind die Programme bisher weltweit heruntergeladen worden. Der dadurch erzielte Umsatz beläuft sich nach einem "Spiegel"-Bericht auf rund 200 Millionen Dollar - nur für den August dieses Jahres.

Hobbyentwickler kommen mit guten Programmen, die viele Abnehmer finden, schon mal auf fünfstellige Zuverdienste. Die US-Softwarefirma Pangea hat nach eigenen Angaben mit ihrem Wassertropfen-Puzzlespiel Enigmo in weniger als einem halben Jahr mehr Geld verdient als mit allen anderen vergleichbaren Produkten aus dem Haus in den letzten 21 Jahren.

Die Stuttgarter Firma Cultured Code, einer der Vorreiter unter den Apps-Programmschmieden, macht mittlerweile einen Millionenumsatz, unter anderem mit der Kleinsoftware. Fünf Mitarbeiter hat die 2004 gegründete Firma neu eingestellt.

Aber auch Apple verdient an der Software, für die man ohne Probleme auch 80Euro auf den Tisch legen kann. Um in den Club der iPhone-Programmierer aufgenommen zu werden, sind erst einmal 99 Dollar fällig. Zudem fließen 30 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der jeweiligen Software in die Taschen des Konzerns aus Cupertino.

Daher springen jetzt auch andere Anbieter auf den Apps-Zug auf. Auch Apple-Konkurrent Google bietet für sein G-Phone mittlerweile Apps an, die für das mobile Google-Betriebssystem Android optimiert sind. Ähnliche Projekte laufen bei den Konkurrenten Palm und dem kanadischen Blackberry-Produzenten Rim. Richtig lukrativ ist nach Ansicht von Fachleuten derzeit aber nur der Apps-Store von Apple.

Wohin die Reise geht, haben IT-Beratungsfirmen schon einmal vorformuliert: Bis zu sechs Milliarden Dollar, so schätzt die Beratungsfirma Strategy Analytics, könnten 2013 mit den Spielereien umgesetzt werden.