Die City-App von Matt Fitzpatrick macht den Klimavergleich zwischen Städte. Horb findet sein Klima-Pendant in Italien. (Symbolfotos) Foto: adrian_ilie825 - stock.adobe.com/Daniel Begemann/Montage: Tina Weber

Ein Hauch von mediterranem Flair brachten die Palmen in Pflanzenkübeln im Sommer nach Horb. Im Jahr 2080 könnte Horb sogar zu einer echten „Stadt unter Palmen“ werden, wie eine App veranschaulicht. Dramatische Szenarien drohen jedoch vielen anderen Orten.

Auf der interaktiven Weltkarte von Matt Fitzpatrick, Professor an der University of Maryland (USA), können die Nutzer eine Zeitreise unternehmen. Die von ihm entwickelte Web-App führt Menschen von ihrer Stadt aus an den Ort auf der Erde, dessen heutiges Klima dem erwartbaren Klima ihrer Heimat im Jahr 2080 am nächsten kommt. Daten liefert die App zu Orten in fast allen Regionen der Erde. Ausgenommen sind Grönland und die Antarktis.

 

Einer der vielen kleinen Punkte auf der Klima-Weltkarte ist Tübingen. Ein Klick darauf veranschaulicht, wohin sich die Region zwischen der Unistadt und Horb klimatisch in den nächsten Jahrzehnten bewegen wird. Die Vorhersage lautet: „Mit den gegenwärtigen hohen Emissionen ist zu erwarten, dass die Sommer 6,4 Grad Celsius wärmer und 12,7 Prozent trockener werden. Die Winter werden erwartungsgemäß 4,8 Grad wärmer und 12,3 Prozent nasser.

Welchem heutigen Ort würde das Klima in Horb und Umgebung im Jahr 2080 bei den gegenwärtigen Emissionen also entsprechen? Matt Fitzpatricks App schlägt dafür Urbisaglia in der an der Adria gelegenen Region Marche in Mittelitalien vor. Von Horb liegt die kleine italienische Gemeinde laut Google Earth knapp 700 Kilometer Luftlinie nach Süden entfernt.

Was sagen die Daten über Haslemere und La Roche-Blanche?

Eine beträchtliche klimatische Reise wird laut den Daten in der App auch Horbs englische Partnerstadt Haslemere unternehmen, die südwestlich von London liegt. Die kommenden knapp 60 Jahre würden die englische Kleinstadt klimatisch ins südwestliche Frankreich in die Nähe von Bordeaux am Atlantischen Ozean transportieren. Die Sommer in Haslemere könnten dann 5 Grad wärmer und 19 Prozent trockener sein, die Winter 3,2 Grad wärmer und 11,7 Prozent nasser.

Die Empfinger wären mit ihrer französischen Partnerstadt La-Roche Blanche, die in der Nähe von Clermont-Ferrand liegt, im Jahr 2080 klimatisch ebenfalls in der italienischen Region Marche angesiedelt.

Erschreckendes Szenario für andere Teile der Welt

Neben den großen klimatischen Veränderungen in Europa sind die Folgen des Klimawandels für manch andere Regionen der Erde sogar ein unabsehbares Risiko. Besonders vom Klimawandel betroffen sein könnten demnach etwa Teile Afrikas und Südostasiens. Zwei Beispiele: Für Ouagadougou, Hauptstadt das westafrikanischen Landes Burkina Faso, das südlich der Sahara liegt, verheißt die App ein dramatisches Szenario: „Das zukünftige Klima für diesen Ort wird erwartbar mit nichts zu vergleichen sein, was derzeit irgendwo auf der Erde zu finden ist. Daher gibt es keine Klimavergleiche für diesen Ort.“ Die gleiche Aussage gilt zum Beispiel für Singapur, den südostasiatischen Stadtstaat mit knapp 6 Millionen Einwohnern.

Mit reduzierten Emissionen sieht es anders aus

Doch die Web-App zeigt auch, dass der Kampf gegen den Klimawandel noch nicht verloren ist. Bei den Berechnungen der Klimaszenarien ist in der App eine Unterscheidung zwischen zwei Emissionslevels möglich. Bei reduzierten Emissionsmengen leicht über denen des Pariser Klimaabkommens sieht die Vorhersage schon ganz anders aus als in der Berechnung mit hohen Emissionen: In der Region um Tübingen und Horb wären die Sommer im Jahr 2080 dann nur noch 1,9 Grad wärmer und 5 Prozent nasser, die Winter wären um 1,7 Grad wärmer und 6,6 Prozent nasser.